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Formel 1: Verstappen-Crash schlägt hohe Wellen! "Es braucht zwei, um Tango zu tanzen"

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Formel 1: Verstappen-Crash schlägt hohe Wellen! "Es braucht zwei, um Tango zu tanzen"

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Schwere Vorwürfe gegen Verstappen

Nach der Kollision zwischen Max Verstappen und Lando Norris beim Großen Preis von Österreich stellt sich die Frage nach der Ursache und dem Schuldigen. Die Parteien sind sich uneins.
Max Verstappen enttäuscht nach seinem Aus in Spielberg
Max Verstappen enttäuscht nach seinem Aus in Spielberg
© IMAGO/ANP
Nach der Kollision zwischen Max Verstappen und Lando Norris beim Großen Preis von Österreich stellt sich die Frage nach der Ursache und dem Schuldigen. Die Parteien sind sich uneins.

Unterschiedlicher konnten die Reaktionen nicht sein: Während Max Verstappen nach der Kollision mit Lando Norris beim GP Österreich wie ein wütender Krieger durchs Red Bull-Motorhome in seinen Fahrerraum stapfte, wartete der ausgeschiedene McLaren-Pilot im Media Pen noch auf seine TV-Interviews.

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Fast schon verzweifelt stand der junge Brite mit gesenktem Kopf und wischte sich nervös mit der Hand durchs Gesicht. Nicht nur, dass seine finale Attacke auf den führenden Verstappen gescheitert war; anstelle von sieben Punkten (Unterschied von Platz eins zu zwei) verlor er nach seinem eigenen Ausfall weitere zehn Zähler auf WM-Leader Verstappen und liegt jetzt mit 81 Punkten Rückstand auf Rang zwei.

Doch viel schlimmer als die verlorenen Punkte ist die moralische Niederlage. Norris fühlte sich unfair behandelt. Ausgerechnet von seinem angeblichen Kumpel Max Verstappen. Deshalb sei er auch „enttäuscht“, jammerte der Engländer. „Er hat mein Rennen ruiniert, mein Auto zerstört. Das sind die besten Teile am Auto - für den Mülleimer.“

Verstappen spielt nicht mit

Die missglückte Attacke in Runde 64 des GP Österreich nagt am McLaren-Star. Mit Geschwindigkeitsüberschuss hatte sich Norris da in Kurve zwei des Red Bull-Rings nach diversen verlorenen Duellen zuvor und sogar einer 5-Sekunden-Strafe für überschrittene Track Limits außen neben den bis dato führenden Verstappen gesetzt. Doch der amtierende Champion spielte nicht mit.

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Er ließ sich ebenfalls leicht nach außen tragen und machte damit schlicht und einfach die Tür zu. Klar, was die Botschaft in diesem Moment an Norris war: ‚Nicht mit mir, mein Freund! Wenn einer hier die Kollision verhindert, dann Du!‘

Ob Norris deshalb sauer auf sich oder Verstappen ist, bleibt sein Geheimnis. Er entschied sich in der öffentlichen Wahrnehmung am Ende für die Opferrolle.

Norris in der Opferrolle

„Ich habe großen Respekt vor Max und vor dem, was er kann und was er tut, jedes Mal, wenn er auf der Strecke ist. Aber manchmal denke ich, dass er vielleicht ein bisschen zu weit geht.“

Und genau damit stellt Norris die Frage aller Fragen nach dem Rennen in Spielberg: Geht Verstappen im Nahkampf übers Limit? Kann der dreimalige Weltmeister und unbestritten beste Fahrer seiner Generation nicht verlieren? Das jedenfalls unterstellt ihm Norris‘ Teamchef Andrea Stella.

