Frust und Verwirrung pur nach dem Qualifying der Formel zum Großen Preis von Katar (im SPORT1-Liveticker)!
F1-Farce: Schumacher schwant Böses!
„Wo ist Lando? Haben wir ihn verloren?“, fragte ein verdutzter George Russell beim Top-3-Interview im Anschluss an das Zeittraining in die TV-Kameras.
Dass seinem Landsmann im McLaren die schnellste Rundenzeit wegen eines Verstoßes gegen die Streckenlimits gestrichen wurde und er selbst deshalb vom dritten auf den zweiten Platz vorrückt, wusste Russell zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Norris flucht: „Ich bin verdammte Scheiße“
Norris dagegen war es schon nach seiner letzten Q3-Runde klar. „Ich bin verdammte Scheiße! Was zur Hölle mache ich?“, schimpfte der McLaren-Fahrer über Funk.
„Ich bin einfach so dumm“, fügte Norris kurz darauf noch an und bat sein Team um Entschuldigung: „Tut mir leid, das geht auf mich. Gute Arbeit, das Auto war gut. Ich habe einfach meinen Job nicht gut genug gemacht.“
Der 23-Jährige hatte schon in seiner ersten schnellen Runde die Track Limits überschritten - sie wäre (wie auch die zweite) gut genug für Startplatz zwei gewesen. „Das Team hat einen guten Job gemacht. Ich hab es einfach versaut“, sagte Norris später in einem TV-Interview. Ihm bleibt jetzt nur Rang 10 in der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag.
Doch es wurde noch kurioser: Statt Norris erschien schließlich McLaren-Teamkollege Oscar Piastri als neuer Dritter zum Gespräch, worüber sich Interviewerin Naomi Schiff zunächst noch wunderte: „Was ist passiert, warum spreche ich jetzt mit dir, Oscar?“, fragte die Britin.
Farce in der Formel 1 nimmt ihren Lauf
Während des Interviews bekam Schiff wenig später die nächste Information aufs Ohr: „Oh, wir hören gerade, dass auch gegen dich eine Untersuchung wegen der Streckenlimits läuft.“ Piastri konnte darüber nur lachen: „Ach, das macht doch Spaß.“
Schließlich musste Schiff dem Australier mitteilen: „Es sieht so aus, als wärst du auf Platz sechs zurückversetzt worden.“ Der F1-Neuling reagierte wie ein alter Hase: „Wunderbar“, entgegnete Piastri mit süffisantem Grinsen und zog entnervt von dannen.
Ein der Formel 1 unwürdiges Schauspiel, wie auch Red-Bulls-Motorsportberater Helmut Marko fand – der Österreicher forderte endlich ein Ende der Farce: „Man muss generell etwas mit den Track Limits unternehmen. Alle paar Minuten ändert sich das Resultat. Da muss es endlich eine Lösung geben“, sagte der Grazer nach dem Qualifying bei Sky.
Böse Vorahnungen fürs Rennen
Mit Sergio Perez war auch einer von Markos Piloten am Freitag ganz direkt betroffen: Denn dem Mexikaner erging es schon in Q2 wie später den McLaren-Stars. In Kurve fünf kam er zu weit neben die Strecke, verlor ebenfalls seine Rundenzeit und schied deshalb vorzeitig aus.
Marko schwante mit Blick auf das weitere Wochenende bereits Böses: „Was macht man im Rennen? Da kann man ja nicht ständig Strafen aussprechen.“
Ein ähnliches Szenario zeichnete auch Sky-Experte Ralf Schumacher: „Das wird im Rennen problematisch: Wir werden Wind haben, Sand auf der Strecke; wie wird das dann gehandhabt?“, sagte der Deutsche. Der Spielraum der Fahrer für Fehler werde sehr schnell ausgereizt sein: „Drei Verwarnungen gibt es, dann eine Fünf-Sekunden-Strafe – das wird ein langes Rennen.“
Es droht ein zweites Spielberg
Böse Erinnerungen werden deshalb bereits im Vorfeld des Wüstenrennens wach an den Österreich GP in Spielberg Anfang Juli. Dort wurden allein in der Qualifikation 47 Rundenzeiten gestrichen. Unfassbar dann aber die Vorkommnisse im Rennen: Bei über 1.200 Fällen kam die Rennleitung mit dem Bearbeiten der Verstöße gar nicht mehr hinterher.
Das unbefriedigende Resultat: Acht Piloten bekamen nachträglich Zeitstrafen aufgebrummt, ein endgültiges Rennergebnis gab es erst gegen 22:00 Uhr Ortszeit, also über fünf Stunden nach Rennende.
In Katar droht nun am Wochenende ein ähnliches Szenario. Gemeinsam haben die beiden Strecken indes ihr großes Grundproblem: Weil neben der Formel 1 auch die Motorradweltmeisterschaft MotoGP auf den Kursen gastiert, sind die Auslaufzonen und Kerbs entsprechend gestaltet.
Kiesbetten und Gras statt asphaltierter Auslaufzonen würden die Schwierigkeiten mit den Streckenlimits lösen, auf sogenannten Oldschool-Kursen kommt es deswegen zu viel weniger Fällen.
Auch Marko weiß jedoch um die Problematik für andere Rennserien, verwies auf Red Bulls Hausstrecke in Spielberg: „Die erste Lösung – Gumminoppen – wurde verworfen. Jetzt denken wir über Betonplatten mit Kies nach. Ein permanentes Kiesbett ist nicht möglich, da der Red-Bull-Ring zu 90 Prozent ausgelastet ist, auch mit Amateurfahrern. Da wäre der Aufwand mit Kies zu groß.“
Kurios: Streckenarchitekt Carsten Tilke, der den Losail International Circuit gemeinsam mit seinem Vater Hermann, dem deutschen Strecken-Papst der Formel 1, frisch überarbeitet hat, war am Freitag selbst vor Ort und erklärte: „Die Strecke gibt es ja schon seit 2004, die MotoGP ist hier schon immer gefahren. Der Asphalt musste jetzt erneuert werden, um alles bereit zu machen für die Formel 1. Dabei hatten wir viel Abstimmung mit der FIM (Motorradweltverband) und der FIA (Automobilweltverband), damit wir für beide die richtigen Kerbs finden und alle Anforderungen so umsetzen, dass es für beide passt.“
Das ist aber offenbar nur bedingt gelungen...