Schon lange waren die Hoffnungen bei Mercedes nicht mehr so groß wie vor dem Formel-1-Wochenende in Belgien (Das Rennen ab 15 Uhr im LIVETICKER).
Mercedes völlig desillusioniert
Für die Rennen nach der Sommerpause hatte man sich bei den Silberpfeilen vorgenommen, wieder näher an mögliche Siege heranzurücken – und diese Hoffnung hatte durchaus ihre Berechtigung. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Ganze sechsmal in Folge stand das Team zuletzt auf dem Podest, bei den Rennen in Frankreich und Ungarn sogar jeweils mit beiden Autos. Außerdem sicherte sich George Russell beim bislang letzten Grand Prix in Ungarn die erste Pole Position der Saison.
Und es kam noch besser. Bereits vor dem ersten Training am Freitag wurde klar, dass unzählige Piloten – darunter Max Verstappen und Charles Leclerc – aufgrund von Motorenstrafen in der Startaufstellung in Spa nach hinten versetzt werden.
Hamilton und Wolff entsetzt
Die Silberpfeile wurden bereits als Nutznießer auserkoren, der erste Sieg der Saison schien möglich. Nach dem Qualifying auf dem Circuit de Spa-Francorchamps ist von dem vorherigen Optimismus aber rein gar nichts mehr übrig.
„Es war viel, viel schlimmer als gedacht“, zeigte sich Lewis Hamilton nach der Qualifikation desillusioniert. Dabei waren es nicht die Platzierungen der beiden Boliden, die bei dem Rekord-Weltmeister für schlechte Stimmung sorgten.
Zwar starten er und Teamkollege George Russell von den Plätzen vier und fünf, und haben damit eine gute Ausgangsposition, die Zeiten sprechen allerdings eine andere Sprache. „Ich hätte nie gedacht, dass wir zwei Sekunden zurückliegen würden“, erklärte Hamilton weiter.
Rückstand auf Verstappen gigantisch
Das Problem: Auf Qualifying-Sieger Max Verstappen, der aufgrund seiner Strafe nur von Rang 15 aus in das Rennen gehen kann, fehlt richtig viel Zeit. Hamilton lag ganze 1,8 Sekunden hinter dem Weltmeister, Russell sogar mehr als zwei Sekunden. In der Formel 1 Welten. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
„Wir sind hier mit viel Optimismus hergekommen, dass wir wieder näher dran sein werden. Eine halbe Sekunde, wer weiß. Aber dann 1,8 Sekunden zurückzuliegen, ist ein echter Schlag ins Gesicht“, resümierte ein ernüchterter Hamilton.
Ähnlich äußerte sich auch Teamchef Toto Wolff. „Du kannst nicht drei Wochen vorher auf der Pole stehen […] und dann beim nächsten Rennen 1,8 Sekunden von der Pace weg sein. Es gibt etwas, was wir überhaupt nicht verstehen oder hinbekommen“, formulierte der Österreicher. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
„Für mich war es das schlimmste Qualifying, das ich in zehn Jahren erlebt habe“, führte Wolff weiter aus. So sei der Absturz seit dem Quali-Erfolg in Ungarn „nicht akzeptabel“.
Mercedes kennt Ursache für Rückstand nicht
Zumal die Ursachenforschung alles andere als simpel zu sein scheint. „Wir sind einfach nicht schnell. Es liegt einfach am Auto. Ich habe alles versucht und alles gegeben, Flügel gewechselt, das Set-up geändert, alles. Aber die beiden Teams vor uns sind in einer anderen Liga“, ist die Frustration bei Hamilton groß.
Als Enttäuschung wollte er den großen Rückstand aber dennoch nicht bezeichnen. „Ich möchte das Wort Enttäuschung nicht benutzen, denn man muss daran denken, dass in der Fabrik 2.000 Leute sind, die so hart arbeiten, es hinzubekommen“, versuchte sich Hamilton zu beherrschen. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir es hinbekommen und Updates bekommen, die uns nach vorne bringen, aber das ist nicht der Fall“, so der Sportler.
Und weiter: „Das tut weh, glaubt mir, aber man muss es weglachen und sich sagen, dass man nicht um die Meisterschaft kämpft. Man darf sich nicht hängen lassen. Ich habe die Verpflichtung, die Moral oben zu halten und weiter zu pushen. Man darf nicht entmutigt sein.“
Hamilton versucht positiv zu bleiben
Mit allen Mitteln versuchte Hamilton nach dem Qualifying sich nicht zu negativ zur aktuellen Situation zu äußern. Ein Vorhaben, das ihm größtenteils gelang, und doch musste er zugeben: „Ja, es ist sch***e und es ist langsam.“ (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
So verwundert es nicht, dass der 37-Jährige den Boliden „am Ende des Jahres definitiv nicht vermissen“ wird. „Es ist der größte Rückstand, den wir jemals hatten. Wir können nicht viel machen. Ich fokussiere mich nur darauf, wie wir das Auto für das kommende Jahr bauen und designen.“
Zuvor steht für den Briten aber erst einmal das Rennen in den belgischen Ardennen auf dem Programm, für das er trotz des großen Rückstandes optimistisch bleiben will. „Das Auto hat mir an diesem Wochenende nicht gesagt, dass es gewinnen möchte. Vielleicht werde ich heute Abend mal mit ihm reden, und morgen wird es dann hören.“
Ab 15 Uhr wird sich zeigen, ob der siebenmalige Weltmeister ein Auto-Flüsterer ist.