Auferstehung statt Abgesang: Max Verstappen hat den wohl unwahrscheinlichsten Sieg seiner Karriere eingefahren und seinem WM-Rivalen Lando Norris im Kampf um die Formel-1-Krone den vielleicht entscheidenden Schlag versetzt.
Titelverteidiger gewinnt Chaos-GP
Während der Niederländer im Autodromo Jose Carlos Pace als Regengott eine große Aufholjagd hinlegte, zerbrach der Brite im McLaren unter dem Druck im Kampf um die Weltmeisterschaft. Über 69 turbulente Runden bewahrte Verstappen einen kühlen Kopf und feierte von Platz 17 seinen ersten Sieg seit Juni. Norris dagegen verlor schon beim Start seine Führung und präsentierte sich in der Folge äußerst fehleranfällig. Am Ende wurde der 24-Jährige nur Sechster.
„Simply Lovely“, funkte Verstappen im Ziel an seine Box, einfach wundervoll. „Meine Emotionen waren wie eine Achterbahnfahrt“, sagte er wenig später, „wir haben uns aus allem Ärger rausgehalten, haben die richtigen Entscheidungen getroffen und sind geflogen.“ Der Sieg sei „unglaublich“.
Neben Red Bulls Superstar Verstappen komplettierten überraschend die Alpines von Esteban Ocon und Pierre Gasly (beide Frankreich) das Podium. Dahinter reihten sich Mercedes-Pilot George Russell und der Monegasse Charles Leclerc (Ferrari) ein.
Vorentscheidung im Titelrennen?
„Wir glauben, dass Lando nicht mehr als zehn Punkte gutmacht“, hatte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko noch vor dem Rennen bei Sky vorsichtig optimistisch gesagt - es sollte dann sogar viel, viel besser laufen.
In der WM baute Verstappen seinen Vorsprung deutlich aus, hat 62 Punkte Abstand und könnte sich schon beim kommenden Rennen in Las Vegas erneut den Titel sichern. „Das ist jetzt in greifbarer Nähe“, sagte auch Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko.
Der Emmericher Nico Hülkenberg erlebte indes eine große Enttäuschung. Weil er in seinem Haas neben der Strecke aufsetzte und sich von den Stewards anschieben ließ, wurde er disqualifiziert.
Stroll crasht auf der Einführungsrunde
Vor dem Start war es zu chaotischen Szenen gekommen, nachdem Lance Stroll auf der Einführungsrunde einen Unfall gebaut hatte. Der Aston-Martin-Pilot touchierte mit seinem Frontflügel eine Bande, konnte aber zunächst weiterfahren.
Beim Weg zurück auf die Strecke wählte Stroll allerdings eine folgenschwere Route durch ein Kiesbett - und nach wenigen Metern blieb er stecken. „Ich bin gestrandet“, funkte der 26-Jährige.
Während Strolls Auto anschließend geborgen werden musste, kam es zu einem Durcheinander auf der Start-Ziel-Geraden. Einige Fahrer fuhren noch einmal los, andere blieben zunächst in der Startaufstellung stehen. Der Start wurde erst einmal abgebrochen.
Nachträgliche Strafe für Norris?
Unterdessen hatte sich auch Norris einen Fauxpas geleistet. Beim Abbruch fuhr er zu früh los - vorerst blieb der Fehler aber folgenlos, sollte nach dem Rennen verhandelt werden.
Als die Startampel schließlich erlosch, kam Norris nur schleppend von der Stelle. Russell schnappte sich die Führung, Yuki Tsunoda blieb Dritter. Verstappen legte dafür einen Raketenstart hin und pflügte durch das Feld.
„Man muss seine Chance und die Gelegenheiten nutzen“, hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Vorfeld gesagt. Verstappen sollte seine Worte beherzigen. Schnell reihte er sich hinter Norris‘ Wingman Piastri auf Rang acht ein.
Verstappen überrumpelt die Konkurrenz
In der zehnten Runde überrumpelte Verstappen den McLaren-Piloten schließlich mit einem tollen Bremsmanöver und preschte weiter nach vorne. An der Spitze änderte sich nichts.
Dann aber sorgte Hülkenberg mit seinem Unfall für ein Virtual Safety Car. Norris und Russell holten sich deshalb neue Regenreifen - Verstappen und Ocon blieben draußen und zogen vorbei. Weil die Strecke schnell unter Wasser stand, kam nun das richtige Safety Car auf die Strecke. Trotzdem fuhr Franco Colapinto (Williams) auf der Start-Ziel-Geraden in die Mauer.
Die rote Flagge wurde geschwenkt, das Rennen unterbrochen - Verstappen konnte somit ohne Zeitverlust Reifen wechseln. Die Fahrer kletterten während der Unterbrechung aus ihren Cockpits, Norris trottete mit gesenktem Kopf ins Trockene. 32 Runden waren bis dahin gefahren.
Norris patzt beim Restart
Nach dem rollenden Restart rauschte Norris dann in eine Auslaufzone und fiel auf Platz fünf zurück. Dann sorgte Ferraris Carlos Sainz (Spanien) mit einem Unfall erneut für einen Einsatz des Safety Cars, und für Norris kam es dann noch dicker.
Beim nächsten Restart verlor er seinen MCL38 und fand sich plötzlich nur auf Platz sieben wieder, Verstappen holte sich währenddessen Platz eins, brannte eine schnellste Rennrunde nach der anderen hin und blies zu einer Triumph-Fahrt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)