Bei Sauber, dem zukünftigen Audi-Team, deutet sich in Kürze eine offizielle Fahrerentscheidung an. SPORT1 erfuhr, dass der aktuelle Sauber-Stammpilot Valtteri Bottas 2025 nicht an der Seite des deutschen Veteranen Nico Hülkenberg fahren wird. Aus dem Umfeld des Finnen sickerte durch, dass Audi-Formel-1-Chef Mattia Binotto ihm abgesagt hat.
Audi-Entscheidung gefallen
Favorit für den Italiener Binotto, so heißt es dort, sei jetzt McLaren-Junior Gabriel Bortoleto. McLaren wäre bereit, seinen Junior an Sauber-Audi zu verkaufen. Sollte das stimmen, wäre auch Mick Schumacher aus dem Rennen, in Zukunft für die vier Ringe aus Ingolstadt an den Start zu gehen.
Die Entscheidung pro Bortoleto sorgt schon vor der offiziellen Bestätigung bei Formel-1-Experten für Kopfschütteln.
Ex-Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost gibt bei SPORT1 zu bedenken: „Bortoleto ist eine Risiko-Entscheidung. Er hat zwar bisher einen guten Job in den Nachwuchsklassen gemacht, aber der Sprung in die Formel 1 ist gewaltig. Die Autos sind bei trockenen Bedingungen relativ einfach zu fahren, aber im Regen von Sao Paulo hat man gesehen, was den anderen hochgelobten Nachwuchspiloten passiert ist: Oliver Bearman war öfters neben der Strecke und wirkte meistens überfordert. Und Franco Colapinto hatte zwei heftige Unfälle. Das kostete Williams Millionen. Auch politisch gesehen wäre es eine äußerst unglückliche Entscheidung.“
Formel 1: Bortoleto mit Briatore-Nähe
Das Problem: Bortoleto wird von Fernando Alonso und dessen Manager Flavio Briatore beraten. Der Italiener, der wegen der Crash-Gate-Affäre in Singapur 2008 vom Automobilweltverband FIA auf Lebenszeit gesperrt wurde, ist u.a. als Berater von Formel-1-Boss Stefano Domenicali tätig.
Der wiederum soll Audi-Projektleiter Binotto auf Drängen Briatores empfohlen haben, sich für Bortoleto zu entscheiden. Hintergrund: Domenicali gilt als enger Vertrauter Binottos. Beide haben bei Ferrari jahrelang Seite an Seite als Team- und Motorchef miteinander gearbeitet.
Führt ausgerechnet das Audi jetzt in eine Sackgasse? Gerade in der extrem angespannten finanziellen Situation, in dem sich der VW-Konzern und damit auch Tochter Audi gerade befinden, dürfen die Herren der vier Ringe keine strategischen Fehler machen. Mitarbeitern, die um ihren Job fürchten, ist schon das Formel-1-Projekt allein nur sehr schwer zu vermitteln. Dass aber Binotto dann noch zusätzlich Millionen in die Hand nimmt, um einen unbekannten Brasilianer zu verpflichten, ist der betriebsinterne Super-GAU.
Und: Wie sieht Audi aus, wenn der hochgelobte Bortoleto, den man McLaren für viel Geld abgekauft hat, 2026 zu Alpine wechselt, die dann mit Mercedes-Motoren fahren werden? Weil es Bortoleto-Manager Flavio Briatore, dem mittlerweile Renault-Chef Luca di Meo Prokura für alle Entscheidungen der Renault-Tochter Alpine übertragen hat, so will?
Experte rät zu Mick Schumacher
Tost rät Audi deshalb: „Sie sollten einen anderen Weg gehen und lieber Mick Schumacher verpflichten. Mick ist ebenfalls noch jung und hat beide entscheidenden Nachwuchsklassen gewonnen, was Bortoleto noch nicht geschafft hat. Dazu kommt: Er ist sehr schnell, hat sich in seinen beiden Jahren im Haas-Team kontinuierlich gesteigert und verfügt jetzt in seiner Funktion als Testfahrer über viel Kilometer-Erfahrung mit den aktuellen Formel-1-Autos.“
Der Österreicher, der u.a. Max Verstappen zum Siegfahrer geformt hat, weiter: „Die letzten Rennen haben gezeigt, dass Nico Hülkenberg über dem Zenit ist und meiner Meinung nicht mehr in die Formel 1 gehört. Da sollte man lieber auf einen jungen Deutschen wie Mick Schumacher setzen. Ich würde gerade in diesen schwierigen Zeiten die deutsche Karte ziehen. So kann man am ehesten formel-1-kritische Angestellte zurück ins Boot holen.“
Fest steht: Bei Mercedes hat „Made in Germany“ in Krisenzeiten schon mal funktioniert. Der mittlerweile verstorbene Ex-Mercedes-Chef Jürgen Hubbert sagte 2012: „2010 hatten wir Probleme mit Kurzarbeit und unser Formel-1-Engagement wurde ernsthaft in Frage gestellt. Als wir aber Michael Schumacher holten und ein eigenes Team unter deutscher Flagge laufen ließen, jubelten sogar die internen Kritiker.“