So hat sich Lewis Hamilton seinen Abschied von Mercedes sicher nicht vorgestellt. Sechs WM-Titel holte der Brite im Silberpfeil, krönte sich mit 105 Siegen zum erfolgreichsten Rennfahrer der Formel-1-Geschichte. Doch aktuell ist er nur ein Schatten seiner selbst.
Hamiltons traurigstes Bekenntnis
Das traurigste Bekenntnis seiner Karriere machte er schon am Katar-Freitag nach Platz sieben im Sprint-Qualifying. „Ich bin einfach langsam und das ist an jedem Wochenende dasselbe“, konstatierte er da vor laufenden Kameras, und Beobachter sind sich bis heute uneins, ob er das ernst meinte oder mit dem verbalen Zaunpfahl in Richtung seines Mercedes-Teams winken wollte. Auch das angedeutete Grinsen des Rekordchampions brachte kein Licht ins Dunkel der Aussage.
Desaster beim Katar-GP
Fest steht: Hamilton ist ein Rennen vorm Ende seiner Mercedes-Karriere am Limit und war das auch beim GP von Katar. Dessen Bilanz: zwei Strafen, ein Plattfuß, eine Balance, mit der Hamiltons Gasfuß auf Kriegsfuß stand. Und am Ende Platz zwölf. „Für Lewis ist es wirklich ein Desaster“, urteilt Sky-Experte Ralf Schumacher.
Aber der Reihe nach: Zunächst legte Hamilton einen Fehlstart hin und verlor dabei von Platz sechs aus auch noch zwei Positionen. Folge: fünf Strafsekunden. Doch das reichte noch nicht. Als das Safetycar den Pulk durch die Boxengasse führte, vergaß der Mercedes-Superstar den Begrenzer zu drücken und wurde geblitzt. Dafür bekam er eine Durchfahrtsstrafe.
Hamilton einsichtig: „Letztendlich war das meine Schuld am Start und das in der Boxengasse ging auch auf meine Kappe. Nicht meine beste Leistung, aber ich werde mich morgen wieder aufraffen und es noch einmal probieren.“
Hamilton kritisiert Auto
Immerhin: Die alleinige Schuld am Desaster rund um den Mercedes mit der Startnummer 44 trägt Hamilton nicht. Denn in Runde 34 machte ein Reifenschaden das Drama komplett. Den Grund sieht er in einem unfahrbaren Auto. „Wir bekamen die Flügel-Einstellungen nicht richtig hin, das ist uns dieses Jahr schon zu oft passiert“, kritisiert der Dominator von einst.
„Wir hatten im Prinzip nicht genügend Frontflügel auf dem Auto und es lenkte einfach nicht. Deshalb hatte ich über lange Zeit einfach massives Untersteuern. Ich denke ehrlicherweise, dass das zu dem Reifenschaden geführt hat.“
Ein trauriges Ende
Auf der Schleichfahrt zurück in die Box bat Hamilton darum, sein Auto gleich ganz abstellen zu dürfen. Doch auch dieser Wunsch wurde ihm verwehrt. Jetzt droht der erfolgreichsten Paarung der F1-Historie am nächsten Wochenende in Abu Dhabi ein trister Abschied. Hamilton desillusioniert: „Ich denke nicht, dass es auf einem Hoch zu Ende gehen wird. Ich erwarte kein viel besseres Wochenende als wir es zuletzt hatten.“
Allein: Von einer Benachteiligung des Siebenmaligen will Mercedes-Teamchef Toto Wolff nichts wissen. Das seien „verrückte, ausgedachte Verschwörungstheorien“. Der Wiener: „Es stört mich nicht einmal, es sind einfach Idioten.“
Macht sich Ferrari bereits Sorgen?
Bleibt die Frage, die sich vor allem sein neues Team Ferrari stellen muss: Hat Hamilton seinen Zenit überschritten? „Nein, ich mache mir keine Sorgen“, stellt Teamchef Frederic Vasseur bei Sky klar. „Wenn man das Rennen sieht, das er in Vegas gemacht hat: Das war außerordentlich, von Platz zehn zu starten und so weit vorzufahren. Ich kann verstehen, dass die Saison nicht einfach ist. Ich bin aber sicher, dass er mit uns eine gute Saison fahren wird.“
Fest steht schon jetzt: Sollte Hamilton auch in Rot straucheln, dürfte die Dynamik bei Ferrari noch einmal eine ganz andere sein als in seinen letzten Rennen bei Mercedes.