Während Porsche noch immer zögert, ist Audi vorgeprescht. Bereits im Rahmen des Großen Preises von Belgien in Spa haben die Ingolstädter ihr Engagement in der Formel 1 verkündet.
Rosige Aussichten für Schumacher
Der Kurs, wie und mit wem sie die Königsklasse aufmischen wollen, ist klar. Audi baut einen Motor, der dem neuen Reglement ab 2026 entspricht, und kauft als Basislager 75 Prozent des Sauber-Teams. Das werden die Ingolstädter nach Informationen von SPORT1 kurz vor dem Rennen in Singapur (25. September) bekanntgeben.
Mit der Übernahme von Sauber steht auch fest: Audi will die Führungsriege mit eigenen Leuten besetzen – und auch Einfluss auf die zukünftigen Piloten nehmen. Dass ein Landsmann erwünscht ist, hat Audi-Boss Markus Duesmann bereits bestätigt.
Audi hat Mick Schumacher im Visier
SPORT1 erfuhr aber: Die Ingolstädter wollen nicht nur irgendeinen deutschen Piloten - sie haben Mick Schumacher im Visier.
Mehr noch: Schon im nächsten Jahr würden sie den Sohn von Rennlegende Michael Schumacher in ihrem zukünftigen Team parken, gäbe es dabei nicht ein Problem: Sauber besitzt gültige Verträge mit dem Finnen Valtteri Bottas und dem Chinesen Zhou Guanyu. Die will Audi nicht brechen. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Schumacher junior befindet sich deshalb mitten im Pokerspiel für das Jahr 2023. Mindestens diese Saison muss er überbrücken, um in Zukunft bei einem deutschen Hersteller wie Audi anzudocken. Ein Jahr Pause kommt für den jungen Deutschen dabei nicht infrage. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Licht und Schatten für Schumacher in Zandvoort
Das Problem: Sein aktueller Haas-Teamchef Günther Steiner hat sich noch nicht entschieden, ob er mit Schumacher weitermachen will. Startplatz acht in Zandvoort war ein Ausrufezeichen, doch im Rennen streikte der Wagenheber. Ergebnis: Platz 13 – und die Erkenntnis im Schumacher-Lager, dass es auch 2023 schwer sein wird, sich im US-Team in Szene zu setzen.
Blieben Alpine, Williams und unter Umständen AlphaTauri.
Zu Alpine wechseln kann Mick nur, wenn Noch-Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly, der Wunschkandidat der Franzosen, beim Red-Bull-Junior-Team bleibt. Dafür spricht: Red Bull fordert eine Ablöse. Ob sich Alpine die nach der Pleite mit Oscar Piastri noch leisten will? (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Herta bei AlphaTauri im Gespräch
Doch selbst wenn Gasly bei Alpine unterschreibt, ist der Weg zu AlphaTauri für Schumacher nicht automatisch geebnet. Grund: Die thailändischen Red-Bull-Mehranteilseigner wollen unbedingt den Amerikaner Colton Herta ins Team holen. Herta, im Moment einer der Spitzenpiloten in der amerikanischen Indy-Car-Serie, soll als Verkaufsbeschleuniger für die Flügel verleihenden Dosen auf dem US-Markt genutzt werden.
Die innerhalb des Teams bestehenden Zweifel, ob der Quoten-Amerikaner überhaupt die Fähigkeiten hat, in der automobilen Königsklasse zu bestehen, spielen bei den Überlegungen der Thai-Bosse keine Rolle.
Immerhin: Formel-1-Chef Stefano Domenicali schiebt dem Red-Bull-Plan derzeit den Riegel vor. Der Italiener ist gegen eine Ausnahmegenehmigung, Herta auch ohne die notwendigen Punkte eine Formel-1-Superlizenz auszustellen. „Ein amerikanischer Fahrer ist wichtig für die Formel 1″, sagt er. „Aber wir sollten uns an die Regeln halten.“
Red Bull mit Klartext in Sachen Schumacher
Die anstehende Trennung von Ferraris Juniorakademie könnte Schumacher so doch noch zum Kandidaten für das Red-Bull-B-Team machen.
Dessen Motorsportchefberater Helmut Marko lässt die Tür verbal schon mal einen Spalt weit offen, wenn er zu SPORT1 sagt: „Erstens: Gasly hat für nächstes Jahr einen Vertrag mit uns. Zweitens: Unser Franz Tost (Teamchef von AlphaTauri, Anm. d. Red.) hat eine Nähe zu Mick Schumacher und glaubt an ihn, aber solange er im Förderungsprogramm von Ferrari ist, werden wir uns nicht mit ihm beschäftigen.“
Die dritte Alternative: Williams. Allein: Das vom Deutschen Jost Capito geführte Traditionsteam müsste sich erst einmal von Nicholas Latifi trennen. Sportlich liefert der Kanadier viele Gründe dafür, es mit einem anderen Piloten zu versuchen. Aber ob Williams auch auf die kolportierten 30 Millionen Euro verzichten will, die Latifis Vater zum jährlichen Budget beisteuern soll, bleibt zu bezweifeln. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Mercedes-Boss Wolff schwärmt von Schumacher
Noch wird also an einer Lösung gearbeitet. Doch dass Audi-Interesse an Schumacher zeigt, dürfte auch Mercedes zu Ohren gekommen sein. Dessen Motorsportchef Toto Wolff streute Mick Schumacher in Zandvoort verbale Rosen. Der Wiener: „Mick ist eine tolle Persönlichkeit, er hat Talent, ist schnell. Er braucht nur mehr Zeit [...]. Wenn ein Platz frei werden sollte, nehmen wir immer den mit der besten Performance. Mick wäre definitiv einer, den wir auf dem Radar hätten.“
Das Problem: Bei Mercedes ist kein Cockpit frei. Das betont auch Wolff selbst: „Unsere beiden Autos sind vergeben.“
Für Mick Schumacher sind das alles gute Nachrichten. Selbst wenn ihm auf den ersten Blick das Formel-1-Aus droht, zeigen zwei deutsche Hersteller Interesse.