Sebastian Vettel ist mit neuer Kurzhaarfrisur und ein paar Kilo weniger als noch zu seiner aktiven Zeit im Fahrerlager von Imola auf einer Mission: Der Heppenheimer will den legendären Brasilianer Ayrton Senna ehren. Anlass: Anfang Mai vor 30 Jahren verunglückten Senna und der Österreicher Roland Ratzenberger in Imola tödlich.
Vettel auf besonderer Mission
Deshalb verteilte der viermalige Weltmeister Senna-T-Shirts und rannte am Donnerstagabend gemeinsam anderen Fahrern zur Tamburello-Kurve, um dort speziell angefertigte Schlösser an den Maschendrahtzaun neben dem Senna-Denkmal aufzuhängen. Am Sonntag wird er nach der Fahrerparade zudem Sennas McLaren von 1993 pilotieren, der ihm selbst gehört.
„Es ist in der Hinsicht das Jubiläum, diesem ganz dunklen und tragischen Wochenende Tribut zu zollen“, sagt Vettel und erklärt: „Die Hauptidee ist, dass sowas nicht in Vergessenheit gerät.“
Vettel: „Das wirft viele Fragen auf“
Doch nicht nur das. In gewisser Weise will der Hesse auch Danke sagen: „Alle Fahrer profitieren bis heute von diesem Wochenende, so seltsam das klingen mag. Aber es war ein wichtiger Schritt, um die Standards der Sicherheit zu verschieben.“
So gab es erst 20 Jahre nach dem Tod von Senna und Ratzenberger den nächsten tödlichen Unfall in der Königsklasse, als Jules Bianchi infolge eines Crashs in Suzuka verstarb.
„Natürlich ist man sich der Gefahr im Motorsport bewusst“, erzählt Vettel, „aber der Tod war nicht wirklich gegenwärtig. Und dann gab es den Unfall von Jules Bianchi (in Suzuka), der den Preis mit seinem Leben bezahlte. Das wirft viele Fragen auf.“
Zuletzt wurde die F1-Gemeinde 2019 mit dem Tod konfrontiert. „Als Anthoine (Hubert; Anm. d. Red.) sein Leben am Samstag in Spa verlor, erinnere ich mich noch an die Telefonate mit meiner Frau und das Nachdenken, warum man überhaupt wieder ins Auto steigen soll“, räumt Vettel ein.
Womöglich war das auch ein Grund, warum Gattin Hannah den ehemaligen Red Bull- und Ferrari-Star 2022 vom Rücktritt überzeugte. Seitdem beobachtet Vettel die Geschehnisse in der Königsklasse als Zuschauer – und ein kleines bisschen vielleicht auch als Fan.
Vettel lässt Verstappen-Helm signieren
Und so war er am Donnerstag in Italien noch auf einer zweiten Mission unterwegs: Er holte sich ein Autogramm vom aktuellen Dominator Max Verstappen. Hintergrund: Beide Piloten hatten einst ihre Helme getauscht, wobei der Niederländer offenbar auf seine Unterschrift auf dem Kopfschutz verzichtet hatte. Doch genau die persönliche Widmung macht den Tausch für Vettel so besonders.
Deshalb beobachtete SPORT1, wie der Deutsche sich bei Red Bull auf die Lauer legte und Verstappen auf dem Weg zum Ingenieursmeeting abpasste. Der dreimalige Champion ließ sich nicht zweimal bitten und signierte ausführlich seinen eigenen Helm für Vettel.
Verstappen fährt in Imola derweil nicht nur sein Formel-1-Auto, sondern für sein Simracing-Team Redline auch die virtuellen 24 Stunden am Nürburgring. Aus Verstappen-Sicht stellt das keine besondere Ablenkung dar: „Ich mache das immer“, verrät er. „Ich habe auch bei den letzten Rennen immer gezockt. Die Leute reden halt nicht darüber, weil ich das nicht angesprochen habe. Und diesmal habe ich es eben.“
Vettel und Verstappen: zwei besondere Formel-1-Fahrer ihrer Generation.