Bei einem Blick auf das Ergebnis vom Großen Preis von Japan wird schnell klar: Für Mercedes war es erneut ein durchwachsenes Wochenende. Platz sieben für George Russell und Platz neun für Lewis Hamilton waren die erneuten Beweise dafür, dass die alten Erfolgszeiten in der Formel 1 vorbei sind. Teamchef Toto Wolff brachte im Anschluss an das Rennen in Suzuka allerdings nicht das Ergebnis, sondern etwas anderes zur Weißglut.
Mercedes-Boss: „Völlig lächerlich!“
Vorfall in Suzuka macht Mercedes-Boss fassungslos
„Völlig lächerlich. Es ist völlig lächerlich, das ‚under investigation‘ zu stellen“, zeigte sich der Mercedes-Teamchef im Anschluss an das Rennen aufgebracht am Sky-Mikrofon. Der Grund für seinen Ärger: Sein Schützling George Russell wurde von den Rennkommissaren wegen eines Zwischenfalls mit McLaren-Fahrer Oscar Piastri in der Endphase des Grand Prix untersucht.
Die Situation ereignete sich in der Schikane kurz vor Ende der Runde. Der Mercedes-Pilot drückte sich im Duell mit dem Australier innen rein, sodass dieser die Schikane abkürzen musste. An den Positionen änderte dies zunächst nichts: Piastri blieb weiterhin vor dem Briten.
„Am Ende des Tages gab es keinen Kontakt, es gab keinen Positionsgewinn“, hob auch Wolff hervor und unterstrich damit noch einmal sein Unverständnis. Inzwischen dürfte sich der Österreicher beruhigt haben: Die Rennkommissare entschieden, keine Strafen zu verteilen.
Einige Runden später schaffte es Russell zudem dann noch auf unstrittige Art und Weise an Piastri vorbei und machte so immerhin noch eine Position gut.
Formel 1: Hamilton in Suzuka chancenlos
Russell startete das Rennen auf Position neun und damit hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton. Später wies das Team aufgrund der deutlich besseren Rundenzeiten des jüngeren Piloten jedoch einen Positionstausch an. Hamilton vermutete nach dem Rennen gegenüber Sky, dass er sich bei einem frühen Überholmanöver gegen Charles Leclerc „einen kleinen Schaden zugezogen“ habe, stellte aber auch knallhart fest: „Generell war das Auto heute ziemlich schlecht.“
Zu Beginn des Wochenendes äußerte sich der Rekordweltmeister noch ganz anders. Da habe sich das Auto „so gut angefühlt wie noch nie in diesem Jahr.“
Wolff sieht nicht alles negativ
Wolff konnte dem Rennen dennoch auch etwas Positives abgewinnen. Das Ergebnis sei auf dem Papier zwar „schlecht“ gewesen, andererseits aber auch „wirklich gut von den Dingen, die wir gelernt haben“.
Das Vorgehen am Sonntag in Suzuka bezeichnete er als „Live Testing“: Die Taktikabteilung des britischen Rennstalls hatte beide Piloten zunächst auf eine Ein-Stopp-Strategie gesetzt. Der Plan ging auf der reifenfordernden Strecke allerdings nach hinten los. Laut Wolff war der erste Stint „so schlecht, dass wir da wahrscheinlich eine halbe Minute verloren haben“.
Daraufhin rüstete man bei den Silberpfeilen spontan um und passte sich in der Strategie der Konkurrenz an, die das Rennen mit zwei Reifenwechseln absolvierte. Ab diesem Punkt sei man „konkurrenzfähig und beim Podium“ gewesen, berichtete der 52-Jährige weiter, hielt aber dennoch fest: „Ich möchte nicht immer das schönreden, was hätte möglich sein können“. Das Live-Experiment habe aber „funktioniert an diesem Wochenende.“
„Eigenartig“: Taktik stiftet Verwirrung bei Schumacher
Etwas verwirrt ließ diese Taktik Ralf Schumacher zurück. „Ein bisschen eigenartig das Ganze“, reagierte der Sky-Experte auf die Aussagen des Österreichers. „Wenn man schon managed, muss man es ja nicht mit beiden Autos gleich machen. Wenn man viel lernen will, kann man es ja splitten. Dann braucht man auch nicht so lange bis zu dieser Erkenntnis.“ Schumacher sieht „viele Fragezeichen“ innerhalb des ehemaligen Erfolgsteams.
In der Teamwertung liegt der achtmalige Konstrukteursweltmeister nach den ersten vier Saisonrennen nur auf Rang vier, wobei der Abstand zu Aston Martin auf Platz fünf aktuell nur einen Punkt beträgt.
Das bisher beste Ergebnis der Saison fuhr Russell beim Saisonauftakt in Bahrain ein, als er Fünfter wurde.