Home>Motorsport>Formel 1>

Formel 1: Als stünde er unter einem Elektroschock - Gastkolumne von Helmut Marko über Niki Lauda

Formel 1>

Formel 1: Als stünde er unter einem Elektroschock - Gastkolumne von Helmut Marko über Niki Lauda

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Niki Lauda spielte den Egoisten

Auch fast fünf Jahre nach dem Tod von Niki Lauda trauert Helmut Marko noch um seinen langjährigen Weggefährten. Der Red-Bull-Motorsportchef erinnert sich an gemeinsame Zeiten mit Lauda.
Niki Lauda verstarb am 20. Mai 2019. SPORT1 blickt zurück auf die außergewöhnliche Formel-1-Karriere des Österreichers.
Auch fast fünf Jahre nach dem Tod von Niki Lauda trauert Helmut Marko noch um seinen langjährigen Weggefährten. Der Red-Bull-Motorsportchef erinnert sich an gemeinsame Zeiten mit Lauda.

Liebe Formel-1-Freude, Niki Lauda hat eine Lücke hinterlassen hat, die für mich nicht zu füllen ist. Er fehlt mir, genauso wie mir Dietrich Mateschitz fehlt. Bei beiden war es ähnlich, als ich von ihrem Tod erfahren habe: Auch wenn beide schwer krank waren und ihr Tod nicht unerwartet kam, so ist die Erkenntnis des Unveränderlichen und Endgültigen im Moment der Nachricht des Todes immer noch ein Schock.

{ "placeholderType": "MREC" }

Beide fehlen mir, beide werden mir immer fehlen. Hauptsächlich als Freunde, aber auch als charismatische Menschen. Niki wäre am Donnerstag 75 Jahre alt geworden. Er war einer der ganz großen Österreicher. Ich hatte das Glück und die Ehre, das mitzuerleben. Ein Ausnahmemensch, der trotz seiner unmenschlichen Popularität immer am Boden geblieben ist.

Es gibt niemanden im gesamten Formel-1-Geschehen, der von der Persönlichkeit, vom Humor und seiner Geradlinigkeit Niki das Wasser reichen konnte. Er sprach immer aus, was er dachte. Ob er damit aneckte, war ihm egal. Er brauchte auch keinen Vertrag. Sein Handschlag besiegelte ein Abkommen.

In meiner gesamten Rennkarriere war Niki mein steter Begleiter. Beim Grand Prix von Österreich 1971 standen wir zum ersten Mal gemeinsam in der Startaufstellung. Ich saß im besseren Auto und war dadurch auch von den Ergebnissen her besser als er.

{ "placeholderType": "MREC" }

Dann kam mein Unfall und alles war anders.

Marko: Lauda hat das geerbt, was für mich bestimmt war

Im Prinzip hat Niki das geerbt, was eigentlich für mich bestimmt war. Er übernahm zunächst meinen Sitz bei BRM, dann das Cockpit vom Ferrari. Dort hatte ich einen Vorvertrag. Ich fuhr mit ihm zu Enzo Ferrari, um Niki bei den Vertragsverhandlungen zu unterstützen. Von da an waren wir immer in irgendeiner Weise in Kontakt. Auch in der Zeit nach seinem Nürburgring-Unfall.

Ich war damals in seinem Haus bei Fuschl, als Fitnesspapst Willi Dungl in die Wiese und in die Wälder ging und mit einem Korb voller Pflanzen und Blüten zurückgekommen ist. Er hat irgendwelche Salben kreiert und auf den offenen Kopf getupft. Jedes Mal, wenn er diese Wunden berührt hat, hat‘s den Niki gerissen, als stünde er unter einem Elektroschock.

Dieser eiserne Wille, all das durchzustehen und dann in Monza ein Comeback zu geben, das niemand für möglich gehalten hat, mit einer unglaublichen Leistung und Selbstüberwindung, hat sein Bild in der Öffentlichkeit geprägt.

Aber auch, wie er nach dem Absturz seiner Maschine in Thailand mit der ihm typischen Akribie und Sturheit einem Weltkonzern wie Boeing nachgewiesen hat, dass es ein Konstruktionsfehler war.

{ "placeholderType": "MREC" }

Leere am Frühstückstisch

Niki spielte immer gerne den Egoisten und er pflegte nur zu gerne das Image des geizigen Geschäftsmannes. Aber im Grunde war er ein guter, großzügiger Mensch. Besonders in den letzten Jahren hat er das auch immer öfter gezeigt.

Er wird mir sehr, sehr fehlen. Besonders unsere gemeinsamen Frühstücke. Er kam so wie ich immer gleich zur Sache. Da gehörte natürlich auch ein Streit mal mit dazu. Aber zwei Brummbären wie wir es waren, fanden danach immer wieder zusammen.

Ihr Helmut Marko

+++ Aufgezeichnet von Ralf Bach +++

Helmut Marko (80) ist seit 2005 Motorsport-Chef von Red Bull. Als Fahrer gewann er 1971 das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen von Le Mans und startete von 1971 bis 1972 in der Formel 1. In seinem neunten Rennen wurde er von einem Stein getroffen, der ihm eine schwere Verletzung am linken Auge zufügte und das Ende seiner aktiven Motorsportkarriere bedeutete.