Ein Abschiedstermin jagt den nächsten für Sebastian Vettel beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi (Rennen heute ab 14 Uhr): Los ging es bereits am Mittwochabend bei einem privaten Event mit seinem Aston-Martin-Team.
Hamilton sicher: Vettel kehrt zurück
Noch kleiner und illustrer wurde der Kreis aber am Donnerstag: Da trommelten sich, auf Initiative von Lewis Hamilton hin, ausnahmslos alle 20 Fahrer für ein Abendessen mit Vettel zusammen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Ein Schnappschuss von der Zusammenkunft, den Ex-F1-Pilot Alex Wurz, seines Zeichens Vorsteher der Fahrervereinigung GPDA, in den Sozialen Medien teilte, ging danach viral - und veranlasste den Österreicher dazu, tags darauf gleich nachzulegen: „Wir können offenbar nicht genug voneinander bekommen“, schrieb Wurz unter ein Foto vom Saisonabschluss-Meeting der GPDA am Freitag.
Das Besondere: Alle 20 F1-Fahrer huldigen Vettel darauf mit seinem berühmten Vettel-Finger, der legendären Jubelgeste des Heppenheimers, und haben dabei offensichtlich viel Spaß. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Hamilton witzelt über Vettel-Rückkehr
Obwohl laut Wurz in dem Meeting auch die nächstes Jahr ohne Cockpit dastehenden Mick Schumacher, Daniel Ricciardo und Nicholas Latifi verabschiedet wurden, stand natürlich Vierfach-Champion Vettel im Mittelpunkt, der der Königsklasse als ehemaliger GPDA-Direktor nach 16 Jahren Lebewohl sagt.
Einer will dabei nicht so recht glauben, dass es das wirklich schon war mit der Karriere des Aston-Martin-Stars. Lewis Hamilton meldet in Abu Dhabi jedenfalls seine Zweifel daran an, dass die Fans Vettel nie wieder im F1-Auto zu sehen bekommen.
„Du kommst doch wahrscheinlich zurück“, sagt er grinsend in der Pressekonferenz an Vettel gerichtet: „Das haben wir ja auch schon bei anderen Fahrern gesehen. Also ich akzeptiere es und denke mir schon irgendwie ‚Ja, es ist sein letztes Rennen.‘ Aber im gleichen Augenblick denke ich mir auch: ‚Der kommt sicher zurück.‘“ (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Vettel zu Hamilton: „Wir tauschen sozusagen“
Vettels Konter darauf lässt jedoch nicht lange auf sich warten.
„Lass uns später draußen reden, aber möglicherweise können wir da einen Deal machen: Wenn du vielleicht aufhörst, dann komme ich zurück und wir tauschen sozusagen“, spielt der Deutsche unter dem Gelächter der anwesenden Journalisten darauf an, dass ein konkurrenzfähiges Auto wie Hamiltons Mercedes in Zukunft tatsächlich Anreiz für eine Rückkehr sein könnte.
Dass viele Fahrerkollegen Vettel vermissen werden, daraus machen die Wenigsten ein Geheimnis. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
„Er hat so viel erreicht in diesem Sport, aber als Person war er noch unglaublicher“, gibt beispielsweise Ferrari-Star Charles Leclerc eine Anekdote zum Besten: „Ich erinnere mich, dass ich in der Formel 2 war und das Simulationsprogramm für Ferrari gemacht habe, was anstrengende und eher ermüdende Arbeit ist. Ich dachte, Seb weiß nicht mal, dass ich der Typ im Simulator bin. Dann hat er mir jedoch aus heiterem Himmel einen Brief geschrieben, um sich für die harte Arbeit zu bedanken. Das hat mir viel bedeutet.“
Später wurden Vettel und Leclerc dann Teamkollegen bei Ferrari, ihre gute Beziehung litt trotz aller sportlichen Rivalität aber nicht darunter, wie der Monegasse verrät: „Natürlich gibt es dann innerhalb des Teams einen anderen Wettbewerb, aber er war trotzdem immer super unterstützend und hat mir versucht zu helfen, wann immer ich eine schwierigere Zeit hatte.“
Verstappen erzählt rührende Vettel-Anekdote
Eine Erfahrung, die auch Daniel Ricciardo machte, der neben Vettel bei Red Bull fuhr: „Natürlich sind wir alle Wettkämpfer, aber Seb konnte das immer gut trennen und hatte immer ein Auge auf all uns andere Fahrer. Wir sind ihm genauso wichtig wie der Sport, den er so liebt“, sagt der Australier.
Ein Beispiel dafür nennt Max Verstappen: „Eine Sache, an die ich mich mein Leben lang erinnern werde, war letztes Jahr in Silverstone: Ich kam zurück aus dem Krankenhaus (nach seinem Unfall mit Lewis Hamilton; d. Red.) zu meinem Motorhome, um meine ganzen Sachen zu holen und er war da, hat auf mich gewartet und gefragt: ‚Wie geht es dir Max, bist du okay?‘ Das zeigt einfach, wie er ist.“
Verstappen: „Von einer Karriere wie seiner können andere nur träumen. Aber das ist eben nicht alles: Auch als Person war er immer sehr fürsorglich.“
Auch Alonso huldigt Ex-Rivale Vettel
Selbst von Ex-Rivale Fernando Alonso, den Vettel 2010 und 2012 mindestens zwei WM-Titel kostete, gibt es daher anerkennende Worte zum Abschied.
„Wir haben viele Saisons gegeneinander um die WM gekämpft. Auch wenn der Ausgang (der Duelle, Anm. d. Red.) immer zu seinen Gunsten war, wird das unsere beiden Namen in der Geschichte des Sports immer miteinander verbinden“, sagt der Spanier.
Er trägt in Abu Dhabi deshalb sogar einen speziellen Helm im Vettel-Design - genauso wie übrigens auch Mick Schumacher und Lando Norris.