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Formel 1: "Er wollte nochmal richtig Geld verdienen"

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Formel 1: "Er wollte nochmal richtig Geld verdienen"

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„Er wollte nochmal richtig Geld“

Im SPORT1-Interview spricht Ralf Schumacher über den Fall Horner, die drohenden Folgen für Red Bull, Lewis Hamiltons Wechsel zu Ferrari und ein mögliches Comeback von Neffe Mick.
Der langjährige Mercedes-Star und Rekordweltmeister Lewis Hamilton wechselt nach Ende der kommenden Saison zu F1-Konkurrent Ferrari. Der Engländer äußert sich zu seinem letzten Jahr mit den Silberpfeilen.
Im SPORT1-Interview spricht Ralf Schumacher über den Fall Horner, die drohenden Folgen für Red Bull, Lewis Hamiltons Wechsel zu Ferrari und ein mögliches Comeback von Neffe Mick.

Er ist eine der prominentesten Stimmen des deutschen Motorsports - und nicht bekannt dafür, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten.

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Der frühere Formel-1-Pilot und heutige TV-Experte Ralf Schumacher spricht im exklusiven SPORT1-Interview über die aktuellen Brennpunkte der Königsklasse.

Der jüngere Bruder von Rekordweltmeister Michael Schumacher äußert die klare Ansicht, dass Red-Bull-Teamchef Christian Horner wegen seiner Skandal-Affäre zurücktreten sollte - und skizziert auch drohende Folgeszenarien für Red Bull, sollte es nicht passieren, inklusive eines Verlusts von Weltmeister Max Verstappen und Stardesigner Adrian Newey.

Darüber hinaus spricht der 48-Jährige auch über eine mögliche F1-Rückkehr seines Neffen Mick, den Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari und den Einstieg von Audi.

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SPORT1: Herr Schumacher, die Affäre um mutmaßlich unangemessenes Verhalten des Red-Bull-Teamchefs Christian Horner ist das Hauptthema in der Formel 1: Wie gehen Sie als Experte und Formel-1-Gesicht von Sky damit um?

Ralf Schumacher: Was ich schade fand und immer noch finde: Die Causa Christian Horner überstrahlt alles. Besonders am ersten Wochenende in Bahrain wurde das deutlich. Erst am Renntag wurde ein wenig über den Sport geredet. Was mich an der ganzen Sache auch stört: Eine objektive Bewertung ist extrem schwierig, weil die Transparenz völlig fehlt.

Ralf Schumacher: „Es schadet Red Bull immens“

SPORT1: Aber Sie haben Ihre Meinung schon deutlich zum Ausdruck gebracht: Horner müsse zurücktreten, forderten Sie ...

Schumacher: Für mich wurde es problematisch, als er sich in der PK in Saudi-Arabien als Opfer darstellte. Es tut mir leid für seine Familie, ja, aber es gab nur einen, der das Ganze ausgelöst hat: nämlich ihn. Dass sich seine persönliche Assistentin und er sehr nahe gekommen sein müssen, ist - glaube ich - nicht mehr von der Hand zu weisen. Ich kann nicht akzeptieren, dass er immer wieder sagt, er wolle nicht im Detail drüber reden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, was meine Scheidung betrifft: Ja, am Anfang ist es schwierig, wenn eine solche Privatangelegenheit auch in der Öffentlichkeit ausgetragen wird. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, darüber reden zu müssen, weil es am Ende das Beste für alle Parteien ist. Von der Mitarbeiterin Horners beispielsweise hört man gar nichts und das ist nicht gut. Keiner spricht von ihr. Fest steht: Solange dieses Chaos bleibt, schadet es Red Bull immens. Horner hat ja gesagt, dass niemand wichtiger sei als das Team. Deshalb sollte er diesem Gebot folgen und so schnell wie möglich zurücktreten.

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SPORT1: Gerade beim Machtkampf zwischen Thailand und Österreich steht auch das Erbe von Dietrich Mateschitz auf dem Spiel.

Schumacher: So weit würde ich im Moment noch nicht gehen. Aber alles sollte so schnell wie möglich geklärt werden. Es würde keinem schaden, wenn er geht. Für die Marke Red Bull wäre es wichtig.

SPORT1: Max Verstappen hat sich im offen zur Schau getragenen Machtkampf öffentlich klar zu Helmut Marko bekannt. Wie finden Sie das?

Schumacher: Sehr gut. Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Fahrer eine klare Meinung hat. Max hat nicht vergessen, wer ihn gefördert hat und wer ihn immer unterstützt hat. Das war Helmut Marko, nicht Christian Horner. Max weiß genau, was intern passiert ist. Er weiß auch, dass die Gefahr groß ist, dass Technikgenie Adrian Newey aufgrund der ganzen Querelen bald keine Lust mehr hat, bei Red Bull zu bleiben. Auf ihn kann Red Bull am wenigsten verzichten. Auf Horner schon.

