Er ist bekannt als politischster Fahrer der Formel 1: Fernando Alonso (41).
Der Mann, der keine Gnade kennt
Jetzt hat der Spanier wieder zugeschlagen. Mit seinem Wechsel von Alpine zu Aston Martin hat er ein Chaos auf dem Fahrermarkt ausgelöst. Hatte Alpine im Juli noch zu viele Fahrer für zu wenige Cockpits, steht das Team derzeit ganz ohne Piloten für sein zweites Auto da. Weil auch Junior Oscar Piastri (21) nicht mehr für die Franzosen fahren will. (BERICHT: Die Lachnummer der Formel 1)
Was Alonso damit zu tun hat? Viel! Er ist der beste Kumpel von Mark Webber, der das Supertalent Piastri managt - und der selbst einst von Flavio Briatore betreut wurde. Der Italiener wiederum ist immer noch der Manager von, genau, Fernando Alonso.
Logisch also, dass Webber und sein Schützling Oscar Piastri von den Plänen Alonsos gewusst haben müssen. Trotzdem warteten sie nicht einfach, dass der Sitz des Spaniers für den Überflieger aus Australien frei wird - sie suchten sich wie der Altmeister selbst ein anderes Cockpit. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Fernando Alonso führt Alpine auf die falsche Spur
Doch damit nicht genug: Im Poker um die Zukunft des Formel-2-Meisters von 2021 wartete Alonso bis zum 1. August, um Alpine die lange Nase zu zeigen.
Damit machte er indirekt auch den Weg für Piastri frei. Denn wie diverse englische Medien berichten, hätte Alpine bis 31. Juli eine Option auf das Supertalent ziehen müssen. Das aber hielten die Franzosen um Boss Laurent Rossi und Teamchef Otmar Szafnauer offenbar nicht für nötig, war man sich doch sicher, dass Alonso bleiben will. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Dabei hatte der Altmeister ganz bewusst noch eine falsche Fährte gelegt mit Sätzen wie: „Ich bin glücklich, wo ich bin.“ Oder: „Meine Priorität ist Alpine.“ Man musste schon ganz genau hinhören, um andere Aussagen richtig zu interpretieren.
Das wohl plakativste Beispiel aus heutiger Sicht: „Wenn sich zwei Parteien auf etwas einigen wollen, dauert das zehn Minuten. Wenn zwei Parteien einander nicht einig sind, ist vielleicht eine der beiden Seiten nicht happy.“
Keine Gnade - auch nicht für Renault
Fest steht, jetzt mehr als je zuvor: Der Spanier kennt keine Sentimentalitäten, er macht keine Gefangenen. Und: Alonso kennt sogar vor der Marke Renault keine Gnade. Obwohl er den Franzosen seine bisher einzigen beiden WM-Titel zu verdanken hat, 2005 und 2006. Trotzdem hat er Renault, deren Sportableger Alpine ist, am Nasenring durch die Manege geführt. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Das offenbaren auch Aussagen von Teamchef Szafnauer, der den Spanier auf einem Boot vor den griechischen Inseln wähnte und Mark Webber in Australien. Allein: Der Australier wurde am vergangenen Wochenende noch in London bei der Formel E gesichtet (im Gespräch mit McLaren-Boss Zak Brown!) und Alonso meldete sich mittlerweile via Instagram aus seiner Heimatstadt Oviedo - mit einem spitzbübischen Grinsen.
Bleibt die Frage, warum der Alonso-Clan Alpine eins auswischen wollte. Offenbar brachten das Angebot eines 1+1-Vertrages (statt 2+1) und ein geringeres Gehalt als Teamkollege Esteban Ocon das Fass zum Überlaufen. Solche Geringschätzung ist unter der Würde des Doppel-Champions.
Alonsos Vergangenheit spricht Bände
Dass auch Piastri McLaren-Mercedes dem in der WM vor den Briten liegenden Team aus Frankreich vorzieht, spricht Bände. Bei Alpine ekelte CEO Laurent Rossi schon die Franzosen-Legende Alain Prost weg. Jetzt auch Alonso und das eigene Juwel, in das man seit 2020 viel Zeit und Geld gesteckt hat.
Allein: Dass man mit einem Fernando Alonso nicht spielt, hätte Alpine wissen können. Der Spanier sorgte 2007 bei McLaren-Mercedes dafür, dass das Team in der Spionage-Affäre 100 Millionen Dollar auf den Tisch legen musste. Er brachte Ferrari gegen sich auf und beschimpfte den Honda im McLaren als GP2-Motor. Spätestens seitdem ist klar: Mit einem Alonso legt man sich nicht an.
Ob sein neuer Boss Lawrence Stroll das auch weiß?