Das ist die Formel 1 gar nicht mehr gewohnt. Der Gewinner heißt nicht Max Verstappen. Von den letzten 50 Grand Prix hat der Weltmeister 38 gewonnen. Seit 2023 gewann er 23 der 28 Rennen. Am Sonntag wurde er nur Zweiter.

Denn Sieger ist einer, der noch nie ein Formel-1-Rennen gewonnen hat: Lando Norris ist der 114. Sieger eines WM-Laufs. „Das wurde auch mal langsam Zeit“, erklärt der Brite, dem sichtlich ein Stein vom Herzen gefallen ist. „Es hat sich schon lange irgendwie angedeutet, aber endlich habe ich es geschafft. Ich bin so happy für das Team. Dafür habe ich gelebt.“

Für Norris ist es der erste Sieg im 110. Rennen. Jetzt ist er auch wieder einen Rekord los: Nach Miami reiste er als Fahrer mit den meisten Podestplätzen ohne Sieg. Diesen Rekord hält jetzt wieder ein Deutscher: Nick Heidfeld (13).

Formel 1: Norris tut es Häkkinen gleich

15 Mal schon kletterte Norris aufs Podium. Genauso oft stand eine andere McLaren-Legende auf dem Podest, bevor er erstmals siegte: Mika Häkkinen. Der Finne ließ für McLaren zwei WM-Titel folgen. Auch im Kampf gegen Michael Schumacher. Dessen Bruder Ralf Schumacher wusste nach dem Erfolg: „Mit dem Sieg steigt jetzt die Erwartungshaltung. Man will ja immer mehr. Aber es wird nicht das letzte Rennen gewesen sein, das Norris gewinnt.“

Auch Norris will mehr. Die Erwartungshaltung an McLaren ist groß. „Ich bin bei McLaren geblieben, weil ich an das Team glaube und heute hat sich das beweisen. Diesen Moment werde ich nie vergessen.“

Für viele war der 24-Jährige zu Beginn des Jahres noch der große Verlierer. Kurz nachdem er einen neuen Zweijahresvertrag für McLaren unterschrieben hatte, kündigte Lewis Hamilton seinen Wechsel zu Ferrari an. Viele hätten Norris als logischen Nachfolger für Hamilton bei Mercedes gesehen.

Norris Treue zahlt sich aus

Doch Norris blieb bei McLaren. Zu Recht: Aktuell ist das britische Traditionsteam (184. Sieg!) auch besser als Mercedes. „Das ganze Wochenende war schon gut. Wir hatten ein paar Rückschläge, aber ich habe schon am Freitag gemerkt, dass die Pace da war“, verriet er.

Klar: Der Brite profitierte von der Safetycar-Phase durch die Kollision zwischen Kevin Magnussen und Lokalmatador Logan Sargeant. Aber die Rundenzeiten waren dank eines großen Update-Pakets am McLaren auch davor vielversprechend. Und viel entscheidender: Er war auch danach schneller als Max Verstappen und zog davon. Der Niederländer gab sich ehrlich geschlagen: „Ich freue mich für Lando. Er hat es definitiv verdient.“

Und noch ein Lob heimste Norris ein – das von McLaren-Boss Zak Brown: „Lando ist perfekt gefahren. Er hat sich in den letzten Jahren zu einem Siegerfahrer entwickelt und liefert jetzt ab.“

Norris lässt Kritiker verstummen

McLaren und Norris – womöglich entsteht da etwas Großes. Während andere Teams zu zerfallen scheinen, glänzt McLaren beim Comeback mit Konstanz. Geschäftsführer Brown bleibt bis 2030, die Mercedes-Motoren ebenfalls – und Norris noch mindestens zwei Jahre. Schon jetzt sind nur drei Fahrer mehr Rennen für das Team gefahren als Norris: David Coulthard (150), Jenson Button (136) und Mika Häkkinen (131). Seit 2019 ist Norris in McLaren-Diensten, für ein anderes Team stand er nie am F1-Start.

Oft war der junge Brite nah dran am ersten Sieg: Acht Mal war er Zweiter, beim Türkei-GP 2020 führte er bis zum Regenschauer in der letzten Runde. Sein Erfolgsgeheimnis: „Ich hatte einfach die Nase voll, nicht an den Sieg zu glauben. Also habe ich meine Einstellung geändert“, verriet er in einem Lügendetektor-Interview bei Sky UK.

Schlusswort Lando Norris: „Ich bin einfach stolz. Viele haben Zweifel gehabt. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren auch Fehler gemacht. Aber heute stehen wir hier.“ Ein Sieger, über den sich die ganze Formel 1 freut.