Bei der Formel 1 geht es um Speed, Spektakel und vor allem auch um viel Geld. Um noch höhere Einnahmen generieren zu können, scheinen die Eigentümer vor allem am Kalender drehen zu wollen. Immer mehr Länder und Märkte werden erschlossen, was natürlich auch mit mehr Rennen einhergeht.
Wolff: „Es geht nicht mehr“
Bereits die Saison 2024 war mit 24 Grands Prix und sechs Sprint-Rennen die längste Saison der Historie. Bestand eine Formel-1-Saison zu Zeiten von Michael Schumacher noch aus 16 bis 19 Rennen, wurde 2012 erstmals die 20er-Marke geknackt. Mit der Übernahme von Medienkonzern Liberty Media im Jahr 2017 wurde die Renn-Anzahl weiter erhöht, bis der Kalender in der abgelaufenen Saison schließlich 24 Wochenenden umfasste.
Ein Ende der Tendenz zeichnet sich auf den ersten Blick kaum ab, wenn man bedenkt, dass unter anderem mit Ruanda, Südafrika, Südkorea und Thailand schon weitere Nationen in der Warteschleife stehen und bald dazu stoßen könnten. Noch verhindert jedoch das Concorde-Agreement, dass mehr als 25 Grand-Prix-Wochenenden in einem Kalenderjahr stattfinden können.
Wolff mit scharfer Kritik: „Es geht nicht mehr“
Mercedes-Teamchef Toto Wolff lässt dies alleine aber nicht ruhig schlafen. „Es ist über dem Limit“, monierte er im Rahmen einer Sondersendung beim ORF. Ein so eng getakteter Kalender sei nicht nur für die Fahrer und die Führungskräfte ein Kraftakt, sondern vielmehr für das ganze Team. „Wir reisen ja noch bequem. Die Mechaniker, die auf- und abbauen, fliegen Economy. Man sieht in den Gesichtern der Leute jetzt: Es geht nicht mehr“, stellte er unmissverständlich klar.
Insbesondere die drei aufeinanderfolgenden Wochenenden mit Las Vegas, Katar und Abu Dhabi haben Wolff enorm an seine Grenzen gebracht.
„Las Vegas ist brutal. Du siehst das Tageslicht nur ganz wenige Stunden, legst dich ins Bett, weißt nicht, ob du essen sollst oder nicht. Dann wachst du zu Mittag auf, oder ganz in der Früh, da waren wir alle unterschiedlich. Und das nimmt einem vom Rhythmus so mit, dass du dich davon kaum erholen kannst“, beschrieb er.
Wurz sieht die Formel 1 im Zwiespalt - Marko besorgt
Alexander Wurz, der ebenfalls der Runde beim ORF angehörte, konnte Wolff verstehen.
„Ich persönlich find’s zu viel. Mir wären 16 Rennen am liebsten. Einfach von der sportlichen Übersättigung her“, erklärte er, verwies allerdings auch auf die guten Einschaltquoten. „Die Formel 1 boomt halt, und die Leute wollen es sehen. 24 geht für die Teams noch, geht für die Ingenieure gerade noch, auch für die Fahrer“, teilte er seine Einschätzung mit.
Helmut Marko richtete ähnlich wie Wolff und Wurz seine Haupt-Sorgen auf die Mechaniker. „Ich glaube, 24 ist absolut an der Grenze. Wobei wir im Senior Management ja privilegiert sind. Aber man muss an die Mechaniker denken“, verdeutlichte er.
Marko sieht zudem die vielen Flug- und Zeitzonen als Problem und möchte hier aus mehreren Gründen nachbessern. „Ich glaube, man muss die ganze Reihenfolge besser koordinieren, um diese 24 Rennen im Kalender zu halten. Das ist auch eine Umweltsache, dass man nicht kreuz und quer durch die Welt fliegt. Aber mehr als 24 ist aus meiner Sicht aufgrund der Belastung nicht möglich. Außer du fängst mit zwei Crews an“, gab er an.
Die Formel 1 hat bereits angekündigt, die Grand-Prix-Standorte geographisch besser zu gruppieren, jedoch ist für die kommende Saison keine Erleichterung erkenntlich. Erneut sollen 24 Renn-Wochenenden mit Las Vegas, Katar und Abu Dhabi als Tripleheader stattfinden.
Mittel- und langfristig droht einigen traditionellen Strecken in Europa das Aus, sollte die Renn-Anzahl nicht erhöht werden und neue Standorte dazukommen.