Sebastian Vettel wird seine Karriere nach der laufenden Formel-1-Saison beenden.
Was Vettel sagt - und was er meint
Der viermalige Weltmeister verkündete seinen Entschluss in einem Video mit Pathos, Phrasen und Appellen. SPORT1 zeigt, was Vettel sagt und meint.
Er sagt: „Ich bin besessen von Perfektion.“ Und: „Ich bin stur und ungeduldig. Ich kann wirklich nervig sein.“ (Vettels Rücktritts-Statement im Wortlaut)
Dieser Besessenheit nachzukommen, war in den vergangenen Jahren, als der Erfolg bei Ferrari und Aston Martin ausblieb, schwer – trotz aller Mühen. Und daher spielt auch die Erfolglosigkeit einen Grund bei seiner Entscheidung, auch wenn er sie am Donnerstag nicht explizit nannte.
Doch bereits im Juli im SPORT1-Interview hatte Vettel erklärt: „Ich habe ja schon mehrfach betont, dass ich um Punkte, aber auch um Siege kämpfen will. Ansonsten kommt der Spaß abhanden.“ Vettel hat in dieser Saison bisher gerade einmal 15 Punkte gesammelt - eine deutliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Vettel will mehr Zeit in die Familie investieren
Auch deswegen möchte und kann er den Aufwand nicht mehr im bisherigen Maße investieren: „Mich der Formel 1 so zu widmen, wie ich es in der Vergangenheit getan habe, wie ich es für richtig halte, und ein guter Vater und Ehemann zu sein, passen für mich nicht mehr zusammen.“
Der Heppenheimer betont: „Ich liebe diesen Sport. Er war im Zentrum meines Lebens, seit ich denken kann. Aber es gibt mein Leben auf der Strecke und mein Leben neben der Strecke.“ (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Vettel hat, bei aller Leidenschaft für die Rennstrecke, schon immer auch abseits davon Interessen gehabt. Nun gerät vor allem seine Familie in den Fokus.
„Ich bin Sebastian. Vater von drei Kindern und Mann einer wundervollen Frau. Ich schätze die gemeinsame Zeit. Meine Leidenschaft für die Formel 1 geht einher mit einem hohen Zeitaufwand.“ Zeit, die er nun lieber mit seiner Familie verbringen möchte.
Vettels Ansage an die Formel 1
„Ich möchte meine Kinder aufwachsen sehen und ihnen meine Werte weitergeben.“
Werte, zu denen seinen Kampf für Menschenrechte, Umwelt und Nachhaltigkeit gehören – und die sich nur schwer mit seinem Job in der Königsklasse vereinbaren lassen.
„Formel-1-Fahrer zu sein, bringt Dinge mit sich, die mir nicht mehr gefallen.“ Vettel appelliert an die Verantwortlichen der Königsklasse, an die Teams, an die Fahrer, an die Mitarbeiter. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
„Vielleicht werden diese [Dinge] irgendwann gelöst. Aber der Wille, diese Veränderung umzusetzen, muss viel stärker werden und schon heute zum Handeln führen. Reden reicht nicht mehr aus und wir können es uns nicht leisten zu warten. Es gibt keine Alternative.“
Die Vorwürfe der Heuchelei, die er aufgrund seiner grünen Visionen und parallelen Tätigkeit als Formel-1-Fahrer erhalten hatte, könnten bald ein Ende haben.
Vettel hat Spuren hinterlassen
Er möchte in die Zukunft blicken, weiß aber auch um „die Spuren, die ich auf der Strecke hinterlassen habe“.
Was Vettel meint: Er ist viermaliger Weltmeister – und der bislang jüngste. 53 Rennen hat der heute 35-Jährige gewonnen, 122 Mal stand er auf dem Podest. Bei seinen Teams (BMW Sauber, Toro Rosso, Red Bull, Ferrari und Aston Martin) hat er viel versucht, viele Ideen mitgegeben.
Vettel denkt an Schumacher
„Die nächste Kurve ist in guten Händen, denn die neue Generation hat bereits eingelenkt.“ Damit meint Vettel wohl weniger die Titelkandidaten Max Verstappen (Niederlande) und Charles Leclerc (beide 24) aus Monaco, sondern vor allem Mick Schumacher. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Der 23-Jährige ist die nächste deutsche Hoffnung in der Königsklasse, der auch deswegen „bereits eingelenkt“ hat, weil er immer wieder Rat von Vettel erhielt und sicher auch weiter erhalten wird.
Nach Saisonende wird sich Vettel aber auch erstmal (mehr) Zeit für Dinge nehmen, die in den vergangenen Jahrzehnten zu kurz kamen – nicht nur seine Familie: „Ich mag die Natur und ihre Wunder. Ich mag Schokolade.“