Diesen Rennsonntag wird das Team von Alpine wohl nicht so schnell vergessen. „Ich weiß gar nicht, ob ich das im Fernsehen erzählen darf“, scherzte Teamchef Oliver Oakes nach dem Doppelpodium beim Großen Preis von Brasilien am Sky-Mikrofon, als er auf die möglichen Feierlichkeiten angesprochen wurde.
Aus dem Nichts zum Doppelpodium
Klar ist: Nach dem zweiten und dritten Platz von Esteban Ocon und Pierre Gasly in Sao Paulo hatte das französische Formel-1-Team allen Grund zum Feiern. „Die Fahrer haben einfach einen unglaublichen Job gemacht und die richtigen Entscheidungen getroffen“, lobte Oakes voller Begeisterung.
Doppelpodium in Brasilien: „Das ist einfach fantastisch“
Ocon und Gasly zeigten bei chaotischen Rennbedingungen mit zahlreichen Unterbrechungen eine phänomenale Leistung und erzielten das beste Teamergebnis der vergangenen Jahre. Den letzten Podiumsplatz hatte Alpine im August 2023 verbucht, als Gasly in Zandvoort dritter wurde.
„Es ist unglaublich für das ganze Team. Wir hatten eine so harte Saison, wir haben uns schwergetan, Punkte zu holen“, analysierte ein überglücklicher Gasly direkt nach dem Rennen. „Zwei Autos auf dem Podium - ich glaube nicht, dass das jemand vor dieser Saison auf seiner Bingo-Karte gehabt hätte. Das ist einfach fantastisch.“
Unruhe bei Alpine
Tatsächlich verlief die Saison für Alpine bislang schwierig, die beiden Fahrer waren in den Rennen nicht über Platz neun hinausgekommen. Mehrere Wechsel in der Führungsebene und die Entscheidung von Renault, seine Motorenpläne für 2026 aufzugeben, brachten zusätzlich Unruhe ins Team. Dies spiegelte sich auch in der Konstrukteurswertung wider: Vor dem Rennen in Brasilien rangierte Alpine mit nur 16 Punkten auf Platz neun.
Doch das starke Resultat in Sao Paulo katapultierte den Rennstall auf den sechsten Rang hinter Aston Martin und noch vor die typischerweise stärkeren Teams wie Haas und Racing Bulls.
Nur Verstappen ist zu schnell
Ocon, der sein bestes Ergebnis seit seinem GP-Sieg in Ungarn 2021 einfuhr, zeigte sich ebenfalls sehr erfreut. Der Zweitplatzierte musste sich zwar am Ende Sieger Max Verstappen geschlagen geben, konnte das Rennen aber über mehrere Runden hinweg anführen.
„Das war ein toller Tag“, resümierte Ocon. „Nach der schwierigen Saison ist es wirklich schön, hier zu fahren und die Leistung im Regen ein wenig auszugleichen.“
Alpine-Fahrer profitieren vom Regen
Die Strategie der Alpine-Piloten ging in Brasilien voll auf: Nach einem Unfall von Franco Colapinto konnten Gasly und Ocon während der folgenden Unterbrechung in aller Ruhe ihre Reifen wechseln. Zudem kamen beide Fahrer hervorragend mit den nassen Streckenbedingungen zurecht, die viele Konkurrenten an ihre Grenzen brachten.
„Es war wirklich schön, dass die Leistungsunterschiede zwischen den unterschiedlichen Autos durch den Regen ausgeglichen wurden. Jemand, der sehr wichtig für uns alle ist, sagte vor langer Zeit, dass die Autos im Regen fast gleich stark sind. Und diese Aussage hat heute noch ihre Gültigkeit“, stellte Ocon zufrieden fest.
Damit spielte der 28-Jährige auf die Worte der brasilianischen Rennlegende Ayrton Senna an, der einst sagte: „Bei Sonnenschein kann man keine 15 Autos überholen, aber wenn es regnet, schon“.
Laut Ocon sei das Auto im Trockenen „extrem schwierig“ zu fahren gewesen. „Als es heute Morgen zu regnen begann, spürte ich diese Leichtigkeit, und gestern Abend wollte ich unbedingt ein paar Runden im Regen drehen“, ergänzte er. „Ich liebe es hier wirklich, wenn es regnet.“
Gasly mit beeindruckender Aufholjagd
Während Ocon von Startplatz vier ins Rennen gegangen war, legte Gasly eine beeindruckende Aufholjagd hin. Im Qualifying hatte er sich am Morgen mit Platz 13 begnügen müssen, da eine Rote Flagge eine weitere schnelle Runde in Q2 verhinderte.
Im Rennen verteidigte Gasly seinen dritten Platz in der Schlussphase erfolgreich gegen George Russell im Mercedes. „Es wäre zu einfach gewesen, aufzugeben, aber wir haben nie aufgegeben, und jetzt stehen wir hier“, freute sich der 28-Jährige angesichts der bisherigen, nicht einfachen Saison.
Der doppelte Podiumsplatz in Brasilien dürfte das gesamte Alpine-Team und die beiden Fahrer noch weiter beflügeln und für den restlichen Saisonverlauf neuen Schwung verleihen.