Träumen darf erlaubt sein! Die Tifosi jedenfalls tun es gerade. Neben Fußball ist die Formel 1 ihre große Leidenschaft und da Ferrari im Moment eher Frust als Freude vermittelt, hoffen sie jetzt auf einen Heilsbringer, der virtuos am Lenkrad drehen kann. Und sie haben auch einen gefunden: Andrea Kimi Antonelli (17).
Das Wunderkind im falschen Rennstall
Das Wunderkind soll in die Fußstapfen von Tazio Nuvolari treten, der sich vor dem zweiten Weltkrieg Duelle auf Augenhöhe mit den deutschen Superhelden Bernd Rosemeyer und Rudolf Carraciola geliefert hatte.
Nuvolari gilt bis heute als bester italienischer Fahrer aller Zeiten, trotz eines Nino Farina, eines Alberto Ascari und eines Michele Alboreto, die WM-Titel und Rennsiege in der Königsklasse des Automobils einfuhren.
Allein: Der Name Kimi passt da nur allzu gut in das italienische Drama. Aus zwei Gründen.
Erstens: Antonellis Papa war ein Fan des Kultfinnen Kimi Räikkönen und gab dem Filius zu Ehren Räikkönens, der 2007 als letzter Pilot für Ferrari einen Fahrertitel holen konnte, den Namen Kimi. Zweitens: Auch die Karriere des jungen Italieners scheint im gleichen Tempo zu verlaufen wie die Raikkönens 2001.
Antonelli 2024 in der Formel 2 unterwegs
Zur Erinnerung: Räikkönen wechselte damals nach nur 23 Autorennen aus der Formel Renault direkt ins Formel-1-Team von Sauber. Er brauchte dafür eine Sondergenehmigung des Automobilweltverbands FIA. Räikkönen performte auf Anhieb und wurde schon 2002 von McLaren-Mercedes verpflichtet. Der Rest ist bekannt.
Antonelli braucht zwar keine Sondergenehmigung für die Formel 2, in der er 2024 fährt. Aber der Sprung aus der Formel 4 in die Formel 2 erscheint ähnlich gewaltig.
2022 gewann er die Formel-4-Meisterschaften in Italien und Deutschland. 2023 folgte der Titel in der Formula Regional European Championship by Alpine (kurz FRECA). Jetzt geht es für den Überflieger nicht in die logische Folgeklasse Formel 3, sondern direkt in die Formel 2.
Bei den ersten Testfahrten im November in Abu Dhabi sorgte er zugleich für Euphorie. Er fuhr als Neuling die zweitbeste Zeit. Eigentlich hätten die Tifosi also allen Grund, hoffnungsvoll euphorisch in die Zukunft zu schauen.
Wenn es da nicht einen kleinen Makel gäbe: Kimi ist nicht bei Ferrari unter Vertrag, sondern beim Erzrivalen Mercedes von Teamchef Toto Wolff.
Noch ist sich Antonelli des Schicksals der italienischen Fahrer nicht bewusst, die mit Ausnahme Nuvolaris stets im Schatten von Ferrari unterwegs waren.
Ex-Formel-1-Star Riccardo Patrese (69), immerhin mehrfacher GP-Sieger und Vizeweltmeister mit Williams, brachte es einmal gnadenlos auf den Punkt: „Die Tifosi kennen nur eins: Ferrari. Wenn du als Italiener in einem englischen Auto sitzt, bist du nichts wert.“
„Man muss ihn unbedingt auf dem Radar haben“
Fest steht: Antonelli sorgt bereits jetzt für Aufmerksamkeit. Ralf Schumacher erklärte bei SPORT1: „Es war beeindruckend, wie Kimi bisher durch die Nachwuchsklassen gefegt ist. Man muss ihn unbedingt auf dem Radar haben und seine Karriere intensiv verfolgen.“
Auch die Konkurrenz beobachtet den italienischen Kimi. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko, der unter anderem Sebastian Vettel und Max Verstappen in den Red-Bull-Kader aufgenommen hat, aber nach Kimi Räikkönen mit Antonelli den zweiten Kimi verpasst hat, sagt süffisant zu SPORT1: „Man kann nicht alles haben. Der Schritt von der FRECA in die Formel 2 ist gigantisch. Mal sehen, wie er nächstes Jahr abschneidet. Sollte er aber einschlagen, dann hat der Herr Wolff ein Problem.“
Was der Grazer meint: Mit den Einsatzpiloten Lewis Hamilton und George Russell sowie Ersatzfahrer Mick Schumacher hat Mercedes bereits drei potentielle Piloten für einen festen Sitz in der Fomel 1 2025 unter Vertrag. Mit Kimi Antonelli wären es dann vier Fahrer für zwei Autos...