Vier Rennen in Folge hat Max Verstappen nun schon nicht gewonnen und auch bei seinem Heimrennen in Zandvoort, dem 200. Grand Prix seiner Formel-1-Karriere, bleibt ihm die Pole-Position verwehrt.
Verstappen flüchtet in Galgenhumor
Auffällig allerdings bei der genauen Analyse seines Gemütszustands: Der Niederländer regt sich am Funk noch nicht einmal mehr auf, wenn sein Red Bull wieder nicht ganz so fährt, wie er das eigentlich will.
„Ich meditiere im Cockpit“, antwortet der dreimalige Champion scherzhaft auf die Frage, wo seine emotionalen Ausbrüche und die kleinen Streitigkeiten mit Renningenieur Giampiero Lambiase geblieben sind.
Die Suche nach dem magischen Knopf
Dann werden seine Gesichtszüge schnell wieder ernst: „Das Wochenende ist natürlich frustrierend. Wir versuchen die Situation zu verstehen und zu verbessern, aber es gibt keinen magischen Knopf.“
Es folgt der Satz, der auch dem optimistischsten Verstappen-Fan unter den Party-wütigen Holländern Kopfschmerzen bereiten sollte: „Die Gegner haben uns überholt.“
McLaren in anderer Liga
Fakt ist: Die Zeiten, in denen Red Bull mit Verstappen von Sieg zu Sieg geeilt ist, sind vorbei. In Zandvoort dominiert ein anderes Orange: McLaren-Star Lando Norris schüttelte im Qualifying eine Bestzeit nach der anderen aus dem Ärmel. „McLaren fährt in einer anderen Liga“, urteilt auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Bleibt die Frage: Ist die Red Bull-Überlegenheit tatsächlich mit dem Abgang von Adrian Newey abhandengekommen? Das Design-Superhirn hat das Team im Frühsommer nach persönlichen Animositäten mit Teamchef Christian Horner verlassen und genießt derzeit seinen Urlaub. Der neue starke Mann an der Aerodynamikfront ist Pierre Waché. Eigentlich galt der Franzose selbst als Technikgenie, doch die Weiterentwicklung des Red Bull RB20 stockt.
Red Bull schraubt alten Unterboden ans Auto
SPORT1 erfuhr: In Zandvoort schraubte das Team im Training den Unterboden vom Saisonstart an Verstappens Auto – und der Holländer war mit dem Oldtimer schneller als mit allen Neuentwicklungen, die während der Saison folgen sollten. Ein Armutszeugnis für die Technikabteilung.
Waché hat das Problem immerhin identifiziert: Red Bulls Windkanal ist der älteste im Feld. „Die Menschen sind immer das Wichtigste, aber wie in jeder Organisation können die Menschen nichts leisten, wenn sie nicht die richtigen Werkzeuge haben“, räumt er in einem Interview mit motorsport.com ein und erklärt bezüglich des Windtunnels: „Die Detailarbeit leidet.“
Für Verstappen ist so ein Zustand nicht akzeptabel. Doch noch bleibt der Niederländer gelassen. Sein Vorsprung auf Lando Norris beträgt vor dem Rennen am Sonntag komfortable 78 Punkte. „Ich hoffe, wir sehen im Rennen besser aus als im Qualifying“, betont er. „Klar gebe ich im Grand Prix alles, um meinen vierten Sieg vor eigenem Publikum zu erobern. Aber wir müssen realistisch sein: McLaren ist verflixt schnell.“
Mercedes kokettiert mit Verstappen-Wechsel
Auch deshalb lassen die Gerüchte um einen Wechsel zu Mercedes nicht nach. 2025 ist der amtierende Champion an Red Bull gebunden, für 2026 aber könnten Ausstiegsklauseln einen vorzeitigen Abschied von der Mannschaft des österreichischen Energy Drink-Herstellers möglich machen.
„Es ist dort immer noch recht unruhiger Untergrund, nicht nur in Sachen Performance, auch wegen der zwischenmenschlichen Probleme, von denen wir alle wissen“, freut sich Mercedes-Teamchef Wolff über die Probleme bei der Konkurrenz. Nach wie vor habe er das starke Gefühl, dass sich die Wege von Verstappen und Mercedes irgendwann kreuzen werden: „Aber ich weiß nicht, wann das sein wird. Ob 2026, oder drei Jahre später.“
Gelingt der Umschwung?
Noch ist das also Zukunftsmusik. Doch ob die Stimmung bei Red Bull sich wieder aufhellt oder nicht, darauf dürfte bereits Max Verstappens Heimrennen in Zandvoort (Sonntag ab 15:00 Uhr im Liveticker) einen Hinweis geben.