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Nico Hülkenberg: "Schade, dass die Luft in Deutschland irgendwie raus zu sein scheint"

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Nico Hülkenberg: "Schade, dass die Luft in Deutschland irgendwie raus zu sein scheint"

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„Luft in Deutschland irgendwie raus“

Nico Hülkenberg ist der einzig verbliebene deutsche Stammfahrer in der Formel 1. Im SPORT1-Inteview spricht er über Vorgänger Mick Schumacher, das Altern und das Auto als gesellschaftlicher „Buhmann“.
Das Formel-1-Rennen in Kanada steht vor der Tür, die Mercedes-Fahrer um Lewis Hamilton erklären, worauf es beim Großen Preis von Kanada ankommt.
Nico Hülkenberg ist der einzig verbliebene deutsche Stammfahrer in der Formel 1. Im SPORT1-Inteview spricht er über Vorgänger Mick Schumacher, das Altern und das Auto als gesellschaftlicher „Buhmann“.

Nico Hülkenberg hält die deutsche Fahne in der Formel 1 hoch.

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Der Haas-Pilot ist derzeit der einzige Fahrer im Feld, nachdem Sebastian Vettel zurückgetreten ist - und er im Team von Günther Steiner den Platz von Mick Schumacher eingenommen hat.

In der aktuellen Saison hat Routinier Hülkenberg bereits mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und seinen Teamkollegen Kevin Magnussen direkt in die Schranken gewiesen.

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Vor dem Qualifying in Kanada am Abend (ab 22 Uhr im LIVETICKER) spricht der 35-Jährige im SPORT1-Interview über Mick Schumacher, das neue Gesicht der Formel 1 und das Alter.

SPORT1: Herr Hülkenberg, nach einem siebten Platz in Australien kamen Sie zuletzt in Spanien nur als 15. ins Ziel. Wie schwierig ist es, die Motivation aufrechtzuerhalten, wenn man mehr oder weniger hinterherfährt?

Nico Hülkenberg: Mir war immer klar, dass nicht jedes Wochenende ein vierter oder fünfter Platz herausspringt. Es ist doch klar, dass man bei vier Topteams mit dem Rest des Feldes um zwei verbleibende Plätze in den Top-Ten kämpft. Wenn man dann nicht in der Lage ist, alles herauszupressen, geht man eben leer nach Hause.

Nico Hülkenberg mag Vergleich mit Mick Schumacher nicht

SPORT1: Weicht als Profisportler nicht dennoch irgendwann die Freude ob der ausbleibenden Resultate?

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Hülkenberg: Spaß habe ich trotzdem, weil ich meinen Rennfahrertraum lebe. Ich große Freude Spaß daran, das Auto zu fahren, die Arbeit mit den Ingenieuren genieße ich sehr. Auch die Entwicklung des Autos. Schon jetzt spüre ich: Da hat sich was getan. Das macht mir Spaß.

SPORT1: Mick Schumacher konnte Haas in dieser Hinsicht kaum weiterhelfen, weil ihm die Erfahrung fehlte. Welches Feedback bekommen Sie vom Team?

Hülkenberg: Ich glaube, die sind ganz zufrieden (grinst).

SPORT1: Logisch. Sie haben Ihren Teamkollegen Kevin Magnussen direkt in die Schranken gewiesen. Wie sehr sind Sie sich darüber im Klaren, dass dieser Quervergleich Mick Schumachers Karriere beerdigen könnte?

Hülkenberg: Das ist nicht auf meinem Radar. Ich beschäftige mich mit meiner Situation und damit, wie wir besser werden können.

SPORT1: Tangiert Sie Mick Schumachers Karriere, die im deutschen Fanlager mit Spannung verfolgt wird, so gar nicht?

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Hülkenberg: Fahrer zu vergleichen, die zu unterschiedlichen Zeiten in der Formel 1 gefahren sind, ist einfach unheimlich schwer. Schauen Sie sich Daniel Ricciardo an. Der war bei Renault in Superform und bei McLaren ging überhaupt nichts mehr. So etwas gibt es immer wieder. Das hat vor allem damit zu tun, wie die aktuelle Situation und die Psyche des Fahrers aussehen. Von daher finde ich es nicht korrekt oder fair, solche Quervergleiche aus verschiedenen Jahren zu ziehen. Ich weiß natürlich, dass es einfach ist, ein Lineal darunter zu legen. Aber das ist nie die ganze Wahrheit.

SPORT1: Solche Vergleiche werden allerdings auch von Teamchefs, also von Entscheidungsträgern getroffen ...

