Pierre Gasly friert in seinem Alpine und Lewis Hamilton verliert gleich zweimal die Kontrolle über seinen Mercedes: Die Formel-1-Stars brauchten schon ein eiskaltes Händchen, um im Qualifying zum Großen Preis von Las Vegas cool zu bleiben.
Zockerparadies droht Renn-Lotterie
Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Temperaturen spielten eine Hauptrolle in der Generalprobe für den Wüsten-Grand-Prix.
Weil der spät am Abend stattfindet, müssen Fahrer und Teams mit sinkenden Temperaturen - von moderaten 22 Grad tagsüber auf zwölf spätabends - klarkommen. „Mir wurde sogar im Auto richtig kalt, als wir auf den Start der letzten Session warten mussten“, berichtete Gasly, der in Q3 trotzdem auf Betriebstemperatur kam und seinen Rennwagen auf Platz drei lenkte.
Kein Grip! Wird der GP zur Lotterie?
Allein: Mit der Luft kühlt auch der Asphalt ab – im Qualifying bis auf 15 Grad. Das erinnert an frühere Wintertestfahrten im Februar in Spanien. Die Folge: Die Haftung sinkt – und es profitieren vor allem jene Teams, deren Reifen sonst zum Überhitzen neigen. Wie Mercedes, deren Fahrer George Russell die Pole holte.
„Das Auto war das ganze Wochenende über sehr stark“, bestätigte Teamchef Toto Wolff. „Wir scheinen in der Lage zu sein, bei diesen kalten Temperaturen eine gute Performance aus dem Auto herauszuholen – das haben wir in dieser Saison schon in Silverstone und Spa gesehen, und das hat uns heute geholfen. Die Pole Position ist großartig, aber es ist auch ein bisschen bittersüß, weil Lewis Zehnter wurde. Wir hatten definitiv den Speed, um mit beiden Autos in der ersten Reihe zu stehen, aber ich bin mir sicher, dass er morgen zurückschlagen wird.“
Doch passend zum Spielerparadies dürfte der Grand Prix mehr als schon das Qualifying zur Lotterie werden. Denn nicht nur die Kälte verändert das Gripniveau. Zwischen Qualifying und Rennen wird der Kurs wieder für PKW geöffnet. Die bringen Staub und Dreck mit auf die Ideallinie. „Und weil wir die erste Kurve auch auf dem Weg in die Startaufstellung nicht befahren, wird am Start niemand wissen, wie viel Grip wir da gerade haben“, mahnt der zweitplatzierte Carlos Sainz.
Hält Ferrari „den Reifen am Leben“?
Sein Ferrari gehört eigentlich zu den Reifenflüsterern im Feld. Heißt: Für solche Bedingungen ist der rote Renner eigentlich nicht ausgelegt. Dazu kommt: Die harten Gummis wurden noch gar nicht ausprobiert. Eine Unbekannte für das Rennen um 23 Uhr Ortszeit.
Bleibt für Sainz und seinen Teamkollegen Charles Leclerc die Hoffnung, dass die Strecke mit zunehmendem Rennverlauf immer mehr Grip aufbaut. Das hilft dem Ferrari und schadet dem Mercedes. Wolff: „Es geht es darum, wie du den Reifen am Leben hältst.“
Aber vielleicht ist ja am Ende auch Pierre Gasly der lachende Dritte. Sein Alpine brachte ihn schon im Regen von Brasilien aufs Podium. Kälte, Dunkelheit, Asphalt - im Zockerparadies spielen viele Faktoren eine Rolle.