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Olympia in Rio: Das Protokoll der Sieges-Nacht von Usain Bolt

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Olympia in Rio: Das Protokoll der Sieges-Nacht von Usain Bolt

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Bolt-Nacht: Protokoll des Spektakels

Das Ereignis der Olympischen Spiele: der 100-Meter-Sprint der Männer mit dem Duell zwischen Usain Bolt und Justin Gatlin. Das Protokoll des Abends von SPORT1.
Usain Bolt
Usain Bolt
© Getty Images
Christoph Küppers
Das Ereignis der Olympischen Spiele: der 100-Meter-Sprint der Männer mit dem Duell zwischen Usain Bolt und Justin Gatlin. Das Protokoll des Abends von SPORT1.

Es war - wie eigentlich immer - das Ereignis der Olympischen Spiele schlechthin: Der 100-Meter-Sprint der Männer, diesmal mit dem Duell Usain Bolt gegen Justin Gatlin.

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Das Spektakel endete mit Bolts siebtem Olympiasieg, seinem dritten in Folge über die 100 Meter.

SPORT1 war in Rio dabei und hat den Abend protokolliert.

+++ Am Stadion +++

Schwerbewaffnete Polizisten und Militärs sichern das Estadio Olimpico Joao Havelange mitten in der Stadt. Normalerweise trägt hier der Fußballklub Botafogo seine Heimspiele aus. Ein Hubschrauber kreist am Himmel. Menschenmengen drängen sich zweieinhalb Stunden vor dem Finale (22.25 Uhr Ortszeit) im Eingangsbereich. Lange Schlangen auch für die Arbeitenden: Massen an Journalisten, Fotografen und technischem Personal kommen nur im Schneckentempo vorwärts. Die "Forca Nacional", die die Kontrollen durchführt, arbeitet zügig, aber auch nachlässig.

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+++ Die ersten Bilder +++

56.437 Zuschauer fasst das Stadion, und diesmal bleiben nur wenige Plätze leer. Auch auf der riesigen Pressetribüne findet sich kaum ein Platz mehr. Am Ende der Laufbahn haben sich etwa einhundertfünfzig  Fotografen mit bestem Blick auf den Zielbereich auf einer eigenen Tribüne und in einem Graben postiert. Die Übertragung aus dem Aufwärmbereich zeigt Bolt in einem grauen Kapuzenpulli, der sich vorbereitet.

+++ Halbfinale+++

Der Weltrekordler ist im zweiten Lauf dran. "Bolt! Bolt! Bolt!" schallt es von den Rängen, als sich der Jamaikaner auf seinen Lauf vorbereitet. Er legt den Finger auf die Lippen, die Massen verstummen. Ein Vogel fliegt unter der offenen Dachkonstruktion hindurch, man hört plötzlich wieder den Hubschrauber und heulende Sirenen. Startschuss, Fehlstart, entsetzte Schreie von den Rängen. Andrew Fisher aus Bahrain ist raus. Der zweite Start glückt, Bolt geht auf Bahn sechs schnell in Führung, läuft vorneweg. Er guckt einmal nach rechts, einmal nach links, grinst breit und trudelt aus. Erster, souverän, 9,86 Sekunden. Saisonbestleistung zu dem Zeitpunkt.

+++ Justin Gatlin +++

Im dritten Lauf des Halbfinales ist der große Rivale dran, der nach den Zeiten dieses Jahres sogar Favorit sein müsste. Der US-Amerikaner mit doppelter Dopingvergangenheit wird mit lauten Pfiffen empfangen. Er zeigt sich unbeeindruckt und gewinnt seinen Lauf, ebenfalls ohne an die Grenze zu gehen. 9,94 Sekunden, fast eineinhalb Zehntel über seiner Saisonbestleistung. Gatlin verschwindet direkt wieder mit unbewegter Miene in den Katakomben.

+++ Gespanntes Warten +++

Die Halbfinals der Frauen über 1500 Meter nutzen viele Fans, sich in der warmen Nacht mit Getränken und Snacks einzudecken. Auch das Dreisprungfinale der Frauen ohne brasilianische Beteiligung  wird eher am Rande wahrgenommen. Das Finale über die 400 Meter lässt die Stimmung dann hochkochen: Der Südafrikaner Wayde van Niekerk läuft in einem dominanten Rennen zu Gold – 43,03 Sekunden, Weltrekord! Die Fabelmarke Michael Johnsons aus dem Jahr 1999 ist ausgelöscht.  

