Para-Weitspringer Markus Rehm ist ein Fabel-Rekord gelungen - der die brisante Diskussion um seinen Platz im Weltsport wieder in den Blickpunkt rückt.
Fabelsprung heizt große Debatte an
Mit 8,62 m sprang Rehm bei der Para-EM im polnischen Bydgoszcz am Dienstag weiter als jemals ein deutscher Weitspringer zuvor, knackte zum wiederholten Male die Norm für Olympia und überflügelte in der Jahres-Weltbestenliste auch alle Nicht-Behinderten. Im Para-Bereich schwebt Rehm in einer eigenen Dimension - in Bydgoszcz lag der zweitplatzierte Franzose Dimitri Pavade 1,64 Meter hinter ihm.
Dennoch lässt ihn der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bei der nationalen Meisterschaft am Wochenende nach derzeitigem Stand nur außer Konkurrenz starten. Die heikle und vielschichtige Frage, ob seine Prothese ihm einen unfairen Vorteil verschafft, ist der Hintergrund.
Der einseitig unterschenkelamputierte Rehm ärgert sich darüber - er würde im Sommer gerne neben den Paralympics auch bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein.
Markus Rehm will zu Olympia - und kritisiert deutschen Verband
Die Haltung des DLV sorgt bei Rehm angesichts eines wegweisenden CAS-Urteils aus dem Vorjahr für Unverständnis. "Die Beweispflicht wurde umgekehrt. Das heißt, wenn Zweifel bestehen sollten, dann muss der Verband einen Vorteil nachweisen. Es gibt eine Studie aus 2016, die das nicht abschließend klären konnte", erklärt der Leverkusener: "Deshalb würde ich gerne in der ganz normalen Wertung starten. Wenn das nicht möglich ist, dann muss der Verband überlegen, warum das nicht möglich ist."
"Das Ziel ist schon, auch bei den Olympischen Spielen zu starten", sagt der 32-Jährige: "Da geht es mir aber überhaupt nicht um eine Medaille. Mein Ziel ist es, Werbung für den Para-Sport zu machen. Meine Medaille gewinne ich später bei den Paralympics."
Er wolle auf der "größeren Plattform" Olympia zeigen, "was paralympische Athleten im Stande sind zu leisten", sagte der dreimalige Paralympics-Champion: "Es gibt immer noch viele Menschen, die mit unserem Sport nichts anfangen können, die Leistungen falsch einschätzen, die vielleicht sogar noch Scherze über den paralympischen Sport machen. Den Leuten möchte ich beweisen, dass die Scherze einfach nicht witzig sind, weil die Leistungen hier Wahnsinn sind."
-----
Mit Sportinformationsdienst (SID)