Nico Hülkenberg schlägt sich bei seiner Formel-1-Rückkehr exzellent!
Hülkenberg lässt Mick alt aussehen
Beim Großen Preis von Australien sackte der Deutsche als Siebter seine ersten Punkte für Haas ein. Eine Sensation verhinderte nur die letzte Rote Flagge, ansonsten wäre er wohl auf das Podest geklettert. Ärgern über die verpasste Chance wollte sich Hülkenberg, der seit seinem Comeback extrem locker und sehr fokussiert wirkt, aber nicht.
Zu groß war die Erleichterung über das Resultat, wie dem Emmericher im Anschluss anzumerken war. Sky-Experte Timo Glock fragte Hülkenberg nach dem Rennen, ob er aktuell so viel Spaß wie noch nie in seiner Formel-1-Karriere habe. Der 35-Jährige zögerte erst und entgegnete dann: „Findest du?“
„Man sagt im Deutschen so schön: Ich bin im Reinen mit mir selber. Ich habe Spaß hier“, sagte der Haas-Pilot, dem die dreijährige Pause gut getan habe. So habe sich Hülkenberg resetten können. „Meine Perspektive hat sich geändert, familiär auch, ich bin auf allen Ebenen gut aufgestellt. Ich habe eine dicke Haut, lasse mir nicht so leicht reinreden und es geht gut“, betonte er.
Während seiner Auszeit hatte Hülkenberg seine langjährige Partnerin geheiratet und ist Vater einer Tochter geworden. Sowohl auf der Strecke als auch bei Interviews im Paddock ist sein positiver Gemütszustand spürbar - ganz zum Wohlwollen von Teamchef Günther Steiner, der mit der viel diskutierten Trennung von Mick Schumacher ein gewisses Risiko einging.
Hülkenberg dominiert Haas-Teamkollegen Magnussen
„Wir haben genau das bekommen, was wir wollten“, stellte Steiner schon vor dem Rennen in Australien klar. Hülkenberg arbeite sehr hart und fordere die Crew. „Bisher habe ich nichts zu meckern, was sehr selten ist“, so der Südtiroler.
Wie oft Steiner seinen Unmut zum Besten geben kann, hat Schumacher im vergangenen Jahr hinlänglich zu spüren bekommen. Zwar bescheinigte der Haas-Teamchef dem Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher eine vernünftige Performance, sagte jedoch nach dessen Abgang: „Mick hat einen guten Job gemacht, aber wir mussten ihn tragen. Wir brauchen aber jemanden, der uns trägt.“
Doch Steiners Plan, den jungen Schumacher durch den elf Jahre älteren Hülkenberg auszutauschen, stieß auch auf Gegenwind. Nach heftigen sowie teuren Unfällen zu Saisonbeginn stabilisierte sich Schumacher und fuhr die stets geforderten Punkte ein.
Letztlich hatte Schumacher in den Rennduellen gegenüber Teamkollege Kevin Magnussen klar die Nase vorne (12:7). Seine Qualifying-Schwäche verbaute dem 24-Jährigen aber oftmals noch bessere Ergebnisse - so konnte er die Verantwortlichen des Teams in den entscheidenden Momenten nicht final überzeugen.
Das ist Schumachers Nachteil gegenüber Hülkenberg
Wenn es darum geht, die letzten Tausendstel aus dem Haas zu quetschen, ist Hülkenberg eine Bank und ein anderes Kaliber als Schumacher. Obwohl er drei Jahre pausierte, hat der Emmericher alle drei bisherigen Qualifying-Vergleiche mit Magnussen für sich entschieden.
Zusätzlich beherrschte er den Dänen in Melbourne erstmals über die gesamte Renndistanz. Dabei bezifferte der Ex-Champion des 24-Stunden-Rennens von Le Mans sein momentanes Leistungsvermögen selbst erst auf „90 Prozent“.
„Seine Leistung überrascht mich nicht, er macht das sensationell“, verriet Hans-Joachim Stuck gegenüber Eurosport. Zwar halte die deutsche Motorsport-Legende große Stücke auf Schumacher, „aber ob er auch die Leistungen wie Hülkenberg zeigen würde, weiß ich nicht. Hülkenberg bringt dieses Team mit seiner Erfahrung nach vorne. Die hat Mick noch nicht“, ergänzte Stuck.
Was Schumacher aus dem leicht modifizierten Haas im dritten Jahr rausgeholt hätte, ist natürlich reine Spekulation. Trotz allem lässt Hülkenberg seinen Landsmann ein wenig alt aussehen. Er fährt bei seinem Formel-1-Comeback fehlerfrei, wirkt konzentriert sowie souverän, hat Magnussen auf Anhieb in der Tasche, ist ehrgeizig und nach Platz sieben in Australien auch erfolgreich.
Hülkenberg und Haas - das scheint ein Volltreffer zu sein.