Ob Pelé im Fußball, Muhammad Ali im Boxen oder Wayne Gretzky im Eishockey - jeder Sport hat einen Namen, der auch noch weit nach dessen Karriere den Sport überstrahlt und ihm den besonderen Glanz verleiht. In der Formel 1 ist dies Michael Schumacher.
Das Ende einer deutschen Ära
Der 04. Oktober 2012 - heute vor zwölf Jahren - ist für die Geschichte der Rennsportserie ein ganz besonderes Datum. An diesem Tag verkündete Schumacher seinen endgültigen Abschied aus der F1. Nur einen Monat später bestritt der siebenmalige Weltmeister dann sein letztes Rennen beim großen Preis von Brasilien.
Schumacher verabschiedet sich endgültig
„Ich habe mich entschlossen, am Ende des Jahres zurückzutreten“, waren seine Worte auf der Pressekonferenz. Er zeigte sich damals entspannt und meinte: „Ich kann mit meinen Leistungen in den letzten drei Jahren zufrieden sein. Ich habe gesehen, dass ich immer noch mit den besten Fahrern der Welt konkurrieren kann.“
Der Rekordweltmeister verabschiedete sich nach seinem sensationellen Comeback 2010 für Mercedes zum zweiten Mal in den Motorsport-Ruhestand - diesmal endgültig. Mit Unterbrechung hatte er die Königsklasse des Motorsports zuvor über zwei Jahrzehnte entscheidend geprägt.
Schumacher gewinnt fünf WM-Titel in Folge
In den Jahren 2000 bis 2004 legte er eine Dominanz an den Tag, die zuvor für unmöglich gehalten wurde. Fünf Mal in Folge gewann er mit Ferrari den Weltmeistertitel und setzte sich damit sein Denkmal.
Nach 308 Grand-Prix-Teilnahmen, 91 Siegen und sieben Titeln sollte mit dem Brasilien-GP nun endgültig Schluss sein. Die Formel 1 verlor ihren vermutlich größten Namen.
Er betonte 2012, dass er auf seine Gesamtleistung stolz sei und glücklich darüber war, einen Schlussstrich zu ziehen: „In den vergangenen Monaten war ich mir nicht mehr sicher, ob ich noch die Motivation und die Energie haben würde, die notwendig ist, um weiterzumachen. Es ist nicht mein Stil, etwas zu tun, von dem ich nicht zu 100 Prozent überzeugt bin. Mit der heutigen Entscheidung fühle ich mich befreit von diesen Zweifeln.“
Würdiges Abschiedsrennen für „Schumi“
Am 25. November absolvierte Schumacher dann während des Großen Preises von Brasilien sein letztes Rennen. Dementsprechend emotional war das gesamte Rennwochende damals. Zwar hatte „Schumi“ mit Mercedes nichts mit dem Titelkampf zu tun - dennoch war der Abschied für viele nicht weniger wichtig als das Duell zwischen Sebastian Vettel und Fernando Alonso um die WM-Krone.
Sogar das Schicksal stand an diesem Tag auf der Seite Schumachers und gewährte ihm ein würdiges Abschiedsrennen. Im Qualifying hatte Schumacher nur den 14. Rang erreicht. Doch bei seinem letzten Start sollte es nochmal Regen geben - Schumacher war also in seinem Element.
Nach 71 Runden voller riskanter Manöver und Positionswechsel durfte sich der Kerpener über Rang sieben freuen und landete damit in seinem letzten Rennen noch einmal in den Punkten.
„Seltsam, dass ich mit dem siebten Platz meine Karriere beende“
Nach dem GP wurde dennoch sofort sichtbar, was Schumacher über all die Jahre auszeichnete - sein unbändiger Ehrgeiz: „Ich hätte mich gefreut, wenn noch einmal mehr drin gewesen wäre.“ Dass der siebte Platz einen runden Abschluss darstellte, musste aber auch er zugeben: „Seltsam, dass ich mit dem siebten Platz meine Karriere beende - so hat sie auch angefangen, mit einem siebten Platz in meinem ersten Qualifying.“
Seinen Fans war das Ergebnis sowieso nicht so wichtig. Bereits vor dem Rennen feierten sie ihr Idol mit zahlreichen Transparenten: „Michael, du wirst fehlen“ und „Michael, du warst der Beste“ war oft zu lesen. Schumacher bedankte sich auf seine eigene Art bei den Zuschauern. In großen Buchstaben stand „Thank you“ auf seinem Mercedes.
Ein Podestplatz in drei Jahren Mercedes
In den Interviews nach dem Rennen übermannten den Rekordfahrer immer wieder seine Gefühle, Tränen kullerten über seine Wangen. Über seine Zukunftspläne gab er noch keine Auskünfte. Erst einmal solle aber seine Familie im Vordergrund stehen.
Eine Rückkehr zu Mercedes als Berater wurde ins Spiel gebracht. Immerhin hatte der erfolgsverwöhnte Schumacher seine Mission bei den Silberpfeilen noch nicht beendet. 2010 war er von Mercedes engagiert worden, um das Auto weiterzuentwickeln und konkurrenzfähig zu machen. Nichts anderes als der Kampf um den WM-Titel war das Ziel.
Schumacher schien auch aufgrund seiner Entwicklungs-Fähigkeiten die perfekte Wahl dafür. Doch in den drei Jahren gelang kein großer Schritt nach vorne. Lediglich ein Podiumsplatz stand für ihn nach drei Jahren Mercedes auf dem Konto. Eine Tatsache, vor der auch Schumacher seine Augen nicht verschlossen hatte: „Es ist unbestritten, dass wir unser Ziel, innerhalb von drei Jahren ein WM-Auto zu entwickeln, nicht erreicht haben.“
Daimler-Boss nimmt Fahrer in Schutz
Eine Sichtweise, die auch der damalige Daimler-Boss Dieter Zetsche teilte. Die Fahrer würde daran aber keine Schuld treffen. „Wir haben beiden Fahrern in den vergangenen drei Jahren nicht das Auto zur Verfügung stellen können, das in der Mehrzahl der Rennen siegfähig gewesen wäre. Mit dem Motor waren wir vorn, aber nicht mit dem Fahrzeug. Es wäre also völlig falsch, jetzt Nico Rosberg oder Michael Schumacher einen Vorwurf zu machen“, äußerte sich Zetsche nach der Saison in der Bild.
Trotz allem bereute Schumacher sein Comeback nicht. „Ich habe meinen Horizont erweitert und bin im Reinen mit mir“, fasste er die Mercedes-Jahre zusammen.
„Schumacher ist die Formel 1″
Dazu ändert die Zeit bei den Silberpfeilen nichts an seiner beeindruckenden Karriere, die weit über Zahlen und Rekorde hinausgeht. Er hat die Faszination der Formel 1 weit in die Welt hinausgetragen. Das wusste auch der damalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone: „Die Formel 1 hat ihn nach seiner Rückkehr mehr gebraucht als er die Formel 1. Er ist die Formel 1. Wir werden ihn vermissen“, sagte er im Spiegel.
Schumacher drückte es nach seinem letzten Rennen vor sieben Jahren schlichter aus: „Danke an das deutsche Publikum, das mich all die Jahre begleitet hat, das mit mir gezittert, gefiebert und gekämpft hat. Das waren unglaublich schöne Jahre.“
13 Monate nach seinem Abschied aus der Formel 1 verunglückte die Rennsport-Legende beim Skifahren und zog sich schwere Verletzungen zu. Über seinen aktuellen Zustand gibt es keine Informationen.