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Formel 1: Jos Verstappen im Interview über Sohn Max - "Es ist an der Zeit, mit dieser Story aufzuräumen"

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Formel 1: Jos Verstappen im Interview über Sohn Max - "Es ist an der Zeit, mit dieser Story aufzuräumen"

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Verstappen: „Er will das unbedingt“

Jos Verstappen spricht im Interview über seinen Sohn Max, dessen vier WM-Titel und seine Ähnlichkeit zu Michael Schumacher. Außerdem verrät er, warum er nicht mit seinem Sohn Weihnachten gefeiert hat.
Die internationalen Medien feiern den Niederländer für einen Triumph, der in dieser Saison keine Selbstverständlichkeit war.
Jos Verstappen spricht im Interview über seinen Sohn Max, dessen vier WM-Titel und seine Ähnlichkeit zu Michael Schumacher. Außerdem verrät er, warum er nicht mit seinem Sohn Weihnachten gefeiert hat.

Max Verstappen krönte sich Ende November in Las Vegas zum vierten Mal zum Weltmeister der Formel 1. Vater Jos Verstappen fördert seinen Sohn seit Kindheitstagen und verhalf dem Niederländer so zu einer äußerst erfolgreichen Karriere - mit gerade einmal 27 Jahren.

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Im Interview verrät der 52-Jährige, was er Max mit auf den Weg gab, spricht über seine Beziehung zu Michael Schuhmacher und räumt mit einem unrühmlichen Gerücht auf.

SPORT1: Jos, wie haben Sie Weihnachten verbracht?

Jos Verstappen (52): Sehr besinnlich. Ich war mit meiner Frau und meinen Kindern in unserem Domizil in Belgien. Silvester verbrachten wir in Dubai.

SPORT1: Mit Ihrem Sohn Max?

Verstappen: Nein. Der hat jetzt eine eigene Familie. Er ist mit seiner Lebensgefährtin Kelly und „Adoptivtochter“ Penelope in die Ferien gefahren. Es ist ganz normal, dass mein Sohn jetzt als Vater auf eigenen Füßen steht.

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Gewisse Parallelen bei Vater und Sohn

SPORT1: Max wird in diesem Jahr zum ersten Mal leiblicher Vater. Wie haben Sie das aufgenommen? Sie fahren immer noch erfolgreich Rallye, haben zuletzt eine extrem schwierige Rallye rund um Spa gewonnen. Schon kursiert der Beiname „schnellster Opa“ der Welt.

Verstappen: Zunächst einmal: Ich werde das vierte Mal Großvater. Meine Tochter Victoria hat schon drei Kinder. Ich freue mich total, klar, und hoffe, dass alles gut gehen wird. Es passt. Ich war 26, als ich mit ihm das erste Mal Vater wurde, er ist jetzt 27. Da gibt es gewisse Parallelen.

SPORT1: Hat der große Mentor von Max, Red-Bull-Chefberater Helmut Marko, schon Ansprüche angemeldet?

Verstappen (lacht): Er hat es wohlwollend hingenommen, jetzt „Uropa“ zu werden. Beim letzten Rennen in Abu Dhabi haben wir uns darüber länger unterhalten. Über eine Red-Bull-Zukunft wurde aber noch nicht gesprochen. Erst mal müssen wir sehen, ob es ein Junge oder Mädchen wird.

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SPORT1: Max wurde 2024 das vierte Mal in Folge Weltmeister. War das der beste Max Verstappen, den die Formel 1 je gesehen hat?

Verstappen: Er war auch schon 2023 extrem gut. Aber klar, 2024 war es schwieriger für ihn, weil das Auto nicht das beste im Feld war und er deshalb immer am Limit fahren musste. Ohne Fehler zu machen. Das hat er extrem gut hinbekommen. Er hat immer schon hundert Prozent gegeben. Aber in diesem Jahr fiel das mehr auf. Die Leute haben gemerkt, dass Max im Vergleich zu anderen den Unterschied machen kann.

Rennen in Brasilien: „Das war speziell“

SPORT1: Ist der vierte WM-Titel deshalb der schönste?

