Hallo liebe F1-Fans,
Eine Bilanz der Schande
Ehre wem Ehre gebührt! Gratulation an Red Bull zum Gewinn und zur Verteidigung des Konstrukteurs-WM-Titels.
Dank einer weiteren souveränen Gala-Vorstellung von Überflieger und Dominator Max Verstappen kann die erste Meisterfeier der Brausetruppe Jahrgang 2023 bereits nach 16 Rennen über die Bühne gehen. Der losgelöste Jubel der gesamten Mannschaft zeigt, dass das nicht reines business as usual ist, wie es von außen betrachtet, oft erscheint.
Pleiten-Pech-und-Pannen-König Sergio Pérez kann mit seinem Bananen-Auftritt in Suzuka den Titelgewinn nicht torpedieren. Den Start vergeigt, zwei Frontflügel vernichtet, unter Gelb überholt, einen Gegner abgeräumt - eine Bilanz der Schande.
Das gesamte Wochenende wird Pérez von Teamkollege Verstappen in jeder einzelnen Session zerbröselt. Wie lange wird man sich das im Führungsstab noch anschauen?
Dr. Helmut Marko ist nicht gerade für Altersmilde bekannt, wenn es um die Beurteilung von Fahrern geht. Dem ist wurscht, ob ein Jockey einen Vertrag für die folgende Saison hat oder nicht, wie die Vergangenheit zeigt. Pérez sitzt auf einem Schleudersitz.
Sargeant nicht mehr tragbar
Ebenso Logan Sargeant. Wieder einmal grüßt das Murmeltier. Der US-Boy zerlegt in der Qualifikation seinen Boliden, ein fast schon gewohntes Bild. Angesichts des Budgetdeckels ist es ein Desaster, wie viel Kohle Sargeant durch Konzentrationsfehler und Selbstüberschätzung immer wieder verbrennt.
Der Fehlbetrag in der Kasse unter dem Strich wird immer fetter und kostet Weiterentwicklung am Auto. Im Prinzip ist Sargeant für Williams nicht mehr tragbar!
Alonso momentan eher Beute
Zunehmend bedient ist Altmeister Fernando Alonso. Im ersten Saisondrittel noch Hecht im Karpfenteich, ist er momentan eher eine Beute, die von der Konkurrenz gerne aufgefressen wird.
Sein früher Boxenstopp geht voll nach hinten los. Die Randsteine in Suzuka schütteln den Aston dermaßen durch, dass der Spanier zur Schonung seines Fahrzeuges aufgefordert wird.
Da hat Teamkollege Lance Stroll bereits die Segel einziehen müssen, weil sein Heckflügel zum Flatterboard geworden ist. Suzuka unterstreicht die Tendenz, dass bei Aston Martin die Spirale gewaltig nach unten geht. Das Momentum der ersten Saisonhälfte ist komplett verpufft.
Zoff um Rangordnung bei Alpine und Mercedes
Mit geschwollenem Kamm reist Pierre Gasly aus Japan ab. Auf Ansage des Teams muss er in der letzten Runde Teamkollege Esteban Ocon vorbeilassen und durchwinken.
Ocon wird gleich in der Startphase in eine Kollision verwickelt mit folgendem Reifenschaden. Eine Saftey-Car-Phase lässt ihn wieder Anschluss finden. Gasly wirkt schneller, die Chance ist da, Alonso noch abzufangen. Ocon muss deshalb für Gasly Platz machen.
Da Gasly den Spanier nicht mehr catchen kann, wird der Platz zurückgetauscht. Ein Deal, von dem Gasly offensichtlich nichts wusste. Eine mangelhafte teaminterne Kommunikation führt zu vergiftetem Blut.
Ein unnötiger Stimmungskiller, der ins Bild bei Alpine passt, nachdem die ehemalige Führungsriege schonungslos rasiert und gefeuert wurde.
Dicke Luft zwischen Hamilton und Russell
Wenig grün scheinen sich derzeit auch George Russell und Lewis Hamilton zu sein. Die beiden Mercedes-Piloten kommen sich auf der Piste mehrfach gefährlich in die Quere.
