Das Qualifying beim Großen Preis von Brasilien wurde zum echten Chaos. Heftige Regenfälle machten eine Austragung der für 19 Uhr deutscher Zeit geplanten Session unmöglich. Zunächst hofften die Verantwortlichen noch das Qualifying zu einem späteren Zeitpunkt zu starten. Im 15-Minutentakt wurde von der Formel 1 ein neuer Starttermin bekanntgeben. Doch zu einem echten Start kam es dann doch nicht.
Endet Chaos fatal für Verstappen?
Um 16:45 Uhr Ortszeit (20:45 Uhr deutscher Zeit) teilten die Rennkommissare dann die endgültige Entscheidung mit, dass die Zeitenjagd auf Sonntagmorgen verlegt wird. Zuletzt gab es das 2019 in Japan, als das Qualifying wegen eines Taifuns verschoben werden musste.
„Es gibt die Probleme der Streckenbedingungen und des Lichts“, erklärte Formel-1-CEO Stefano Domenicali bei Sky. In Sao Paulo geht die Sonne gegen 18:15 Uhr Ortszeit unter – zu früh, um noch zu fahren. Der neue Asphalt hätte in Kombination mit den Wassermassen die Strecke vermutlich auch in eine Rutschbahn verwandelt.
Am Abend hat die FIA dann einen neuen Zeitplan für Sonntag veröffentlicht. Das Qualifying soll um 7:30 Uhr Ortszeit (11:30 Uhr deutscher Zeit) stattfinden, und auch der Rennstart wird um 90 Minuten vorgezogen - auf 16:30 Uhr deutscher Zeit.
Muss Verstappen beim Rennen vom letzten Platz starten?
Dass das Qualifying ausfällt, sei „völlig richtig. Es steht zu viel Wasser auf der Strecke. Es wäre viel zu riskant, nur eine Runde zu drehen“, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. Weltmeister Max Verstappen und Teamkollege Sergio Perez hätten sich die Zeit mit Gesprächen über „Gott und die Welt“ vertrieben.
Schon als es noch keinen Nachholtermin gab, machte Marko auf einen wichtigen Punkt aufmerksam: „Das wird man morgen auch wetterbedingt irgendwie einbauen müssen. Die Vorhersage ist ja gleich oder teilweise sogar noch schlechter als heute. Also eine Situation, die noch völlig in der Luft hängt.“
Gerade für Red Bull und Max Verstappen könnte dieses Szenario weitreichende Folgen haben. Denn sollte das Qualifying doch nicht nachgeholt werden können, könnte es sein, dass eine vorherige Session die Startaufstellung für das Rennen am Sonntag bestimmt.
Die erste Option könnte dafür das Ergebnis des ersten freien Trainings sein, wie F1-CEO Domenicali bestätigte: „Ja es wäre auch möglich, die Ergebnisse eines Trainings zu nehmen, beispielsweise die des ersten Trainings. Aber diese Entscheidung muss die FIA dann treffen.“
Würde dieses Szenario eintreten könnte dies dazu führen, dass Verstappen beim Rennen vom letzten Platz ins Rennen gehen müsste. Im ersten freien Training landete der Niederländer nämlich nur auf dem 15. Platz. Inklusive seiner Rückversetzung um fünf Plätze durch den Motorenwechsel vor dem GP, würde dies einen Start vom Ende des Feldes bedeuten.
WM-Konkurrent Lando Norris fuhr im ersten Training übrigens die schnellste Zeit und dürfte somit beim Rennen als erster Starten. Ein solches Szenario könnte den in den letzten Wochen eh schon immer spannender werdenden WM-Kampf auf ein neues Level heben. Aktuell liegt Norris 44 Punkte hinter Verstappen. Ein möglicher Sieg würde dem Briten 25 Punkte einbringen und unter Umständen für die letzten drei Rennen in eine gute Ausgangssituation bringen.
Formel 1: Mayländer sah Absage voraus
Bernd Mayländer, langjähriger Fahrer des Safety-Cars, hatte ein mögliche Chaos durch den starken Regen zuvor schon bei Sky vorhergesagt: „Wir wissen alle noch nicht so richtig, wie es weitergeht. Das Wetter war hier gerade schon wirklich sehr heftig.“
Im Verlauf des Tages zeigte sich, wie unberechenbar die Wetterlage in Sao Paulo sein kann. Der Regen war nicht nur extrem kräftig, sondern es bahnte sich bereits die nächste Regenfront an. „Das Window, in dem wir die Quali durchziehen könnten, ist dementsprechend sehr klein“, erklärte Mayländer.
Zusätzlich zu den Regenmengen sorgte auch der feuchte Boden für Probleme: „In den Wiesen steht das Wasser aktuell noch sehr hoch. Das dauert sicher noch eine ganze Ecke“, so Mayländer weiter. Trotz einer kurzen Beruhigung des Wetters empfand er es noch nicht als sinnvoll, die Fahrer auf die Strecke zu schicken.
Ein zusätzliches Hindernis bildete der Helikopter, der aus Sicherheitsgründen jederzeit flugbereit sein muss. „Das Problem ist gerade auch der Helikopter, der fliegen können muss, wenn wir hier anfangen“, erläuterte Mayländer die entscheidenden Sicherheitsanforderungen. Die Veranstalter konnten zu diesem Zeitpunkt keine konkrete Entscheidung treffen.
Als Testrunde war geplant, dass Mayländer in seinem Safety-Car die Bedingungen auf der Strecke überprüft, um das finale Go für die Session zu geben. Nach ersten Test wurde dann deutlich, dass ein normales Stattfinden schwer werden könnte.
Das letzte Jahr hatte bereits gezeigt, wie schwer es sein kann, in Sao Paulo unter extremen Bedingungen ein Qualifying zu absolvieren: am 3. November 2023 musste die Session wegen Unwetter abgebrochen werden.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)