Schadet Haas-Boss Günther Steiner der Entwicklung des in dieser Saison bislang glücklosen Mick Schumacher?
Schumachers Boss irritiert weiter
Die anhaltende öffentliche Kritik des Südtirolers an seinem Schützling hat inzwischen auch ihn ins Kreuzfeuer gebracht - vor dem Rennen in Baku hatten unter anderem Micks Onkel Ralf Schumacher, Experten-Kollege Timo Glock im SPORT1-Interview und auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff den Stil Steiners mehr oder weniger offen in Frage gestellt. (Wolffs Aussagen über Mick Schumacher: Pikant auf mehreren Ebenen)
Am Wochenende hat sich Steiner nun zur Wehr gesetzt: In einem emotionalen Interview rund eine Stunde vor Beginn des Rennens in Baku - in das Schumacher als 20. und Letzter ging und als 14. erneut die Punkte verpasste - hat er seine Sicht der Dinge erläutert. Nicht ohne neue Irritationen auszulösen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Steiner verteidigt sich - teils auf Kosten von Mick Schumacher
„Es wird das Lager von außen gespalten“, schimpfte Steiner bei Sky im Gespräch mit Reporter und Moderator Peter Hardenacke: „Wir wollen Mick erfolgreich haben. Wie wir es machen, ist unsere Sache. Wir brauchen keine Beratung. Die Spaltung des Teams von außen ist nicht gut für Mick.“
Den Vorwurf, dass er selbst Teil des Problems sei, wollte Steiner so nicht stehenlassen: „Ich probiere den Druck von Mick wegzuhalten. Ich brauch Mick, Mick braucht uns. Und wir müssen zusammenarbeiten. Es gibt viel Druck von außen, jedes Wort wird umgedreht. Ich bin wie ich bin und ihr werdet mich auch nicht ändern.“
Steiner betonte in diesem Zusammenhang auch, dass sich das Team am Freitag nach den technischen Problem im Training bei Schumacher „sofort entschuldigt“ hätte: „Wir sind ein Team, wir sind nicht so schlecht oder unhuman, wie manche Leute es machen.“
Der sichtbar angefasste Steiner - nicht erst durch das Arbeitsverhältnis mit Mick Schumacher als Mann der offenen Worte bekannt - betrieb Verteidigung in eigener Sache. Er sorgte dabei aber auch - an der Stelle womöglich unbeabsichtigt - für neuen Gesprächsstoff, der Schumacher in ein ungünstiges Licht rückte: „Wenn ich nach einem Rennen lese, was wir alles falsch gemacht haben. Ich habe für jede dieser Dinge zehn Sachen, wo Mick schlecht ist.“
Die Fronten zwischen ihm und Schumacher seien „nicht verhärtet“, so Steiner: „Wir haben letzte Woche gesprochen. Wir sprechen positiv, wie es weitergeht. Beratung, wie es weitergeht, brauche ich nicht.“
Ralf Schumacher: „Normalerweise selbstbewusster“
Ralf Schumacher, einer der Kritiker Steiners, reagierte in seiner Rolle als Experte bei Sky umgehend und vielsagend: „Normalerweise geht er mit seiner Meinung selbstbewusster um“, befand der jüngere Bruder von Micks Vater Michael Schumacher: „Aber ich bin froh, dass er sich hinterfragt.“
Die Aufregung scheint an Mick nicht spurlos vorüber zu gehen, nach seinem missratenen Qualifying gab auch er ein gereiztes Interview („Ja. Ich bin genervt, weil die ganze Situation etwas doof ist“). Ansonsten zeigt er sich in seinen Interviews und öffentlichen Auftritten bemüht, ruhig und diplomatisch mit seiner Situation umzugehen - der Kontrast zu Steiners offensiven Ansagen ist augenfällig.
Zukunft wegen Vertragspartner Ferrari ungewiss
Inwiefern Steiners Auftritt die hochschwappenden Wogen glättet, muss sich zeigen. Das Thema köchelt auch wegen Schumachers bereits am Saisonende auslaufenden Vertrag und der ungewissen Zukunftsperspektive des Youngsters, der in der F1 noch punktlos ist. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Zu diesem größeren Thema konnte Steiner am Sonntagmittag keine Neuigkeiten mitteilen - und verwies auf den Motorenpartner, bei dem Mick unter Vertrag steht: „Es ist nicht von uns abhängig, es hängt auch von Ferrari ab.“
Zweifel an Schumachers Eignung für die Formel 1 habe man nicht, „aber wir brauchen Erfolge. Wir müssen schauen, dass wir Punkte holen.“