Verstappen: Jeder Titel ist besonders und wertvoll. Der schönste ist immer der erste. Abu Dhabi 2021 war schon speziell. Wenn du quasi in der letzten Runde den Titel gewinnst, wirst du das nie vergessen. Toto Wolff und Lewis Hamilton wird das nicht gefallen. Aber ich weiß noch, wie ich mit meinem Sohn kurz nach dem Rennen in der Box saß und wir seine Karriere noch mal im Schnelldurchlauf Revue passieren ließen. Es war ein extrem schöner und emotionaler Moment für uns beide. Was dieses Jahr betrifft: Sein Rennen im strömenden Regen in Sao Paulo sticht natürlich heraus. Er musste von hinten losfahren, bei extrem schwierigen Bedingungen. Man konnte schnell einen Fehler machen, aber Max fuhr einfach, als hätte es den Regen nicht gegeben. Das war speziell.

SPORT1: Max polarisiert, weil er immer sehr offen seine Meinung sagt. Manche halten ihn für arrogant, andere lieben ihn für seine offene Art. Ist seine Ehrlichkeit auch ein Produkt Ihrer Erziehung?

Verstappen: Ich denke schon. Er ist nicht arrogant, sondern direkt. Ja, immer zu sich selbst zu stehen, war ein Teil meiner Erziehung. Wir reden doch immer wieder über Vorbilder für die Jugend. Ich frage jetzt: Was ist mehr Vorbild? Wenn man hintenrum den Schauspieler gibt oder offen sagt, was man denkt, und immer zu seinen persönlichen Werten steht? Ich kann nur sagen: Wie Max sich in der Öffentlichkeit verhält, wie er unverblümt seine Meinung sagt – das macht mich genauso extrem stolz auf meinen Sohn wie seine sportlichen Erfolge. Viele kennen den wahren Max nicht. Auf der Strecke ist er bedingungslos aggressiv, das muss er auch sein. Aber im Privaten ist er eine ruhige, extrem ausgeglichene, freundliche Seele. Jemand, der Harmonie will und der genau zuhört und dann seine Schlüsse zieht. Du solltest das wissen ...

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SPORT1: Was genau?

Verstappen: 2015, da war er gerade 17 und fuhr seine erste Saison bei Toro Rosso. Wir saßen beim Nachtrennen in Singapur zusammen in einer Hotelbar. Du und ich, deine Kollegin Bianca (Garloff; d. Red.), meine Tochter Victoria, die damals seine sozialen Medien betreut hat, und Max. Wir unterhielten uns über die Formel 1. Wie schnell jemand in den Himmel gehoben wird, wie schnell einen die Presse aber auch wieder fallen lässt. Wir redeten auch über Werte. Dass es entscheidend wäre, am Ende immer zu sich selbst zu stehen. Max schien nicht an der Diskussion teilzunehmen, war scheinbar nur in sein Handy vertieft. Jahre später sagte er mir, er hätte bei dem Gespräch genau zugehört.

Jos Verstappen räumt mit alter Geschichte auf

SPORT1: Sie galten als extrem strenger Vater. Der seinen Sohn sogar einmal an einer Autobahn-Raststätte ausgesetzt hatte, weil er beim Kart-Rennen zuvor Fehler machte ...

Verstappen: Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, mal mit dieser Story aufzuräumen. Die Wahrheit ist: Ich habe ihn da nicht zurückgelassen. Ich habe lediglich eine Woche nicht mehr mit ihm geredet. War das zu hart? Laut Max nicht. Er fühlte sich durch meine Art besser für die Formel 1 vorbereitet. Der Umgang mit Helmut Marko, der ja auch als extrem harter Knochen gilt, hat ihm deshalb nichts mehr ausgemacht. Auch dass wir immer wieder mit dem Kart auf Trockenreifen auf regennasser Piste trainierten, weiß er heute zu schätzen. Ich spüre bei ihm nur Dankbarkeit, was seine Kindheit mit mir betrifft.