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+++ Finale +++

Die Sprinter kommen durch einen langen Tunnel ins Stadion. Alle wirken sie angespannt. Wieder gibt es Pfiffe für Gatlin, wieder Jubel für Bolt, diesmal ohrenbetäubend laut. Bolt läuft wie im Halbfinale auf Bahn 6, Gatlin auf der 4. Ein trommelartiger Sound markiert den Countdown. Das ganze Stadion steht.

+++ Der Lauf +++

Zischlaute auf den Rängen, bis totale Stille herrscht. Fast jeder Zweite hat die Handykamera gezückt. Ein Schuss, dann tosender Lärm. Gatlin kommt besser weg, Bolt schwer aus den Startblöcken. Mitte der Bahn liegt er noch zurück, zieht dann aber unwiderstehlich an und vorbei. Schon vor der Ziellinie, des Sieges gewiss, klopft er sich mit der rechten Hand auf die Brust. 9,81 Sekunden. Gatlin (9,89) ist deutlich geschlagen. Dritter wird der Kanadier Andre de Grasse (9,91).

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+++ Die Show +++

Bolt läuft einfach weiter, in die Kurve. Kniet nieder, hält inne, steht auf und bekreuzigt sich. Die Ehrenrunde absolviert er gehend. Jede Sekunde mitnehmen. Er klatscht Maskottchen Vinicius ab, klemmt sich ein gereichtes Stofftier unter den Arm. Gatlin lacht, hat sich eine USA-Flagge umgehängt, doch kaum einer interessiert sich für ihn. Es ist Reggae-Time. Bob Marleys "Jammin" wummert aus den Boxen. Bolt, mit einer umgedrehten Jamaika-Kappe auf dem Kopf, macht ein Selfie mit den drei Siebenkämpferinnen, die eben geehrt worden waren. Nafissatou Thiam, Jessica Ennis-Hill und Brianne Theisen-Eaton hatten darum gebeten. Der Siegesmarsch geht weiter, bis die Stadionrunde komplett ist. Bolt zieht seine goldenen Schuhe aus, klettert über die Absperrung und feiert mit den Fans. Dann erst: Seine berühmte Geste. Der Sternendeuter lässt den Lärmpegel wieder hochschnellen.

+++ Das Nachspiel +++

Menschenmassen strömen. Die Zuschauer hinaus, die Journalisten in die Mixed Zone, wo ein unglaublicher Aufruhr herrscht. Noch sind andere im Fokus des Interesses. Vor allem 400-m-Weltrekordler van Niekerk ist begehrt. Gatlin kommt, wirkt gelöst, ist gut gelaunt, scherzt. Aus dem Stadion immer wieder Jubelgeschrei und Pfiffe. Bolt muss da noch irgendwo sein. Als er tatsächlich kommt, beginnt das Hauen und Stechen. Im Schneckentempo arbeitet er sich durch die Wälder von Mikrofonen und an den Kameras von zig Fernsehteams vorbei. Die Horden von der schreibenden Presse aus aller Welt sind als letztes dran. Bolt ist geduldig, spricht über das Rennen, einer fragt nach Zlatan Ibrahimovic. Tausende Fotos werden geschossen, einige verlieren jede Contenance. Eine Journalistin hat ein Selfie ergattert und ruft Bolt hinterher: "I love you, I love you."

+++ Die Pressekonferenz +++

Über 200 Menschen haben sich in dem Saal versammelt, bis der Wunderläufer die Bühne betritt. Drei Simultanübersetzer warten seitlich in Kabinen auf ihren Einsatz. Bolt spielt von Anfang mit den Anwesenden, zeigt das Victory-Zeichen bei seiner Begrüßung. Gatlin verspätet sich. Nicht glücklich ist der Olympiasieger mit der kurzen Pause zwischen Halbfinale und Finale – für Bolt ein Grund, warum der Endlauf nicht schneller war. Er lobt die Energie der brasilianischen Fans, wenngleich ihn die Buh-Rufe gegen Gatlin "schockierten". Im Rennen sei er trotz des Nachteils am Start cool geblieben, im Wissen was er drauf habe. Und natürlich kündigt er an, dass das noch nicht alles war. Seine Ernährung? Asiatisches, Nudeln, viel Hühnchen. Was er nach seiner Läuferkarriere machen wolle? Auf jeden Fall dem Sport erhalten bleiben. "Der Sport braucht mich", sagt er.