Eines muss man dem Andretti-Clan lassen: Das Wort „Aufgeben“ gehört offensichtlich nicht zum Vokabular der wohl berühmtesten und erfolgreichsten Dynastie des US-Motorsports. Teambesitzer Michael Andretti und sein Vater Mario, Formel-1-Weltmeister von 1978, drängen weiter mit Nachdruck auf ein Engagement in der Formel 1. (NEWS: US-Legende plant neues Formel-1-Team)
US-Dynastie will F1-Einstieg erzwingen
Dabei hat die Königsklasse selbst den Bemühungen zuletzt immer wieder einen Riegel vorgeschoben und auch unter den etablierten Kräften herrscht wenig Begeisterung über den potenziellen Neueinsteiger, müssten die Einnahmen dann doch durch elf statt wie bisher durch zehn Teams geteilt werden.
Nachdem 2021 schon die Übernahme des aktuell unter Alfa-Romeo-Branding startenden Sauber-Teams scheiterte, kamen zuletzt Gerüchte auf, AlphaTauri stünde im Zuge der Konzern-Umstrukturierung nach dem Tod von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz zum Verkauf. Andretti lotete die Option offenbar aus, musste aber auch in diesem Fall feststellen: „Sie sind nicht interessiert“, wie der Amerikaner nun dem Indianapolis Star verrät. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Bevorzugen würden die Andrettis ohnehin die Gründung eines eigenen Teams in der Formel 1 - vor allem nach den Erfahrungen rund um den gescheiterten Sauber-Kauf: „Ehrlich gesagt war es ein Witz. Wir waren soweit, es war alles erledigt und sogar schon ein Tag für die Unterschriften angesetzt. Zwei Tage vorher haben sie einfach die Bedingungen geändert, um im Grunde doch noch die Kontrolle zu behalten. Da haben wir viel Zeit vergeudet“, erklärt Michael Andretti.
Andretti - per Mega-Fabrik in die Formel 1
Als Konsequenz nehmen die US-Racer das Heft nun selbst in die Hand: Dreh- und Angelpunkt wird dabei eine neue Mega-Fabrik des Teams in Fishers, außerhalb der amerikanischen Rennsporthauptstadt Indianapolis. 200 Millionen Dollar kostet das hochmoderne Bauwerk und erstreckt sich über 50.000 Quadratmeter, Anfang Dezember erfolgte die Grundsteinlegung. Mario Andretti erklärte dabei mit Blick auf die Fabrik: „Sie wird größer als die von Ferrari.“
Denn die Andrettis wollen dort nicht nur ihr Team beherbergen. Neben der Anlage entsteht auch ein Museum, eine Public-Viewing-Zone für die Rennen und sogar ein Restaurant, in dem die italienischen Hausrezepte der stolzen Familie aufgetischt werden. Die Andrettis haben große Pläne: „Wir wollen in allen Formen des Rennsports vertreten sein, von Le Mans über Monaco bis zum Indy 500 und nach Daytona. Und in Zukunft wollen wir das hier alles unter einem Dach haben“, sagt Michael Andretti.
F1-Einstieg wegen Boom in den USA
Die Formel 1 nimmt dabei einen speziellen Status ein, erfährt sie doch gerade auf dem US-Markt aktuell einen enormen Boom: Nach Austin und Miami kommt 2023 mit Las Vegas bereits ein drittes Rennen auf amerikanischem Boden hinzu. Für Andretti ist das Timing für einen Einstieg deshalb perfekt: „Wir geben viel Geld aus, um den Ball ins Rollen zu bringen und wissen, dass wir damit ein Risiko eingehen. Aber wir haben das Gefühl, dass es das wert ist“, erklärte der Teambesitzer bereits vor einigen Monaten. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Der ehemalige McLaren-Teamkollege von Ayrton Senna bleibt zuversichtlich, dass ihm und seinem Vater die Türen zur Formel 1 nicht mehr lange verschlossen sind: „Wir arbeiten jeden Tag daran und ich bin immer noch optimistisch. Wir kommen näher: Noch haben wir das ‚Okay‘ (der Formel 1, Anm. d. Red.) nicht bekommen, aber wir sind wirklich nah dran“, glaubt Andretti Jr. und fügt an: „Wir hoffen, dass wir in den nächsten Wochen etwas hören. Es wäre natürlich ein schönes Weihnachtsgeschenk.“