SPORT1: Wie sehr konnten Sie aus Ihren eigenen Erfahrungen lernen und die Erkenntnisse an Max weitergeben? Immerhin fuhren Sie aufs Podium und galten in Ihrer Heimat auch als Supertalent.

Verstappen: Das war extrem wichtig. Ehrlich gesagt, bin ich nicht stolz auf meine Karriere. Die Leute erinnern sich deshalb an mich, weil ich in Hockenheim 1994 im Feuerball saß, als mein Auto beim Nachtanken zu brennen anfing. Ich machte Fehler: Mein Teamkollege damals bei Benetton war Michael Schumacher. Er war extrem schnell, extrem talentiert und der Platzhirsch im Team. Ich wollte unbedingt so schnell fahren wie er, besonders im Rennen. Das konnte ich aber mit meiner geringen Erfahrung damals nicht. Deshalb machte ich Fehler. Ich wollte mit dem Kopf durch die Wand. Diesen Fehler nicht zu machen, gab ich Max mit auf den Weg.

SPORT1: Wie war Ihre Beziehung zu Michael?

Verstappen: Immer gut. Er gab sich Mühe, auch nach seiner Karriere. Wir fuhren oft Kart mit unseren Kindern Mick und Max. Michael machte keinen Unterschied bei Max oder Mick. Wenn er etwas anzumerken hatte, sagte er es beiden. Gut möglich, dass Max auch von diesen Erlebnissen profitierte. Max hat mit Michael einiges gemein: Kompromisslos auf der Rennstrecke, aber lieb, sensibel und fürsorglich als Privatperson.

Jos Verstappen: „Red Bull hat eine große Aufgabe vor sich“

SPORT1: Wie optimistisch sind Sie, dass Max 2025 seinen fünften Titel einfahren wird?

Verstappen: Da zweifle ich noch ein wenig. Red Bull muss ein Auto bauen, das unter allen Bedingungen leichter vorhersehbar ist. Sieht man das zweite Halbjahr 2024, kann man da nicht optimistisch sein. Es ist Red Bull einfach nicht gelungen, das Auto konstant schnell zu machen. Warum sollte das also dieses Jahr der Fall sein?

SPORT1: Hängen die Probleme mit dem Abgang von Stardesigner Adrian Newey und anderen Personen zusammen, die Red Bull verlassen haben?

Verstappen: Ich glaube ja. Was Newey betrifft: Es ist ein Fakt, dass das Auto nicht besser wurde, als er das Team verließ. Besonders die Updates funktionierten nicht mehr, wie erwünscht. Ich habe genug über die Gründe geredet, warum das Team auseinanderzufallen droht. Lassen wir es dabei. Feststeht: Red Bull hat 2025 eine große Aufgabe vor sich.

SPORT1: Heißt das auch, die Zukunft ist offen, was Max betrifft?

Verstappen: Ja, alles ist möglich. Er kann bei Red Bull bleiben, wenn er einen Sinn darin sieht. Sein Ziel ist es weiterhin, Rennen gewinnen zu können. Sollte er der Meinung sein, dass das bei Red Bull nicht mehr möglich ist, dann ist auch ein Wechsel nicht ausgeschlossen.

Rat für neuen Teamkollegen von Sohn Max

SPORT1: Mit Liam Lawson bekommt er einen neuen Teamkollegen. Was ist Ihr Rat an den jungen Neuseeländer, der Sergio Pérez ersetzen wird?

Verstappen: Dass er nicht den Fehler machen sollte, den ich 1994 bei Benetton gemacht habe: Auf Teufel komm raus mit Max mithalten zu wollen. Er sollte sein eigenes Ding machen. Hoffentlich hat er einen ähnlichen Fahrstil wie Max, dann können sie zusammen das Auto verbessern.

SPORT1: Letzte Frage: Es wird spekuliert, dass Sie irgendwann zusammen mit Ihrem Sohn die legendären 24 Stunden von Le Mans fahren könnten. Was ist da dran?

Verstappen: Ich weiß. Max redet immer wieder davon, er will das unbedingt. Ich sehe das eher kritisch. Ich bin viel zu langsam für ihn. Deshalb würde ich das im Moment eher ausschließen.