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Dilano van t‘Hoff: Fahrer sprechen nach Tragödie in Spa von Unverantwortlichkeit

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Dilano van t‘Hoff: Fahrer sprechen nach Tragödie in Spa von Unverantwortlichkeit

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Tragödie wirft heikle Fragen auf

Welche Konsequenzen muss der Motorsport aus dem tödlichen Crash von Dilano van t‘Hoff ziehen? Auch wenn 100-prozentige Sicherheit unmöglich ist, zeigen die Reaktionen: Dieser Unfall hätte verhindert werden können.
Vor dem Spielberg-GP gedachten die F1-Fahrer dem verstorbene Dilano van't Hoff
Vor dem Spielberg-GP gedachten die F1-Fahrer dem verstorbene Dilano van't Hoff
© IMAGO/HochZwei
Ralf Bach
Ralf Bach
Welche Konsequenzen muss der Motorsport aus dem tödlichen Crash von Dilano van t‘Hoff ziehen? Auch wenn 100-prozentige Sicherheit unmöglich ist, zeigen die Reaktionen: Dieser Unfall hätte verhindert werden können.

Der Schock von Spa war noch im weit entfernten Spielberg zu spüren. Als die Meldung vom tödlichen Unfalls des jungen holländischen Nachwuchspiloten Dilano van t‘Hoff (18) zum GP von Österreich durchsickerte, standen auch dort kurz die Uhren still.

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Besonders die Landsleute des jungen Niederländers waren tief betroffen. Weltmeister Max Verstappen sprach davon, dass der Streckenabschnitt Eau Rouge extrem gefährlich sei, besonders im Regen. Er war sich dabei bewusst, dass junge Niederländer wie van t‘Hoff sich auch für eine Karriere im Motorsport entschieden, um den Spuren ihres holländischen Nationalhelden zu folgen.

Verstappen, sonst eher ein Symbol für puren Speed, Fahrzeugbeherrschung und Mut, war diesmal sichtlich nachdenklich. Er machte deutlich: Man hätte das Rennen der Formula Regional, das im Rahmen des 24-Stunden-Klassikers auf dem Traditionskurs in den Ardennen stattfand, nicht starten dürfen. Zwei Piloten, die am Tourenwagenklassiker teilnahmen, bestätigten die Fernanalyse des Superstars der Formel 1.

„Die Sicht war im Regen gleich null“, sagten sie gegenüber SPORT1, wollten aber anonym bleiben. Es sei geradezu unverantwortlich gewesen, die ehrgeizigen Nachwuchspiloten unter diesen Bedingungen aufeinander loszulassen.

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Verantwortliche riskieren Leben der Fahrer

Die Frage bleibt: Hätte der Unfall verhindert werden können und hat er spezifisch etwas mit der Bergauf-Kurven-Kombination, der legendären Eau Rouge, zu tun?

Dazu muss man den Unfallhergang kennen: Ein Pilot kam hinter der Eau Rouge bei strömendem Regen von der Strecke ab und stand mit seinem demolierten Auto auf dem Grünstreifen. Van‘t Hoff touchierte das Unfallauto und wurde quer auf die Strecke geschleudert. Einer der dicht folgenden Piloten konnte nicht mehr ausweichen, sein Auto torpedierte den Niederländer frontal mit einer geschätzten Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern.

Van‘t Hoff hatte keine Überlebenschance. Die G-Kräfte, die sein Körper beim Aufprall aushalten musste, waren zu stark.

Eins steht fest: Hätten die Verantwortlichen in Spa das Rennen beim strömenden Regen nicht gestartet, wäre der junge Niederländer noch am Leben. Für die Zukunft heißt das: Rennleitungen brauchen mehr Fingerspitzengefühl, wenn sie Rennen unter Extrembedingungen freigeben.

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Welche Rolle aber spielte die berühmt-berüchtigte Eau Rouge?

Der Automobilweltverband FIA glaubt: eine Menge. Die Sofortmaßnahmen, die die FIA jetzt ergreift, damit ihre Königsklasse sicher ihren Auftritt beim GP in Belgien am letzten Juliwochenende in Spa übersteht, wirken fast schon panikartig.

Vier Tage nach dem GP England am kommenden Sonntag testet die FIA in Silverstone ein neues Konzept, das die Sicht bei Regenrennen verbessern soll. Mercedes und McLaren stellen dafür je ein Auto bereit. Dafür werden die Geraden künstlich bewässert.

Der Mercedes fährt mit Kotflügeln über den Hinterrädern, der McLaren in der Originalversion. Die Sicherheitsexperten der FIA glauben, dass durch die Kotflügel weniger Wasser aufgewirbelt wird, wodurch der Hintermann eine bessere Sicht hat. Messungen sollen die These belegen.

Hülkenberg stand kurz vor der Katastrophe

Allein: Experten erinnern an den tödlichen Unfall des jungen französischen Formel-2-Piloten Anthoine Hubert, der 2019 in der Eau Rouge unter ähnlichen Umständen den Tod fand. Der Unterschied: Damals war es trocken, trotzdem konnte der nachfolgende US-Pilot Juan Manuel Correa nicht rechtzeitig reagieren. Er knallte frontal in das Auto von Hubert.

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In Melbourne dieses Jahr entkam Deutschlands einziger Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg nur knapp einer ähnlichen Katastrophe. In einer schnellen Linkskurve verlor kurz vor ihm Williams-Pilot Alex Albon die Kontrolle über sein Fahrzeug, nach heftigem Einschlag in die Leitplanke blieb er mitten auf der Fahrbahn stehen. Hülkenberg verfehlte ihn bei Tempo 200 Stundenkilometern nur um Zentimeter.

Er war dementsprechend geschockt: „Ich hatte die Hosen voll, eigentlich war es reines Glück, nicht zu crashen. Ich will nicht daran denken, wie es ausgegangen wäre, wenn ich ihn bei dieser Geschwindigkeit erwischt hätte.“

Soll heißen: Unfälle dieser Art können auf jeder Strecke passieren, wenn alle unglücklichen Umstände zusammenkommen, nicht nur in Eau Rouge. Es gibt immer nur maximale Sicherheit, keine endgültige.

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Trotzdem bleibt Eau Rouge extrem. Ex-Formel-1-Pilot Ralf Schumacher (47) erklärt warum: „Du kommst im Blindflug mit nahezu 300 Sachen den Berg hoch. Wenn dann einer in der Fahrlinie steht, kannst du nicht mehr reagieren.“

„Im Blindflug mit 300 Sachen den Berg hoch“

Um das Risiko beim GP Ende Juli dennoch zu reduzieren, sieht der heutige Sky-Experte nur eine kurzfristige Lösung. Schumacher zu SPORT1: „Man muss eine Bremsschikane vor Eau Rouge einbauen. Das reduziert die Geschwindigkeit drastisch und so auch die Gefahr eines Frontalcrashs bei Highspeed.“

Schumachers Idee wäre nicht neu. Im dramatischen Unfalljahr 1994 mit den tödlichen Crashs von Roland Ratzenberger und Ayrton Senna fuhr der PS-Zirkus beim GP von Belgien schon einmal mit einer Bremsschikane vor Eau Rouge.

Der Spannung tat das damals keinen Abbruch.