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Formel 1: Wer ist schuld am folgenschweren Crash?

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Formel 1: Wer ist schuld am folgenschweren Crash?

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Verstappen vs. Norris: Wer ist schuld?

Zwischen Max Verstappen und Lando Norris kommt es in Spielberg zu einer Kollision. Das McLaren-Lager schiebt dem Niederländer die Schuld zu. Der Red-Bull-Fahrer wehrt sich und kontert die Aussagen.
Gleich drei Teams stehen in der aktuellen Formel-1-Saison ohne Punkte da. Deshalb soll offenbar über eine Veränderung des Punktesystems gesprochen werden.
Zwischen Max Verstappen und Lando Norris kommt es in Spielberg zu einer Kollision. Das McLaren-Lager schiebt dem Niederländer die Schuld zu. Der Red-Bull-Fahrer wehrt sich und kontert die Aussagen.

Die 64. Runde des Großen Preises von Österreich sorgte für Aufreger-Szene. Die beiden Freunde Max Verstappen (Red Bull) und Lando Norris (McLaren) duellierten sich um den ersten Platz, ehe es zu einer Berührung kam. Norris schied daraufhin aus, Verstappen verlor seine Führung und wurde letztlich Fünfter. Nach dem Rennen schwebte eine Frage über der Rennstrecke in Spielberg: Wer ist schuld an dem Crash?

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In der Interviewzone würdigten sich die beiden keines Blickes. Vor den Kameras gab es keinen Austausch, kein Handshake, nichts. Norris war nach dem Rennen erbost und sagte im Interview mit Sky: „Ich bin einfach nur enttäuscht von ihm. Ich habe etwas mehr von Max erwartet.“ Der Brite fügte hinzu: „Das war von ihm grenzwertig, aber am Ende auch etwas dumm und sorglos.“

Verstappen macht Norris die Außenbahn dicht

Doch was war überhaupt passiert? Ab der Mitte des Rennens hatte Verstappen Probleme mit seinen Reifen, wodurch sein Vorsprung von teils über zehn Sekunden stark schmolz. Norris verkürzte den Rückstand immer mehr und kam letztlich ins DRS-Fenster. Über zehn Runden hinweg versuchte der McLaren-Fahrer an seinem Kontrahenten vorbeizukommen, doch der Niederländer wehrte jeden Vorstoß ab.

Dann folgte in der 64. Runde Norris‘ nächste Attacke. In Kurve drei wollte der 24-Jährige außen den Red-Bull-Piloten überholen, der jedoch dicht machte. Allerdings nicht regelkonform. Er blieb zunächst auf seiner rechten Seite und zog dann links herüber. Mit diesem Manöver machte er die Außenbahn für Norris dicht.

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Die Problematik mit dem DRS-Überschuss

Aufgrund dessen stießen die beiden Fahrer mit ihren Reifen zusammen und erlitten jeweils einen Schaden. Norris konnte deswegen nicht weiterfahren. Bei Verstappen war es noch möglich, den Reifen zu wechseln, weshalb der 26-Jährige das Rennen zu Ende fahren konnte und letztlich noch Fünfter wurde.

Sky-Experte Timo Glock erklärte, dass die Problematik in dieser Situation der DRS-Überschuss von rund 24 Km/h von Norris war. „Dann kommst du in die Position, nah dran zu sein, willst überholen und willst spät bremsen. Wenn du dich einmal dafür entschieden hast, spät zu bremsen, dann kannst du nicht mehr ändern. Wenn dann der Vordermann vor oder in dein Auto fährt, kommt es zu einem Unfall.“

Formel-1-Experte Glock: „Wo soll Lando Norris dann hin?“

Damit es nicht zu einem Crash in solchen Situationen kommt, wurde eine entsprechende Regel eingeführt. Diese besagt, „dass es nicht mehr erlaubt ist, das Auto auf der Bremse zu bewegen. Vor der Kurve musst du dich entschieden, ob du auf der Innen- oder Außenseite verteidigst.“ Unter den Fahrer wird es als „moving under braking“ bezeichnet.

„Das hat Verstappen ausgereizt bis zum Graubereich“, meinte Glock, der zudem darauf verwies, dass der amtierende Weltmeister zwar eine Zehn-Sekunde-Strafe erhalten habe, aber diese eigentlich keine Bestrafung sei, da er trotzdem Punkte eingefahren und seinen Vorsprung in der WM-Wertung vor Norris ausgebaut habe. Der Experte betonte: „Er geht erst nach innen und lässt dann außen eine halbe Wagenbreite frei. Wo soll Lando Norris dann hin? Er geht nach rechts und dann links rüber. Deswegen wurde für mich ein Graubereich überschritten.“

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Norris ärgert sich über Verstappen-Manöver

Der McLaren-Fahrer meinte enttäuscht, dass er versucht habe, ein faires Rennen zu fahren und dies auch von seinem Konkurrenten erwartet, allerdings nicht bekommen habe. „Es gibt Regeln dafür, was du tun darfst und was du nicht tun darfst. Er hat Dinge getan, die du nicht tun darfst und wurde dafür nicht bestraft“, ärgerte er sich.

„Der Rest ist mir ehrlich gesagt egal. Es ist nicht an mir, über all die Strafen und solche Dinge zu entscheiden. Ich habe das Gefühl, dass das, was er getan hat, in drei Fällen unfair war“, so Norris. „Es wurde vorher nie eine Verwarnung ausgesprochen. Beim letzten Mal hat er es wieder getan und unsere beiden Rennen ruiniert. Das war‘s also“, zuckte Norris die Schultern.