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Der Italiener, der bei Ferrari als Dateningenieur einst eng mit Verstappens Bruder im Geiste, Michael Schumacher, zusammengearbeitet hat und deshalb die Seele der Unterschiedspiloten eigentlich kennen muss, nimmt die Opferrolle ebenfalls gerne an. Den Erfahrungen aus der Vergangenheit verdankt er ein feines Gespür, wie er auf der medialen Klaviatur spielen muss, um die Formel-1-Fangemeinde auf seine Seite zu ziehen.

Verstappens Vergleich zu 2021

Entsprechend pathetisch holt er bei Sky UK aus: „Die gesamte Weltbevölkerung weiß, wer für den Unfall verantwortlich ist“, fabuliert der für einen Italiener sonst eher nüchtern agierende Stella da und kramt Verstappens knallharte Fahrweise im WM-Duell gegen Lewis Hamilton 2021 hervor.

„Das Problem dahinter ist, dass diese Dinge – wenn man sie nicht ehrlich anspricht – wiederkehren werden. Sie sind heute wieder da, weil sie in der Vergangenheit nicht richtig angegangen wurden. Aber wir wollen kein zweites 2021 erleben.“ Wie sein Fahrer hebt auch Stella den moralischen Zeigefinger. „Wir haben doch alle so viel Respekt vor Max, dass er das nicht tun muss. So gefährdet er nur seinen Ruf.“

Eine Aussage, die bei den britischen Anti-Verstappen-Medien auf fruchtbaren Boden fällt. „Einige Leute werden es eben nie verstehen“, sagte auch der ehemalige Schumacher-Gegner Hill nicht ganz zufällig. Hill, der Norris der 90er, weiß nur zu gut, wie groß der Druck ist, gegen übermächtige Gegner bestehen zu müssen.

Glock erklärt Problem

Die Animositäten der Vergangenheit mal beiseite; Fakt ist auch: Die Rennkommissare haben Verstappen für das Manöver eine Zehn-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Weil „hauptsächlich“ er für die Kollision der beiden Autos im Kampf um Platz eins verantwortlich gewesen sein soll. Demnach war Norris bereits neben Verstappen, als der Niederländer noch weiter nach links gelenkt habe.

Bei Sky erklärte Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock den Zwischenfall so objektiv es eben geht: „Die Problematik entsteht durch Norris‘ DRS-Überschuss von über 24 km/h. Damit positioniert er sich und will ein bisschen später bremsen. Wenn ihm der Vordermann dann vors Auto fährt, kommt es zum Unfall. Deswegen ist es nicht mehr erlaubt, auf der Bremse das Auto zu bewegen. Und das hat Max Verstappen ausgereizt bis in den Graubereich.“

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Der dreimalige Champion sah das naturgemäß anders: „Das waren ‚Dive-Bombs‘ von hinten, die schwierig zu verteidigen sind. Aber ich habe immer erst nach meinem Move gebremst. Es war also kein ‚moving under braking‘.“

Wolff verteidigt Verstappen

Ähnlich analysierte das der ehemalige Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: „Beide haben einander keinen Platz gelassen“, sagte der Österreicher zu SPORT1. „Abgesehen davon lässt sich ein Max Verstappen eben nicht so einfach überholen. Das müssen die Gegner bei ihren Manövern einkalkulieren.“

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der 2021 mit Lewis Hamilton noch selbst zu den Opfern des Verstappenschen Abwehrreflexes zählte, verteidigte den Red-Bull-Star mit den Worten: „Es braucht zwei, um Tango zu tanzen.“

Ganz objektiv bewertet der Mercedes-Teamchef, der Verstappen lieber heute als morgen für 2025 verpflichten würde, dessen Abwehrverhalten auf der Rennstrecke vielleicht nicht. Aber mit seiner Aussage macht er auch klar: Genau diese Aggressivität im Zweikampf braucht man, um sich ins Visier eines der erfolgreichsten Teamchefs der Formel-1-Geschichte zu fahren.

Oder eben, um bald zum vierten Mal Weltmeister zu werden. Und zur Erinnerung: Entschuldigungen standen auch bei Michael Schumacher nicht auf der To-do-Liste.