Hülkenberg: Ich glaube, die schauen sich weit mehr Details an. Und nochmal: Ich beerdige niemanden, ich mache nur meine Arbeit und habe Spaß dabei. Aber klar ist, dass das hier ein sehr hartes und leistungsbezogenes Business ist. Das war in meiner Vergangenheit auch nicht anders. Wenn die Leistung ausbleibt, bist du früher oder später weg.

Hülkenberg mit Kritik an Autos

SPORT1: Die Formel 1 wird durch die US-amerikanischen Eigentümer immer mehr zur Show. Wie gefällt Ihnen diese Entwicklung?

Hülkenberg: Ich habe damit kein Problem. Auch die Fahrerpräsentation in Miami hat mich nicht gestört. Aber ob diese Show wirklich was gebracht hat, weiß ich auch nicht. Wichtiger ist doch, dass das Produkt Formel 1 und die Rennen spannend bleiben, dass wir die Autos vom Speed her im Zaum und die Aerodynamik unter Kontrolle halten, um das Hinterherfahren zu erleichtern. Da sehe ich Nachholbedarf. Deshalb müssen wir eher da ansetzen als bei der Show.

SPORT1: Wie schwierig sind die Autos grundsätzlich zu fahren?

Hülkenberg: Die Rennen sind sehr schnell und das ist auch gut so. Die Autos sind echte Abtriebsmonster. Das ist physisch sehr anspruchsvoll und absolut nicht zu unterschätzen.

SPORT1: Die Formel 1 boomt international. Viele Rennen sind ausverkauft. Wie sehr spüren Sie das als Fahrer?

Hülkenberg: Sehr. Früher hatten wir oft Rennen wie etwa in Bahrain, da hat sich kein Fan zu den Fahrerhotels verirrt. Die Tribünen waren nicht sonderlich voll. Das ist jetzt anders. Die globale Popularität der Formel 1 ist deutlich gestiegen. Sicherlich auch ein Nebeneffekt der Netflix-Serie.

Hülkenberg sieht Klimawandel als Grund für deutsche Flaute

SPORT1: In Deutschland ist leider das Gegenteil der Fall, die Einschaltquoten sinken. Tut Ihnen das als deutscher Fahrer weh?

Hülkenberg: Es ist natürlich schade, dass aktuell die Luft in Deutschland irgendwie raus zu sein scheint.

SPORT1: Woran liegt das?

Hülkenberg: Leider kommen wenig deutsche Fahrer nach. Das war zu meiner Juniorenzeit noch anders. Aber in Deutschland ist ja im Moment das Automobil generell eher der Buhmann beim Thema Klimawandel und längst nicht mehr der Stolz unserer Nation. Das färbt meiner Meinung nach auch negativ auf den Motorsport ab.

SPORT1: Muss die Formel 1 sich da schneller anpassen, wie Sebastian Vettel immer wieder fordert?

Hülkenberg: Wenn man sieht, wie groß dieser Zirkus ist, dann ist auch klar: Das geht nicht hoppla hopp von heute auf morgen, sondern dauert eben ein paar Tage. Aber ja, die Formel 1 muss dahingehend auch aktiv werden.

Hülkenberg lobt Alonso - und erklärt Verstappen-Stärke

SPORT1: Ein Hoffnungsschimmer aus deutscher Sicht ist für 2026 am Horizont zu erspähen, wenn Audi in die Königsklasse einsteigt. Die Ingolstädter kommunizieren ganz offen, dass Sie am liebsten auch einen deutschen Fahrer wollen. Schielen Sie auf die vier Ringe?

Hülkenberg: Ich lebe momentan einfach nur in der Gegenwart und das taugt mir sehr gut. 2026, da bin ich 38. So weit schaue ich aktuell nicht in die Zukunft.

SPORT1: Fernando Alonso könnte Ihnen allerdings als Beispiel dienen. Der Spanier zeigt aktuell, dass man auch mit über 40 noch superschnell ist.

Hülkenberg: In der Theorie mag das so sein, aber ob das bei mir auch so ist? Jeder Mensch ist doch anders. Wenn man älter wird, wird man auch langsamer im Kopf und die Reflexe lassen nach. Bei Alonso scheint es ja noch gut zu laufen. Wann das bei mir einsetzt, kann ich jetzt gar nicht vorhersagen. Im Moment funktioniert alles top. Und solange das so ist und ich Spaß habe, werde ich versuchen weiterzumachen.

SPORT1: Verraten sie uns doch zum Abschluss, wer für Sie die aktuell besten Fahrer in der Formel 1 sind!

Hülkenberg: Max Verstappen und Fernando, weil sie jedes Wochenende auf dem Podium stehen und in allen Rennen liefern. Max ist in den letzten Jahren sehr gereift und hat das Ungestüme von früher komplett abgelegt. Er ist einfach immer weltmeisterlich unterwegs.