Als Charles Leclerc auf den Sieg in Monaco angesprochen wurde, stockte er. Die Tränen in seinen Augen waren deutlich zu erkennen. Der Ferrari-Superstar fing sich, musste sich aber sichtlich zusammenreißen, um nicht hemmungslos zu weinen.
Ein tränenreicher Triumph
Denn er fuhr am Sonntag am achten Rennwochenende der Saison nicht einfach nur seinen ersten Sieg in Monaco ein. Dieses Traditionsrennen, das man als gestandener Formel-1-Pilot in seiner Karriere zumindest einmal gewonnen haben muss.
Als Monegasse ist es zudem sein Heimrennen, was den ersten Erfolg doppelt speziell macht. Da wurde sogar der sonst so spröde Fürst Albert auf dem Podium emotional, verspritzte Champagner und unterhielt sich angeregt mit Leclerc über dessen Triumphfahrt.
Leclerc: Der Monaco-Fluch ist gebannt
Dass er in den vergangenen Jahren einen Sieg auch mehrfach durch unglückliche Umstände verpasste (Defekt auf dem Weg in die Startaufstellung 2021, Strategiepech 2022), macht den aktuellen Triumph umso süßer. Der Monaco-Fluch ist endlich gebannt.
Doch an all das dachte Leclerc zunächst gar nicht, als er von der Pole-Position aus zum am Ende sehr souveränen Sieg, bei dem er sich auch nicht durch den heftigen Crash in Runde eins, den Abbruch und den Neustart nicht aus der Ruhe bringen ließ, fuhr.
„Ich muss sagen, dass ich sehr viel mehr an meinen Vater gedacht habe während des Rennens, als ich gedacht hätte“, sagte Leclerc bei Sky. „Ganz klar: Er hat alles gegeben, damit ich heute hier stehen kann. Es war unser gemeinsamer Traum, dass ich hier irgendwann Rennen fahren und gewinnen kann.“
Ferrari-Star kämpft während des Rennens mit den Tränen
Deshalb kamen ihm die Tränen sogar schon unter dem Helm. „Zwei oder drei Runden vor Schluss kam ich aus dem Tunnel und merkte, dass ich kaum noch etwas sehen konnte, weil meine Augen ein wenig zu tränen begannen“, sagte er: „Natürlich war meine Mutter auch unter dem Podium, was die Emotionen noch verstärkt, zusammen mit meinen Brüdern, meiner Freundin, all meinen Freunden. Alle sind hier, das macht es so besonders“, so der Monegasse weiter.
Wer jedoch fehlte, war der Vater. Herve Leclerc hat die Karriere seines Sohnes stets gefördert und als Ex-Rennfahrer den Filius auch immer gefordert.
Doch Papa Leclerc starb 2017 im Alter von nur 54 Jahren an Krebs. Am Totenbett seines Vaters griff der damals 20 Jahre junge Charles zu einer kleinen Notlüge, verriet seinem Papa, dass er für 2018 einen Platz in der Formel 1 sicher habe. Was tatsächlich erst ein paar Monate später offiziell feststand.
Dieser Sieg ist nun aber nicht nur speziell, emotional und befreiend – er ist laut Ferrari-Teamchef Fred Vasseur „ein Meilenstein in seiner Karriere. Er hat diesen Sieg lange, lange gejagt. Und jetzt kann er das endlich zu den Akten legen“, so der Franzose.
Greifen Leclerc und Co. jetzt Red Bull an?
In der WM-Wertung hängt Leclerc mit 138 Punkten im Nacken von Weltmeister Max Verstappen, der in Monaco chancenlos war und nur Sechster wurde. Der Niederländer steht bei 169 Zählern.
Greifen Leclerc und Ferrari jetzt Red Bull und Verstappen an? „Es ist ein tolles Gefühl, wieder zurück zu sein. Jetzt haben wir drei Teams, die um die Pole kämpfen, jedes Wochenende“, sagte Vasseur, der hofft, „dass es in der Meisterschaft so weitergeht bis zum Ende. An den Titel will ich noch nicht denken, aber ich denke, wir haben einen guten Schritt gemacht“.
Vor allem, weil dieser Triumph seinen Starpiloten auch mental weiterbringen wird. Vasseur: „Ich wusste, wir haben einen Charles vor Monaco und einen nach Monaco. Er wird jetzt stärker sein.“ Gute Voraussetzungen für weitere emotionale Erfolge.