Heute vor 16 Jahren fiel eine der spektakulärsten Entscheidungen in der Geschichte der Formel 1. In Interlagos war Felipe Massa gerade auf dem Weg, sich den Weltmeistertitel in der Formel 1 zu sichern. Doch auf den letzten Metern des Rennens kam alles anders als gedacht.
„Größter Betrug in der Geschichte“
Massa siegte im Autodromo Jose Carlos Pace in überlegender Manier. 90.000 Fans gerieten völlig außer sich - auch in der Ferrari-Box wurde bereits der Weltmeistertitel gefeiert. 17 Jahre nach dem letzten Triumph von Ayrton Senna hat Brasilien endlich wieder einen Weltmeister - dachten zumindest alle.
Massa holt den Titel - oder doch nicht?
Allerdings schaffte Lewis Hamilton das Unmögliche. 400 Meter vor der Ziellinie gelang ihm das entscheidende Überholmanöver gegen Timo Glock. Der Brite belegte den fünften Platz und holte damit die entscheidenden WM-Punkte. Mit einem Punkt Vorsprung krönte sich Hamilton damals zum jüngsten Formel-1-Weltmeister der Geschichte.
Anstatt zu feiern, brach Massa auf dem Podium in Tränen aus. Den Heimsieg - vor Fernando Alonso und Kimi Räikkönen - konnte der Brasilianer in keinster Weise genießen. Auch seine Familie, die sich ebenfalls viel zu früh gefreut hatte, musste getröstet werden. Es war ein Tiefschlag für Ferrari und die Familie Massa. Die Scuderia musste sich mit dem Konstrukteurs-Titel begnügen - bis heute der letzte Titel von Ferrari.
Gefeiert wurde hingegen im Team McLaren-Mercedes. Der erste britische Weltmeister seit Damon Hill 1996 konnte den sensationellen Erfolg kaum in Worte fassen: „Ich kämpfe um Worte. Ich bin stolz auf alle, die mir das ermöglicht haben. Es war das schwerste Rennen meines Lebens.“ Kurz nach seinem scheinbar unmöglichen Triumph sagte Hamilton weiter: „Am Ende habe ich nur noch versucht, das Auto auf der Strecke zu halten.“
Crashgate-Affäre
2008 kam es neben der filmreifen WM-Entscheidung auch zu einem der größten Skandale im Motorsport. Im ersten Nachtrennen der Formel-1-Geschichte in Singapur entpuppte sich Alonso als vermeintlicher Profiteur einer Safety-Car-Phase, die durch einen heftigen Crash von Nelson Piquet Jr. entstand.
Das Kuriose daran: Alonso und dessen Teamkollege Piquet Jr. starteten aussichtslos von den Plätzen 15 und 16 aus ins Rennen. Kurz vor dem Crash wurde Alonsos Bolide vollgetankt. 2008 sah das Regelbuch der Formel 1 vor, dass die Boxengasse bei einer Neutralisierung geschlossen bleiben musste. Erst als das gesamte Fahrerfeld vom Safety-Car eingefangen wurde, war die Boxengasse wieder offen. Alonso profitierte davon und fuhr anschließend zum Sieg.
Massa zieht vor Gericht
Die Öffentlichkeit wurde erst ein Jahr danach über den Vorfall informiert. Im März 2023 bestätigte allerdings Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, dass die FIA noch im selben Jahr Wissen über den absichtlich verursachten Unfall erlangte. Für Massa sei das natürlich schwerer Betrug und deshalb reichte er in diesem Jahr eine Klage gegen den Automobilweltverband, WM-Rechteinhaber Formula One Management und Bernie Ecclestone ein. Doch was will der Brasilianer damit erreichen?
„Nach 15 Jahren zu hören, dass sie es schon 2008 wussten, und sich entschieden haben, überhaupt nichts zu machen. Das war zu viel für mich“, verriet der heute 43-Jährige bei Motorsport-Total.com. In dem Prozess wolle er „um Gerechtigkeit“ kämpfen. „Wonach ich definitiv strebe, ist, anerkannt zu werden. Anerkannt als Champion, weil ich das verdient habe“, stellte Massa unmissverständlich klar.
Für Massa sei das, was passiert ist, „der größte Betrug in der Geschichte des Sports. Der Kampf ist, dass dieses Rennen annulliert werden sollte. Das ist der Kampf.“
Sollte Massa tatsächlich Recht bekommen und das Rennen von Singapur annulliert werden, wäre der Brasilianer Formel-1-Weltmeister und Michael Schumacher wieder alleiniger Rekordweltmeister, da Hamilton seinen Titel verlieren würde.