Das Sprint-Rennen in Spielberg lieferte den Formel-1-Fans einmal mehr ordentlich Gesprächsstoff. Vor allem das knallharte Start-Duell zwischen den Teamkollegen Max Verstappen und Sergio Pérez dürfte noch ein Nachspiel haben.
Hülkenberg lässt Worten Taten folgen
Im Schatten dessen ging die Glanzleistung von Nico Hülkenberg fast etwas unter. Der Deutsche hatte sich im Sprint Shootout schon sensationell die vierte Startposition gesichert und spielte auch zu Beginn des Sprints eine tragende Rolle in seinem Haas. Zwischenzeitlich fuhr er sogar auf Position zwei und war schneller als die hinter ihm liegenden Verfolger Oscar Piastri auf drei und Pérez auf vier.
Erst zur Mitte des Rennens, als seine Intermediates abbauten, wurde es immer schwieriger, sich der Attacken zu erwehren. Trotzdem brachte der 35-Jährige seinen Boliden auf Rang sechs über die Ziellinie und fuhr damit drei wichtige Punkte für die Gesamtwertung ein. Es sind die Punkte sieben bis neun, die auf dem Konto Hülkenbergs in dieser Saison landen - nur drei Punkte weniger, als Mick Schumacher in zwei Jahren für Haas einfuhr.
Was aber noch viel wichtiger ist: Hülkenberg baut seine Bilanz gegen Kevin Magnussen weiter aus. Schon im Qualifying zum Großen Preis von Österreich am Sonntag (ab 15.00 Uhr im SPORT1-Liveticker) zeigte der Emmericher seine Qualität.
Mit Startplatz acht konnte er einmal mehr in Q3 vorstoßen, während sein Teamkollege mit Rang 19 bereits am ersten Cut scheiterte.
Hülkenberg beherrscht das Quali-Duell
„Q3 ist immer eine gute Nachricht. Wir wissen, dass die Schwierigkeit für uns im Rennen liegt, aber ich bin froh, dass das Qualifying wieder reibungslos verlaufen ist“, ließ er seine Fans im Anschluss via Instagram wissen.
Es war bereits das dritte Mal in Folge, dass Hülkenberg, der erst zu dieser Saison wieder als Stammpilot in die Formel 1 zurückkehrte, im Qualifying unter die letzten Zehn fuhr. Insgesamt ist ihm dies in neun Quali-Sessions schon zum fünften Mal gelungen.
Kein Wunder also, dass man bei Haas mit dem Wechsel von Schumacher zu Hülkenberg zufrieden ist. „Wir haben genau das bekommen, was wir wollten“, sagte Teamchef Günther Steiner bereits am dritten Rennwochenende in Melbourne.
Die Zahlen belegen diese Einschätzung. Hülkenberg führt im Team-internen Duell mit Magnussen 7:2 in der Quali-Bilanz. Lediglich bei den Sprints ist es auf dem Papier ausgeglichen - bei allerdings nur zwei Shootouts.
Während Magnussen in Baku den elften Startplatz herausfuhr, kam Hülkenberg hier nur auf Rang 15. In Spielberg drehte er dieses Ergebnis auf beeindruckende Art und Weise. Am Ende ging er vom vierten Rang ins Rennen. Sein dänischer Teamkollege stand sechs Positionen hinter ihm in der Startaufstellung.
Nicht wie Schumacher! Hülkenberg kontrolliert Magnussen
So muss sich auch Magnussen mit einer völlig neuen Situation anfreunden. In der Vorsaison war der 30-Jährige noch die unangefochtene Nummer eins bei Haas. Gegen Mick Schumacher positionierte sich der Mann aus Roskilde in 22 Qualifyings ganze 16-mal vor Schumacher. Dazu konnte sich der Sohn von Formel-1-Legende Michael Schumacher nur viermal für Q3 qualifizieren.
Auch wenn Hülkenberg jüngst im SPORT1-Interview diplomatisch darauf hinwies, dass der Vergleich mit der Bilanz von Schumacher Tücken hat: Für seine Qualitäten spricht er auf jeden Fall.
Schaut man auf die Rennergebnisse von Hülkenberg und Magnussen, wird das Bild allerdings weniger eindeutig: Hier haben beide jeweils viermal die Nase vorn gehabt. Im Duell mit Schumacher lag der Däne deutlich zurück.
Im vergangenen Jahr in Monaco waren beide Haas ausgefallen. In den restlichen 21 Rennen fuhr Schumacher 13-mal vor seinem Teamkollegen über die Ziellinie.
Hülkenberg holt Magnussen-Erfahrung auf
In diesem Jahr ist jedoch auffällig, dass Magnussen Hülkenberg vor allem zu Saisonbeginn dominierte. In vier von fünf Rennen hatte Magnussen seinen Teamkollegen im Griff. Lediglich in Melbourne kam er wegen eines Ausfalls nichts in Ziel. In den drei Rennen nach Miami hatte jedoch jeweils Hülkenberg die Nase vorn. In zwei der drei Rennen kam der Deutsche im Qualifying eben auch unter die Top-10.
Die Vermutung liegt nahe, dass Magnussen zu Beginn der Saison noch von seinem Erfahrungsvorsprung mit dem Haas-Boliden gezehrt hat und der sich mittlerweile relativiert hat.
Man darf gespannt sein, zu was Hülkenberg in Zukunft noch fähig ist mit Haas - und wohin ihn seine Leistungen noch tragen werden: Im Sky-Interview vor dem Rennen machte er selbstbewusste Ansagen, dass sein Engagement bei Haas nicht das Ende der Fahnenstange für ihn sein müsse und er sich auch einen Wechsel zu einem Topteam „absolut“ vorstellen könne.
Der aktuell letzte Bannerträger der deutschen Formel-1-Gemeinde hat seinen großen Tönen erneut Taten folgen lassen.