Auf der Strecke spult Max Verstappen weiter unbeeindruckt sein Programm ab. Beim Großen Preis von Saudi-Arabien holte der Red Bull-Star seinen 56. Sieg und sein 100. Podium. Ein sportlicher Meilenstein, der eigentlich größere Aufmerksamkeit verdient. Doch auch neben der Strecke hat der Niederländer in Dschidda einiges bewegt.
Der Red-Bull-Frieden ist verlogen
Als Gerüchte aufkamen, Chefberater Helmut Marko stehe vor der Suspendierung, machte sich Verstappen öffentlich für seinen Mentor stark. Eine Schützenhilfe, die in der Formel 1 Seltenheitswert hat - zu den wenigen ähnlichen Fällen zählt, wie Michael Schumacher bei Ferrari 1996 seinen Teamchef Jean Todt vor dem Aus bewahrte.
„Das war sehr beeindruckend und da bin ich ihm auch sehr dankbar“, betonte Marko am Samstag vor dem Rennen im Fahrerlager und lobte: „Er ist einer der wenigen hier, der Charakterstärke hat und Loyalität zeigt.“
Schade für Verstappen: Seine Dominanz auf der Rennstrecke gerät angesichts des internen Rosenkrieges zur Nebensache. Marko schwärmte nach dem Rennen zwar vom Auto, das „in allen Bereichen gut“ gewesen sei und dass die Red Bull-Welt nach zwei Doppelsiegen doch wieder in Ordnung sei. Doch das ist sie natürlich nicht.
Horner gibt Marko eine Spitze mit
Die Affäre um mutmaßliche sexuelle Belästigung einer Mitarbeiterin durch Teamchef Christian Horner überschattet den Red-Bull-Erfolg: Horner versucht mit Hilfe der thailändischen Mehrheitseigner seine Position zu sichern und wollte zugleich offenbar auch Marko loswerden, der bei dem Thema nicht an seiner Seite steht.
Die Eskalation verhinderte Red Bull-CEO Oliver Mintzlaff, der Marko am Samstag versicherte, dass die Dienste des ehemaligen Rennfahrers aus Graz weiter erwünscht sind. Marko - der zuvor klargemacht hatte, dass er im Zweifel von sich aus zurücktreten werde - bestätigte anschließend: „Wir sind uns in allen Punkten einig. Ich mache weiter, aber es muss Ruhe einkehren.“
Ob das funktionieren kann, so lange Horner keine persönliche Konsequenzen bei sich selbst zieht? Vor hat der Brite es nicht, er tut die Vorgänge weiter unbeirrt als Sturm im Wasserglas ab: „Da wird eine Riesen-Geschichte drum herumgemacht“, kommentiert er die Auseinandersetzung mit Marko und Verstappen am Rande des GP Saudi-Arabien, „aber wir sind ein Team. Helmut ist der Berater für die Red Bull GmbH. Max ist ein wunderbarer Fahrer, aber jeder hat seine Rolle zu spielen, kein Individuum ist größer als das Team.“
Vielsagend war dann allerdings noch eine süffisante Spitze, die Horner Marko noch mit auf den Weg gab: „Ich kenne Helmut seit 1996 und er hat über die Jahre eine wichtige Rolle gespielt. Dass er mit fast 81 Jahren immer noch motiviert ist hinsichtlich der Formel 1 ist doch positiv.“
Red Bull: Der Burgfrieden ist nur gespielt
Die Aussage zeigt: Der Burgfrieden ist nur gespielt. Es brodelt weiter hinter den Kulissen beim Dauersieger-Team der Formel 1. In den nächsten zwei Tagen ist deshalb ein Meeting zwischen der österreichischen Fraktion und 51-Prozent-Teilhaber Chalerm Yoovidhya aus Thailand geplant.
„Ich denke nicht, dass die Krise vorbei ist“, glaubt auch Sky-Experte Ralf Schumacher, „weil Horner nicht transparent mit der Situation umgeht. Aber die Zeit wird‘s zeigen. Ich wünsche Max auf jeden Fall, dass er weiter die Chance hat zu zeigen, dass er der Beste ist.“
Helmut Marko steht dabei weiter an seiner Seite.