Nach unglaublichen zehn Siegen in Serie landen Max Verstappen und sein bisher alles dominierende Red-Bull-Team beim Qualifying zum Großen Preis von Singapur auf dem harten Boden der Tatsachen: Aus für beide Autos schon in Q2! Sergio Perez kommt nach Dreher nicht über Rang 13 hinaus, Teamkollege Verstappen schafft es als Elfter ebenfalls nicht ins Top-10-Shootout - und ist danach bedient.
Red Bull schreibt perfekte Saison ab
Als „schockierende Erfahrung“ bezeichnet Verstappen noch am Funk auf der Auslaufrunde Red Bulls Auftritt im Qualifying und erklärt nach dem Aussteigen seine Probleme mit dem Auto: „Kein Grip, viel Aufsetzen in der Bremszone, insgesamt einfach kein gutes Gefühl im Qualifying.“
Dabei hatte der Niederländer am späten Nachmittag noch kurz Hoffnung geschöpft, nach einem schwierigen Freitag: „Im dritten Training war es besser, aber im Qualifying wieder eine Katastrophe. Dann kannst du natürlich gar nicht attackieren in den Kurven, davon gibt es auf dieser Strecke aber viele langsame.“
Verstappen verrät: „Das war das ganze Wochenende schon unser großes Problem, wir sind sowieso nicht die Besten in den langsamen Kurven. Aber was wir heute gemacht haben, das habe ich natürlich auch nicht erwartet, dass es so schlecht wird. Wie schon am Funk erklärt, einfach eine schockierende Erfahrung.“
Verstappen befürchtet langen Abend
Doch was ist nach dieser am Sonntag noch drin für den Seriensieger? „Ich glaube nicht viel, weil du hier normalerweise kaum überholen kannst und wir auch nicht schnell genug sind“, sagt Verstappen, der mit Blick auf die zehn Autos vor sich anfügt: „Es ist ein bisschen wie Monaco, es geht alles nur ums Qualifying. Selbst wenn dir die Reifen eingehen, die Leute können dich kaum überholen, zumal der Reifenverschleiß hier auch nicht so hoch ist.“
Deshalb befürchtet der Red-Bull-Pilot, der trotz zweier Strafen seinen elften Startplatz in Singapur behalten darf: „Es wird ein langer und harter Abend. Ich hoffe, es gibt nicht zu viele Safetycars und das Rennen wird eher kurz.“ Nach so vielen Fahrten einsam und allein an der Spitze kann Verstappen selbst der Aussicht auf ein bisschen Action und Zweikämpfe wenig abgewinnen, winkt darauf bezogen ab: „Gar nicht. Nicht nach so einem Wochenende.“
Dass seine und Red Bulls Siegesserie zu reißen droht, das nimmt Verstappen allerdings sportlich: „Das gehört dazu. Ich habe viele super Wochenenden gehabt und jetzt halt mal ein schlechtes“, kommentiert er nüchtern.
Auch Teamchef Christian Horner will seine Erfolgstruppe wegen des überraschend negativen Ausreißers in Singapur nicht kritisieren: „Wir hatten die unglaublichste Serie und die unglaublichste Saison bisher. Dieses Auto ist bei weitem das beste Auto, das wir je gebaut haben“, sagt Horner: „Aus irgendeinem Grund hat es heute einfach nicht funktioniert, aber es gibt hinter so etwas immer Gründe und die werden wir versuchen herauszufinden und es wieder umdrehen.“
Perez-Kritik nach dem Qualifying
Der Brite vermutet: „Es scheint, als hätten wir die Reifen nicht ins richtige Arbeitsfenster gebracht. Wenn man so eine große Lücke aufreißt, dann liegt das meistens daran.“ Trotzdem räumt Horner ein: „Es ist für uns schon sehr verwirrend, dass wir plötzlich so viel Pace verloren haben. Wir müssen verstehen, wo die Performance hin ist, denn so weit weg von der Spitze sollten wir eigentlich nicht sein.“ Das Problem: „Das Auto reagiert einfach nicht auf Änderungen und unser Setup funktioniert auch nicht. Untersteuern, Übersteuern, Bremsprobleme“, fasst Horner die Klagen seiner Piloten zusammen.
Im Fall von Sergio Perez, der seinen zweiten Versuch in Q2 nach einem Dreher abbrechen musste, kommt auch noch „eine massive Fehlleistung des Motors“ hinzu, wie der Mexikaner selbst beschreibt: „Der hat dann sehr hart reingekickt und dadurch habe ich das Auto verloren, wirklich schade“, so Perez, der die Podiumsplätze am Sonntag von Startplatz 13 aus für unmöglich hält: „Definitiv nicht! Wenn wir noch ein paar Punkte holen, können wir zufrieden sein.“
Sein Teamchef ist da schon motivierter: „Wir haben so etwas das ganze Jahr noch nicht gesehen und für das Rennen morgen wird es jetzt sehr schwierig. Aber wir geben natürlich noch nicht auf, wenngleich außerhalb der Top-10 zu starten, auf einer Strecke, auf der man sehr schwer überholen kann, schon eine ziemliche Aufgabe ist.“ Trotzdem hofft Horner: „Vielleicht gibt es morgen ein bisschen Regen oder Safetycars, das könnte helfen. Wir werden jedenfalls bis zum Ende kämpfen.“
Kein Wunder: Eine perfekte Saison, das ist in 73 Jahren Formel 1 schließlich noch keinem Team gelungen. Diese Chance kommt selbst für Red Bull so schnell nicht wieder...