Hamilton drückt Russell nach eigenem Fahrfehler in Runde 16 fast von der Piste, um die Attacke des Jüngeren zu unterbinden. Aufgrund unterschiedlicher Reifenstrategien ist Hamilton in der Schlussphase deutlich schneller als der vor ihm liegende Russell.
Der macht aber erst nach einer harschen Ansage und längeren Debatten zähneknirschend Platz. Hamilton soll in der Folge Russell im DRS-Abstand halten, um ihn vor Attacken des jagenden Carlos Sainz zu schützen. Der Rekordweltmeister hat aber keinen Bock darauf.
Ich denke, Hamilton ist es schon sehr wichtig, den aufstrebenden Youngster immer wieder einzunorden, damit der gar nicht erst auf die Idee kommt, die bestehende Hierarchie in Frage zu stellen.
Die unangenehmen Fragen vom Saisonbeginn, als er immer wieder erklären sollte, warum er sich von Russell die Butter vom Brot nehmen lassen muss, hat er satt. Eine solche Phase will er nicht nochmal erleben.
Ferrari im Aufschwung: Überholen sie noch Mercedes?
Beim Heimspiel in Monza und in den Häuserschluchten von Singapur hat Ferrari gewaltig aufgegeigt. Der Auftritt in Suzuka ist eher wieder blass. Die Scuderia kriegt von McLaren richtig eins auf die Mütze. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen.
Die Rote Diva ist auf den Geraden etwas schneller, dafür versenken die Papaya-Orangen die Ferrari in den schnellen Kurven. Die Italiener hoffen, dass das nur an der Strecken-Charakteristik liegt und Katar wieder ein anderes Bild zeigt.
McLaren wird nicht als direkter Konkurrent angesehen bei 113 Punkten Vorsprung in der Konstrukteurs-Wertung. Die Beute, die man jagt, heißt Mercedes. Die Sterne scheinen greifbar bei nur noch 16 Punkten Rückstand.
Seit der Sommerpause hat die Scuderia gegenüber Mercedes pro Rennen im Schnitt neun Punkte gut gemacht. Bleibt der Trend the Friend, dann wird Austin den Wachwechsel auf Platz 2 bei den Konstrukteuren erleben.
Piastri auf dem Podest
Am meisten habe ich mich darüber gefreut, dass Oscar Piastri endlich für seine bislang fantastische Saison als Rookie mit seiner ersten F1-Podiumsplatzierung belohnt wird. Im Renntrimm ist Teamkollege Lando Norris noch einen Schritt schneller unterwegs. Piastri überzeugt trotzdem auf ganzer Linie.
Der junge Australier hat sich nicht aus der Spur bringen lassen, als es bei McLaren zu Saisonbeginn überhaupt nicht lief. Bei beiden großen Updates wurde bevorzugt Norris mit den neuen Teilen versorgt und durfte damit glänzen.
Piastri musste jeweils ein Rennen warten, bis auch er in den Genuss des Fortschrittes kam. Er hat in beiden Fällen auf Anhieb gezeigt, dass er damit signifikant schneller ist. Beide Fahrer sind sehr jung, machen wenige Fehler und sind sauschnell. McLaren hält damit gewaltige Trümpfe in der Hand für die kommenden Jahre!
Tsunoda erneut von Rookie Lawson geschlagen
Bemerkenswert ist, dass Yuki Tsunoda bei seinem Heimspiel zwar den Sprung in Q3 schafft und von Startplatz neun aus ins Rennen gehen darf. Von Neu-Teamkollege und Rookie Liam Lawson wird er im Rennen trotzdem geschlagen.
Viermal ist Lawson bislang an den Start gegangen, viermal liegt er im Ziel vor dem etablierten Teamkollegen. Ok, zweimal ist Tsunoda ausgeschieden aufgrund von technischen Problemen. Trotzdem eine Bilanz, über die man schonmal nachdenken kann, ob es richtig war, Tsunoda und Ricciardo für die kommende Saison als Fahrer zu bestätigen.
Nach dem Doppel-Header Singapur/Suzuka können alle ein bisschen durchschnaufen. Katar steht erst in knapp zwei Wochen auf dem Programm. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute, bleiben Sie gesund.
PEDAL TO THE METAL,
Ihr Peter Kohl