Daniel Baumat hatte es geahnt, irgendwie. Der gründliche Schweizer Ingenieur von Datensponsor Omega bot dem Internationalen Olympischen Komitee vor den Spielen in Montreal 1976 an, die Kapazität der Anzeigetafeln bei den Kunstturn-Wettbewerben von bislang drei auf vier Ziffern zu erhöhen. Nicht nötig, bekam der Eidgenosse zur Antwort, 10,00 Punkte werde es nicht geben.
Als Comaneci für eine Sensation sorgte
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Siebenmal die Traumnote 10
Aber als Nadia Comaneci nach ihrer Übung am Stufenbarren wieder auf der Matte gelandet war, gab es sie 27 Jahre nach der Einführung dieses Wertungssystems dann doch. Der Hallensprecher verkündete die Traumnote 10 für die damals 14 Jahre alte Rumänin lautstark als Weltsensation, nur auf der Tafel standen technisch bedingt kümmerliche 1,00 Punkte.
Doch die Schallmauer war durchbrochen, die über Jahrzehnte niemals vergebene Höchstnote geriet zu einer inflationären Ware. Comaneci selbst erhielt sie in Montreal siebenmal, in den kommenden Jahrzehnten wurde eine 10 sogar bei nationalen Titelkämpfen salonfähig. Für die Preisgerichte wurden Differenzierungen immer schwieriger.
Neues Bewertungssystem eingeführt
Erst 2006 wurde ein neues Bewertungssystem eingeführt. 10,0 Punkte sind jetzt nur noch in der B-Note für den künstlerischen Eindruck möglich, wurden aber noch nie vergeben. Hinzu kommen Punkte für die Schwierigkeit der Elemente (A-Note), die im Weltklassebereich bei knapp sieben Zählern liegen. Top-Gesamtnoten sind aktuell jenseits der 16 Punkte - vom theoretischen Maximum 20 also noch weit entfernt.