Dass es ein bitterer Tag werden könnte, hätte sich Sebastian Vettel in Spa (Belgien-GP, Sonntag ab 15 Uhr im LIVETICKER) eigentlich schon am Samstagmorgen denken können. Denn schon der Weg zur Strecke lief nicht ganz reibungslos. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Warum die Polizei Vettel anbrüllte
„Ich bin in der Früh mit dem Rad den Hügel zur Strecke runtergefahren“, verrät der Heppenheimer, „da kamen plötzlich vier Polizeimotorräder, haben mich aus dem Weg gedrückt und gebrüllt. Dann kam ein Renault, mit Fernando Alonso am Steuer, und nochmal zwei Polizeimotorräder, die mich wieder zur Seite gedrückt haben.“
Eine symbolträchtige Anekdote, muss Vettel doch genau dem Mann Platz machen, der nächstes Jahr seinen Platz bei Aston Martin einnimmt. Zwar scherzt der Deutsche in Bezug auf Alonso: „Ich habe ihn zurück überholt!“
Schumacher schlägt Vettel
Doch spätestens beim Blick aufs Qualifying vergeht dem Aston Martin-Star das Lachen am Samstag wieder: Als 16. scheidet er schon in Q1 aus, gerade einmal 0,002 Sekunden fehlen ihm auf Kumpel Mick Schumacher und den Einzug in die nächste Runde.
„Zwei Tausendstel sind jetzt nicht die Welt und natürlich schade, wenn es so eng ist“, resümiert Vettel. „Ich weiß, dass wir schneller hätten sein können, aber man muss die Zeit halt zum richtigen Zeitpunkt fahren und das ist mir nicht gelungen.“ (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Den Grund erklärt er so: „Ich hatte nicht den erwarteten Grip und Schwierigkeiten, die Runde zusammenzubekommen, denn mit dem Auto war es ein Auf und Ab dieses Wochenende. Gerade im Mittelteil habe ich mich schwer getan mit der Hinterachse und nicht die richtige Balance gefunden.“
Vettel profitiert von Strafen
Vettels Glück im Unglück ist die Strafenflut bei der Konkurrenz: Gleich sieben Autos werden mit Motorstrafen nach hinten versetzt, für den Hessen geht es am Sonntag deshalb von Rang zehn los.
„Wir profitieren davon und können von da, wo wir starten, immer noch ein gutes Rennen haben“, sagt er. „Ich weiß nicht, was für ein Auto wir morgen haben, aber da ist schon bisschen was drin. Ich hoffe natürlich auf Punkte.“ (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Deutlich schwerer wird dieses Unterfangen für Landsmann Mick Schumacher. Obwohl der Haas-Pilot am Samstag in Q2 einzieht und im Qualifying nicht nur Vettel knapp schlägt, sondern auch Teamkollege Kevin Magnussen um zwei Zehntelsekunden, muss er den Grand Prix als einer der Fahrer mit Motorstrafe vom letzten Startplatz aus aufnehmen.
Haas-Boss Steiner kritisiert und lobt
„Wir wissen, dass morgen ein hartes Rennen wird, aber heute lief es besser als erhofft: Wir sind davon ausgegangen, dass wir in Q1 rausfliegen, also ist es eine positive Überraschung“, erklärt Schumacher. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Zuckerbrot und Peitsche gibt es indes von Haas-Teamchef Günther Steiner. Zwar lobt der strenge Österreicher Schumacher im Vergleich zu Teamkollege Magnussen: „Von Kevin war es heute nicht der beste Run, er hat sich mehrfach verbremst. Toll ist, dass Mick die erste Qualifyingrunde überstanden hat – vor allem, wenn man bedenkt, dass er im Abschlusstraining (Sensordefekt; d. Red.) kaum gefahren ist. Ein sehr guter Job.“
Allein: Mit der Leistung im zweiten Segment ist Steiner nicht zufrieden. „Da hat er sich in Kurve eins verbremst und das war‘s. Man kann also sagen: Ich bin überrascht, dass wir so weit gekommen sind, aber auch enttäuscht, dass wir die Performance haben und dann nicht abliefern.“
Besonderes Rennen für Schumacher
Worte, die Schumacher für Sonntag nur noch mehr anstacheln dürften: „Man kann auf dieser Strecke recht einfach überholen, wir geben also unser Bestes und versuchen es. Meine Hoffnung ist immer noch, dass wir uns nach vorne bewegen können und in Spa gibt es immer viel Action, sicher auch morgen.“
Dann kann Schumacher seinem Teamchef auf der Strecke antworten, die sein Vater Michael einst als Wohnzimmer bezeichnet hat.
Für Schumi junior dürfte es ein besonderes Rennen werden: Vor genau 30 Jahren holte sein berühmter Herr Papa in Spa seinen ersten Sieg (im Benetton).