Verstappen zu Mercedes? „Chancen sind groß“

SPORT1: Mercedes-Teamchef Toto Wolff könnte am Ende der große Gewinner sein: Indem er Max Verstappen bekommt und damit mehr als einen gleichwertigen Ersatz zu Lewis Hamilton gefunden hätte, der ja Ende des Jahres Mercedes verlässt und zu Ferrari wechselt. Besteht die Möglichkeit, dass Verstappen zu Mercedes wechselt?

Schumacher: Die Chancen sind groß. Denn wo soll Verstappen hin, wenn er nicht mehr bei Red Bull bleiben will? Ferrari ist zu, Audi ist noch zu weit weg von der Konkurrenzfähigkeit. Bleibt also Mercedes. Ich glaube auch, dass Max mit seiner natürlichen, ehrlichen Art sehr gut zum Hause Mercedes passen würde. Für Toto wäre es perfekt.

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SPORT1: Könnte Verstappen auf Anhieb gewinnen?

Schumacher: Dafür ist Mercedes im Moment zu weit weg. Schon das dritte Jahr in Folge. Toto Wolff wirkt bei Interviews derzeit oft resignierend. Irgendwie haben die Techniker von Mercedes das neue Fahrzeugkonzept immer noch nicht verstanden. Selbst wenn Max wirklich - wie vermutet - 0,3 Sekunden schneller ist als der Rest, würde es im Moment nicht zum Sieg reichen. Aber es würde alles spannender machen, ohne Frage.

SPORT1: Ihr Neffe Mick ist offizieller Ersatzfahrer von Mercedes: Wie schätzen Sie seine Chancen ein?

Schumacher: Ich kann nur hoffen, dass er in den Überlegungen von Mercedes als Hamilton-Ersatz zumindest eine Rolle spielt. Falls Verstappen doch bei Red Bull bleibt, wird die Leistung von George Russell entscheidend sein. Wenn es so bleibt, dass er stärker ist als Hamilton, traut man ihm eine zukünftige Führungsrolle im Team zu und kann dann das zweite Cockpit mit einem aufstrebenden Talent besetzen. Mit Mercedes-Junior Kimi Antonelli etwa oder mit Mick, der ja in den Nachwuchsklassen, aber auch in mehreren Rennen in der Formel 1 bewiesen hat, dass er es kann. Wenn nicht, wird es schwierig und man braucht einen erfahrenen Kämpfer wie Carlos Sainz oder Fernando Alonso.

Hamilton-Wechsel: Ferrari droht „Zerreißprobe“

SPORT1: Wie sehr hilft es, dass in Saudi-Arabien der 18 Jahre alte Brite Oliver Bearman auf Anhieb bei Ferrari als Sainz-Ersatz so einen tollen Job machte und am Ende fast schon sensationell Siebter wurde?

Schumacher: Er ist kein Zufallsprodukt, ist super ausgebildet. Der Ferrari hat zu ihm gepasst, weil er nicht so schwierig zu fahren war. Trotzdem hat er einen tollen Job gemacht. Ich hoffe, dass der Mut auch bei anderen Teamchefs dadurch wachsen wird, dem Nachwuchs eine Chance zu geben.

SPORT1: Trauen Sie Lewis Hamilton zu, bei Ferrari eine ähnliche Ära zu starten, wie Ihr Bruder das getan hat?

Schumacher: Eine gute Frage. Eins steht fest: Fred Vasseur - als Teamchef jetzt das zweite Jahr im Amt - hat den Weg geebnet. Das Auto ist besser geworden, im Team ist Ruhe eingekehrt und er tut alles, um Ferrari in Zukunft mit neuen Technikern noch stärker zu machen. Entscheidend aber ist: Wie gut ist Lewis Hamilton noch? Wie motiviert ist er noch? Er erwartet, dass man alles dafür tun wird, dass er sich wohlfühlt, dass er die Nummer eins im Team ist. Ich glaube aber nicht, dass Charles Leclerc sich als zweiten Piloten bei Ferrari sieht. Für ihn ist es eine Zerreißprobe. Er muss Hamilton schlagen, der sich altersbedingt ja eher auf der Zielgeraden seiner Karriere befindet. Leclerc hat aber Vorteile: Er ist Ferrari-Zögling, spricht perfekt italienisch. Deshalb wird es spannend zu sehen sein, wie sich alles bei Ferrari entwickelt. Lewis kann ich aber verstehen: Er wollte nochmal richtig Geld verdienen und für eine Marke fahren, die so viel Strahlkraft hat, dass er diese auch nach seiner aktiven Karriere noch nutzen kann.

SPORT1: Letzte Frage: Wie wichtig war es für Audi, sich jetzt mit dem Erwerb von 100 Prozent der Sauber-Anteile voll zur Formel 1 zu bekennen?

Schumacher: Sehr wichtig. Wir sehen ja, wie schlecht gerade die Renault-Tochter Alpine performt. Aber Sauber, das zukünftige Audi-Team, ist ja kaum besser. Deshalb ist es wichtig, jetzt sofort die richtigen Stellschrauben zu drehen. Projektleiter Andi Seidl muss mit dem eisernen Besen durch die Fabrik in der Schweiz fegen, sonst wird das nix mit dem Nachbarn.