„Menschen sind erst dann endgültig tot, wenn man nicht mehr an sie denkt“, heißt es. So gesehen ist Niki Lauda immer noch da. Am 20. Mai 2019 verstarb Lauda - trotz langer Krankheit am Ende doch überraschend. Heute ist sie fünf Jahre her, diese schockierende wie überraschende Nachricht.
Die Legende lebt
Denn seine Freunde und Fans hatten eins gemein: den unbewusst zementierten Irrglauben, dass die Wiener Ikone seit ihrem schweren Feuerunfall 1976 auf dem Nürburgring als unzerstörbar galt. Umso größer war die Betroffenheit nach seinem Tod, dem ein äußerst bewegtes Leben vorausgegangen war.
Niki Lauda wurde durch Feuer-Unfall 1976 zum Mythos
Der am 1949 in Wien geborene Lauda war Spross einer wohlhabenden Industriellen-Familie, war selbst aber genügsamer, als viele vermuten würden.
Mode bedeutete ihm nichts, Luxusgüter gaben ihm ebenfalls wenig, es sei denn sie machten sein Leben bequemer. Ein Hotel sollte schlicht so nahe wie möglich an der Rennstrecke liegen, der Flughafen ebenso.
Dass Bequemlichkeit nicht in jeder Lebenssituation wichtig war für Lauda war, weiß allerdings jeder, der sein berühmtestes Erlebnis kennt: sein Entkommen aus der Flammenhölle seines Ferrari am Nürburgring 1976.
„Schon damals entwickelte er einen schier unmenschlichen Willen gegen sein Schicksal anzukämpfen“, beschreibt sein Weggefährte und Freund Helmut Marko den entscheidenden Wesenszug seines österreichischen Landsmanns.
„Niki war fähig, im entscheidenden Moment alle Gefühle auszublenden und ganz pragmatisch genau das zu machen, was in der jeweiligen Situation das Beste ist.“
„Ich spürte eine riesige Wut“
Lauda selbst hat das nach seinem Unfall so beschrieben: „Ein Priester hat damals dafür gesorgt, dass ich unbedingt weiterleben wollte. Der Pfarrer gab mir die letzte Ölung, ohne ein Wort zu sagen. Ich wurde wütend, weil ich erwartete, dass da jemand kommt und mich tröstet. Ich spürte eine riesige Wut und dachte: Jetzt erst recht, ich lasse mich nicht hängen, ich gebe nicht auf.“
Schon sechs Wochen später sorgte der Österreicher in Monza für das wohl spektakulärste Comeback der Sportgeschichte. Unter großen Schmerzen durch die teilweise immer noch blutenden Brandwunden unter seinem Helm wurde er Vierter und gewann ein Jahr später seinen zweiten von insgesamt drei WM-Titeln.
Die Art und Weise, wie der schwer vernarbte Lauda seinen brutalen Schicksalsschlag überwand, erlangte mythischen Charakter, ebenso wie seine Rivalität mit dem draufgängerischen und tragisch früh verstorbenen Rennsport-Playboy James Hunt.
Im Hollywood-Film „Rush“ mit Daniel Brühl als Lauda und Chris Hemsworth als Hunt wurde beides für die Nachwelt verewigt.
Hätte Lauda Hamiltons Wechsel verhindert?
Auch in Laudas größter persönlicher Krise nach der Karriere kam sein Kampfgeist zu tragen; als die Boeing seiner Fluggesellschaft Lauda Air 1991 in Thailand abstürzte und 223 Menschen in den Tod riss.
Nach acht Monaten konnte Lauda beweisen, dass ein technischer Defekt die Ursache war. „Dieser Kampf mit Boeing war für mich der beste Weg, diese Krise zu meistern. Sonst wäre ich durchgedreht“, erinnerte er sich später.
In der Formel 1 war die Legende bis zum Schluss präsent: Am Ende seiner Laufbahn war er Berater, Vorstand und Hirn des Mercedes-Teams und damit maßgebend für die Erfolge mit Lewis Hamilton verantwortlich.
Landsmann Gerhard Berger findet, dass die Lücke, die Lauda bei Mercedes hinterlassen hat, zuletzt besonders sichtbar geworden ist. „Er hätte alles daran gesetzt, dass Lewis Hamilton nicht zu Ferrari wechselt“, zeigte sich der langjährige F1-Pilot im Gespräch mit SPORT1 sicher: „Das hätte ihn extrem gefuchst. Womöglich hätte er es verhindert.“