„Gegen Max weiß ich, was ich erwarten kann: Aggression und das Ausreizen der Grenzen. Aber heute hat er bei allen drei Malen Dinge getan, die ganz leicht einen Unfall auslösen können“, ärgerte sich der 24-Jährige.

Verstappen: „Das ist einfach lächerlich“

Und Verstappen? Der war sich keiner Schuld bewusst. Als er die Strafe zugesprochen bekam, sagte er noch während des Rennens über den Boxenfunk: „Das ist einfach lächerlich. Er kann einfach links und rechts reinhalten, was soll ich denn machen?“

Nach dem Rennen fuhren seine Emotion herunter. Ein Schuldeingeständnis lieferte er jedoch nicht ab: „Es war schade, dass es passiert ist. Aber das waren immer ‚Dive-Bombs‘ von hinten, Das ist dann schwierig zu verteidigen. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass das Manöver super aggressiv war.“

Der 26-Jährige berichtete, dass er den Angriff so nicht erwartet habe. „Ich habe ihn natürlich kommen sehen, also habe ich auf der Innenseite ein wenig verteidigt. Und dann haben sich unsere Hinterräder beim Anbremsen berührt und wir haben beide einen Reifenschaden bekommen, was du natürlich nicht willst“, so der Red-Bull-Pilot.

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Er fügte hinzu: „Wir sind alle Rennfahrer und möchten natürlich nicht miteinander kollidieren. Aber wenn du um die Führung kämpfst, dann sind das immer harte Kämpfe. Heute ist es halt passiert, was natürlich schade ist. Ich bin sauer, er ist sauer.“

Beim Bremsen gelenkt? Weltmeister wehrt sich

Gegen den Vorwurf des moving under braking ging er zudem entschieden vor. „Ich habe immer nur nach dem Bremsen gelenkt. Das war kein moving under braking.“ Verstappen war sich bewusst, dass es von außen so aussehe, aber er natürlich genau wisse, was er wirklich gemacht habe, und in solchen Situationen machen müsse.

Der Niederländer erklärte weiter: „Du haust einfach alles innen rein und hoffst, dass der andere rauslenkt. Ich mag das auch ganz gerne. Manchmal funktioniert es und manchmal eben nicht.“

Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko sah die Schuld bei beiden Fahrern. „Das war ein harter Kampf. Da sind beide etwas zu weit über das Ziel hinausgeschossen. Es war von beiden Fahrern unnötig hart.“

McLaren-Ärger über Strafe

Logischerweise hatten die Verantwortlichen im McLaren-Lager eine ganz andere Meinung. So polterte Teamchef Andrea Stella los: „Die gesamte Weltbevölkerung wird wissen, wer verantwortlich ist.“ Lediglich „eine Gruppe von Menschen“ sehe das nicht.

Er verwies darauf, dass die Stewards Verstappens Schuld festgestellt haben und er aus diesem Grund eine Strafe bekommen habe. „Es geht nicht um den Rennstil eines Fahrers, es geht darum, Rennen innerhalb des Reglements zu fahren. Dieses Reglement muss auf eine Art und Weise durchgesetzt werden, das es effizient ist“, gab sich Stella nicht mit der Zehn-Sekunden-Strafe zufrieden. Er führte weiter aus: „Wenn ein Auto aus dem Rennen raus ist, muss die Bestrafung für das andere Auto proportional zum Ergebnis sein. Heute haben wir zweimal moving under braking gesehen. Es war ziemlich offensichtlich.“

Der Italiener betitelte es als generelles Problem, welches in der Vergangenheit nicht ehrlich angesprochen wurde und dadurch wiederkehre. Damit spielte er auf einige Unfälle von Verstappen an - vor allem zur Zeit mit den WM-Kämpfen gegen Lewis Hamilton (Mercedes). „Diese Probleme sind heute wieder da, weil sie in der Vergangenheit nicht richtig angegangen wurden, als es einige Kämpfe mit Lewis gab, die härter bestraft werden mussten.“

Stella äußerte sein Unverständnis darüber, dass man die Schuld bei Red Bull nicht eingestehen würde. „Tatsache ist, dass wir so viel Respekt vor Red Bull haben, so viel Respekt vor Max, dass sie das nicht tun müssen. Das ist eine Art, seinen Ruf zu gefährden. Warum sollte man das tun?“, stellte der Teamchef verärgert in Frage.

Werden sich die Freunde wieder vertragen?

Wie geht es nun weiter? Nach dem Rennen in Österreich steht direkt am kommenden Wochenende der Große Preis von Großbritannien in Silverstone auf der Plan. Norris und Verstappen gelten als gute Freude, doch zu einer Aussprache ist es am Sonntag öffentlich nicht gekommen.

Darauf angesprochen, betonte der McLaren-Fahrer, dass er erwarte, dass Verstappen auf ihn zukomme: „Es liegt nicht an mir, das zu sagen, das muss er sagen. Ich muss nichts sagen, das muss er sagen.“ Der Niederländer hingegen erklärte schmunzelnd dazu: „Es war intensiv und es ist schade, dass es passiert ist. Wir werden darüber reden, aber vielleicht nicht heute.“