„Danke, Daniel“, funkte Max Verstappen auf seiner Auslaufrunde in die Nacht von Singapur und schickte damit eine zweideutige Botschaft in den Äther. Denn es könnte sowohl ein Dankeschön an die Karriere des Mannes sein, neben dem er bei Red Bull sein erstes Rennen gewonnen hat und an dem er sich anschließend seine Hörner abstoßen durfte.
Wirbel um Hilfe für Verstappen
Gleichzeitig war es die Dankbarkeit für einen WM-Punkt, den Daniel Ricciardo Singapur-Sieger Lando Norris streitig gemacht hat.
Ricciardo schnappt Norris die schnellste Runde weg
Denn in seinem wahrscheinlich letzten Formel-1-Rennen wurde der Australier, der aktuell für das Red Bull B-Team Racing Bulls an den Start geht, zum Zünglein an der Waage und nahm im letzten Umlauf auf weichen Reifen dem WM-Jäger Norris noch den Punkt für die schnellste Runde weg.
So schrumpfte Verstappens Vorsprung nach seinem zweiten Platz auf dem Marina Bay Circuit auf 52 statt 51 Zähler. „Das kann sich ganz schnell ändern“, war sich Verstappen nach einem weiteren Wochenende bewusst, an dem sein Red Bull nicht mehr aus eigener Kraft siegfähig war. „Wir müssen einfach weiter hart arbeiten. Natürlich will ich nicht immer nur Zweiter werden. Wir haben viel Arbeit vor uns.“
Fest steht: Es wird immer enger für Verstappen im WM-Kampf. Sein letzter Sieg stammt vom GP Spanien aus dem Juni. „Ich bin nicht davon überzeugt, dass Red Bull noch Rennen gewinnen kann dieses Jahr“, warnte Sky-Experte Nico Rosberg und ergänzte: „Max muss jetzt dringend jedes Mal Zweiter werden, aber das wird schwer, denn McLaren hat ja auch noch Oscar Piastri und Charles Leclerc bei Ferrari, die ihm Punkte wegnehmen können.“
McLaren-Boss kritisiert die Hilfe für Verstappen
Dabei könnte der Punkt für die schnellste Rennrunde von Singapur noch zum Zünglein an der Waage werden. Holt Norris in den verbleibenden sechs Rennen sechs Siege (150 Punkte), gewinnt auch die Sprints (24 Punkte) und fährt alle schnellsten Rennrunden (sechs Punkte), kommt er Ende des Jahres auf 459 Punkte.
Wenn Max Verstappen dabei immer Zweiter wird (108 Punkte in den GPs und 21 Punkte in den Sprints), hat er nach dem Finale in Abu Dhabi 460 Zähler, damit einen mehr als Norris und ist zum vierten Mal Weltmeister.
Entsprechend ungehalten ist McLaren-Geschäftsführer Zak Brown, der die Hilfestellung durch die Racing Bulls kritisch hinterfragte: „Laut Reglement darf ein Team nicht mit einem anderen zusammenarbeiten. Aber gut, wir nehmen es, wie es ist.“
Sein Fahrer Lando Norris nahm die Situation gelassener: „So war es in der Formel 1 schon, bevor ich geboren wurde. Ich beschwere mich nicht. Es ist logisch, so zu handeln: smart play. Ich bin happy für Daniel, das ist alles.“
Formel 1: Es bleibt spannend
Klar ist: Aus eigener Kraft kann der McLaren-Star nicht Weltmeister werden. So realistisch sah er das auch selbst. „Wir haben viele Punkte aufzuholen, das wird nicht einfach. Wir kämpfen gegen Red Bull und Max, das dominanteste Team aller Zeiten. Im Moment machen wir einen besseren Job und ich arbeite meinen Arsch ab, um es hinzukriegen – er aber auch.“
Soll heißen: Die Formel-1-WM ist offen und spannend wie lange nicht. Und Daniel Ricciardo? Der grinst: „Wenn meine schnellste Runde und damit ein WM-Punkt Max die WM sichert, kann ich mich sicher auf ein schönes Weihnachtsgeschenk freuen.“