Die Silly Season treibt in der Formel 1 manchmal seltsame Blüten. Nachdem Carlos Sainz bei Williams seine Zukunft festgezurrt hat, ist plötzlich Sebastian Vettel die heißeste Personalie auf dem Transfermarkt.
Vettel-Hammer? Funktionär klärt auf
Der Deutsche, so die Meldung des österreichischen Mediums oe24, habe Interesse an einem Formel-1-Comeback. Eine Sensation bahne sich an - nämlich die Rückkehr in die automobile Königsklasse mit dem neuen deutschen Werksteam Audi.
Kurios: Als Quelle wird Red Bull-Motorsportchefberater Helmut Marko angegeben. Laut dem Grazer gebe es zwar bei Red Bull „keinen Platz“ für den viermaligen Champion, aber Audi würde ein deutscher Fahrer demnach gut zu Gesicht stehen. Allein: Ein echtes Zitat hat die Website nicht vorzuweisen, lediglich Wortfetzen deuten auf die Meinung des Red Bull-Doktors hin.
Marko äußert sich zu Vettel-Gerüchten
Was also ist wirklich dran an den Spekulation rund um den zweiterfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten nach Michael Schumacher? SPORT1 fragte bei Marko nach.
Der Österreicher zeigte sich überrascht ob des Wirbels um seine Aussagen: „Dass Sebastian sich bei dem ein oder anderen Top-Team nach den freien Cockpits erkundigt hat, ist ja kein Geheimnis mehr“, räumt er ein. „Bezüglich Audi habe ich aber grundsätzlich von der positiven Wirkung eines deutschen Fahrers gesprochen und dabei auch auf Mick Schumacher hingewiesen. Dieser Name ist dann im Bericht aber offenbar vergessen worden.“
Zurück zu Vettel. Fakt ist tatsächlich: Der Hesse hat im Frühjahr sowohl bei Red Bull als auch bei Mercedes vorgefühlt. Doch von beiden Mannschaft kam keine positive Resonanz.
Grund: „Sebastian ist schon zwei Jahre weg“, erklärt Marko. „Hülkenberg war auch länger weg, ist aber kein vierfacher Weltmeister, deshalb ist er noch viel hungriger. Und ganz ehrlich: Sebastian neben Max im Red Bull? Das wollte ich ihm nicht antun.“
Auch bei Ex-Audi-Formel-1-CEO Andreas Seidl hat Vettel sein grundsätzliches Interesse an einem F1-Comeback hinterlegt. Doch der Bayer und F1-Projektleiter Oliver Hoffmann sind mittlerweile durch Mattia Binotto ersetzt worden.
Schlecht für die Vettel-Gerüchte: Der Italiener war in seinem letzten Arbeitsleben Ferrari-Teamchef und ebenjener Boss, der Vettel Ende 2020 vor die rote Tür gesetzt hat.
Zwar kommt mit Teamchef Jonathan Wheatley irgendwann in den Jahren 2025/26 auch Vettels ehemaliger Red-Bull-Teammanager zu Audi an Bord, doch das Wort Binottos dürfte schwerer wiegen.
Wie sehr der Heppenheimer wirklich um eine Rückkehr ins Rennauto kämpft, ist derweil unklar. Ein Porsche-Cockpit bei den 24 Stunden von Le Mans hat er aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen kurzerhand sausen lassen.
Mick Schumacher statt Sebastian Vettel im Audi?
Am Rande seines Auftritts im Senna-McLaren beim GP in Imola klang Vettel ebenfalls nicht so, als würde er sein Leben als Privatmann schnell wieder zugunsten von 24 Rennen im Jahr rund um den Globus aufgeben wollen.
„Ich plane im Moment nicht damit“, ließ der Deutsche da wissen. „Es gibt natürlich viele Dinge, die ich vermisse, und es war eine schwierige Entscheidung. Aber ich bin glücklich damit. Ich wache nicht am Morgen auf und vermisse diese Momente auf dem Podium, wenn Menschen deinen Namen rufen. Ich denke, ich sehe mein Leben realistisch, und versuche mich an neuen Herausforderungen.“
Feststeht aber auch: Nach Sainz‘ Absage ist das zweite Sauber-Audi-Cockpit neben Nico Hülkenberg weiter vakant. Derzeit machen sich die Stammpiloten Guanyu Zhou und Valtteri Bottas Hoffnungen auf eine Vertragsverlängerung.
Ersterer dürfte zumindest für den riesigen chinesischen Markt nicht ganz uninteressant sein, auch wenn seine Leistungen nicht den Ansprüchen eines Audi-Werksteams entsprechen. Valtteri Bottas dagegen fährt seiner einst starken Performance an der Seite von Lewis Hamilton im Mercedes seit Jahren nur noch hinterher.
Marko macht sich für Schumacher stark
Möglich also, dass doch noch Mick Schumacher ins Spiel kommt. Nach zwei Saisons bei Haas, zwei Jahren als Mercedes-Testfahrer und einem Jahr bei Alpine in der Sportwagen-WM ist der 25-Jährige immer noch jung und gleichzeitig sehr erfahren.
Unklar bleibt zudem, wie stark seine Saison 2022 bei Haas durch den unerbittlich harten Teamchef Günther Steiner in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Deshalb meint auch Helmut Marko, dass der Rekordweltmeister-Sohn eine weitere Chance bekommen sollte.
„Mick ist einer der höflichsten und nettesten Menschen im ganzen Fahrerlager, was eher ein Nachteil für ihn ist“, analysiert der Österreicher bei SPORT1. „Er hat zudem das Handicap eines großen Namens. Sportlich hat er schon abgeliefert. Er gewann die Formel-3-Meisterschaft, er gewann die Formel-2-Meisterschaft, das alleine hat ihn für Formel-1-Teams interessant gemacht.“
Dass Schumacher Junior trotzdem nie eine Chance bei Red Bull bekam, liege nicht an seinen Leistungen.
Marko: „Was uns betrifft: Es hatte keine sportlichen Gründe, dass wir nie zusammengekommen sind. Er war damals Ferrari-Junior, dann nahm ihn Mercedes in den Kader auf. Er war also gar nicht auf dem Markt. Bei Haas wurde er von Netflix-Superstar Günther Steiner nicht fair behandelt. Das ist ein Fakt. Wenn du dann erst mal raus bist, wird es schwer. Aber man hört hinter den Kulissen nur Gutes von ihm. Ich denke, Alpine und Audi denken ernsthaft über ihn nach. Ich würde es ihm gönnen, denn er hätte es verdient.“