Das stark umworbene Top-Talent Oscar Piastri wird ab dem kommenden Jahr für McLaren in der Formel 1 fahren.
Piastri-Urteil enthüllt pikante Details
Das zuständige Schiedsgericht für Vertragsfragen (CRB) entschied am Freitag, dass der Vertrag des Australiers mit dem englischen Traditionsteam gültig ist. Andere bindende Verpflichtungen sei Piastri nicht eingegangen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Aus dem Urteil geht jedoch auch hervor, dass der Australier den Vertrag mit McLaren bereits am 4. Juli - dem Montag nach dem Rennen in Silverstone - unterschrieben hat. Dabei habe es sich laut CRB um einen Vertrag als Reservefahrer gehandelt, der jedoch im Falle eines freien Cockpits zu einem regulären Fahrervertrag umgewandelt werden könne.
Erst Ende August löste der Rennstall den Vertrag mit Daniel Ricciardo auf, dessen Cockpit nun eben sein junger Landsmann übernimmt. Nach eigener Auskunft wusste Ricciardo nichts von diesem Vertrag mit Piastri. Außerdem wurde der Vertrag im CRB-Urteil mit einer Laufzeit von zwei Jahren angegeben. McLaren hatte in seiner Pressemitteilung lediglich von einem mehrjährigen Kontrakt gesprochen.
Vertrags-Wirrwarr in Alpines Rechtsabteilung
Zudem soll es sich bei dem Schriftstück, dass Alpine als gültigen Fahrervertrag mit Piastri angesehen hatte, lediglich um Term Sheet gehandelt haben - also ein Papier, bei dem die Rahmenbedingungen eines noch abzuschließenden Vertrags formuliert wurden. Diesem Term Sheet aus dem November sollte innerhalb von zehn Werktagen der Vertrag folgen.
Aufgrund eines personellen Engpasses in der Alpine-Rechtsabteilung sei es dazu aber nicht gekommen, wie racingnews365 als erstes Medium berichtete. Chefjuristin Benedicte Mercer habe sich dafür bei Piastris Manager Mark Webber entschuldigt. Erst im März, wenige Tage vor Saisonstart, wurde der Vertrag als Reservefahrer beim CRB eingereicht, dieser enthielt jedoch keine Verlängerung über den 31. Dezember hinaus für einen möglichen Platz als regulärer Fahrer.
Mercer erklärte dieses Vorgehen gegenüber Webber als „Notmaßnahme“ da Piastri sonst keine Superlizenz als Reservefahrer bekommen hätte. Später soll sie dem Term Sheet die Formulierung „rechtsverbindliche Vertragsbedingungen“ hinzugefügt haben, die allerdings in der Version, die das Piastri-Lager erhalten hatte, nicht steht. Daher stellte das CRB fest, dass man nicht beurteilen könne, ob die Alpine-Chefjuristin wirklich davon ausgehen konnte, dass das Term Sheet rechtsverbindlich sei.
Alpine und McLaren bestätigen CRB-Urteil
Gleich im Anschluss an die Mitteilung des CRB reagierten auch die in den Streit involvierten Teams. Piastri habe einen "mehrjährigen Vertrag" unterzeichnet, teilte McLaren mit, der Formel-2-Meister wird damit ab dem kommenden Jahr Teamkollege des Briten Lando Norris.
Alpine, das Renault-Werksteam, hatte Piastri jahrelang ausgebildet, wollte ihn im kommenden Jahr zum Stammfahrer befördern und pochte auf einen gültigen Vertrag. Piastri allerdings gab an, sich nicht an Alpine gebunden zu haben, das CRB musste also entscheiden. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Alpine akzeptiert Piastri-Urteil und sucht Nachfolger
Am Freitag nun akzeptierte Alpine das Urteil, „wir sehen die Angelegenheit als abgeschlossen an und werden unsere Fahrerpaarung für 2023 zu gegebener Zeit verkünden“.
Das Team sucht einen Nachfolger für Fernando Alonso und Kollegen für Esteban Ocon. Gehandelt wird neben Pierre Gasly (AlphaTauri) auch Mick Schumacher, der bei Haas bislang noch keinen Vertrag für 2023 erhalten hat.