In den vergangenen Wochen gab es außer McLaren-Pilot Daniel Ricciardo wohl keinen anderen Formel-1-Fahrer, der derartig unter Druck stand wie Mick Schumacher.
Teamchef bedankt sich bei Schumacher
Gleich zweimal hatte er seinen Haas in der laufenden Saison bei schweren Unfällen zerstört, nach dem Crash in Monaco wurde die Kritik am Youngster zuletzt immer lauter. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Ist der Sohn von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher in der Königsklasse überhaupt richtig? Wird sein Cockpit schon bald von einem anderen Fahrer übernommen? Kann Mick Schumacher überhaupt jemals Punkte holen?
Vor allem die Kommunikation von Haas-Teamchef Günther Steiner und dessen mitunter wenig unterstützende Art sorgten für Aufsehen. Gering war der Druck auf den 23-Jährigen vor dem Qualifying zum Großen Preis von Kanada also gewiss nicht.
Doch Schumacher hat standgehalten. Und wie!
Bestes Resultat der Formel-1-Karriere
Bei der Quali in Montreal erzielte er mit dem sechsten Platz das beste Ergebnis seiner Karriere.
Nach der Qualifikation fiel der Youngster freudestrahlend seiner Mutter Corinna Schumacher in die Arme. Auch für Managerin Sabine Kehm hatte er eine herzliche Umarmung parat.
Als er nach seinem erfolgreichen Arbeitstag vor das Sky-Mikrofon trat, war ihm anzumerken, wie wichtig die Performance vor allem für seine Psyche war. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
„Das Auto war großartig, vor allem unter diesen Bedingungen“, strahlte Schumacher in die Kamera. „Es hat sich von der ersten Runde an sehr gut angefühlt und ich habe überall Grip gefunden. Auch die Verbesserungen haben sich immer besser angefühlt, also in dem Sinne, dass ich mich immer wohler gefühlt habe mit den Runden, die gekommen sind.“
Magnussen schneller als Schumacher
Und das war auch an den Zeiten erkennbar. Im Laufe der Qualifikation konnte sich der 23-Jährige immer weiter steigern, im Q3 fuhr er zeitweise sogar lila Sektoren und damit die absolute Bestzeit aller Fahrer im Feld.
Dass er sich am Ende seinem um einen Rang besser platzierten Teamkollegen Kevin Magnussen geschlagen geben musste, ärgerte den Deutschen trotz seiner Top-Performance dennoch.
„Eigentlich war ich die ganze Zeit etwas schneller als Kevin“, erklärte er.
Weil er mit seinem gerade erst warmgefahrenen letzten Reifensatz auf den langsam fahrenden Ferrari-Piloten Carlos Sainz auffuhr, und seine Runde abbrechen musste, klappte es am Ende nicht mehr mit einer weiteren Verbesserung.
Mick Schumacher genoss Regen-Qualifying
Allzu lange damit beschäftigen wollte sich Schumacher aber nicht. Viel mehr freute er sich darüber, dass er zeigen konnte, mit den regnerischen Bedingungen - wie einst sein berühmter Vater - sehr gut umgehen zu können.
„Ich habe Fahren im Regen immer gemocht, und das Limit dort zu suchen. Vor allem im Qualifying auf so einer Strecke gibt es großes Potenzial in den Fahrern. Sie können zeigen, was sie draufhaben. Und ich denke, das ist mir heute gelungen“, sagte Schumacher.
Dass der Youngster endlich sein Potenzial entfalten konnte, sorgte auch bei Teamkollege Magnussen für gute Laune. „Ich freue mich für ihn. Er hat eine gute Leistung gezeigt. Ich konnte sehen, dass er schnell war“, sagte der Däne. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Günther Steiner drückte seine Freude zunächst schlichter aus. Als Schumacher die Hospitality von Haas betrat, richtete der Teamchef ein Wort an seinen Piloten: „Danke“. Später sagte er noch: „Das ganze Team hat einen super Job gemacht, beide Fahrer waren immer ruhig.“
Gute Ausgangsposition für Haas
Mit den Startplätzen fünf und sechs geht der US-Rennstall mit einer hervorragenden Ausgangsposition in den neunten Grand Prix des Jahres - wohl wissend, dass es am Sonntag wohl nicht mehr regnen wird und dadurch ganz andere Bedingungen herrschen.
Für Mick Schumacher spielt das zunächst einmal keine Rolle. Nach der ständigen Kritik konnte der Youngster mit seiner Darbietung für Ruhe sorgen und beweisen, dass er zurecht ein Cockpit in der Königsklasse besitzt.
„Natürlich ist es schön, ein gutes Ergebnis zu haben. Etwas, auf das man aufbauen kann. Das zeigt, dass ich aus gutem Grund hier bin“, sagte Schumacher. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Eine Garantie auf die so heiß ersehnten WM-Punkte ist die gute Startposition aber mitnichten, weiß der Deutsche: „Es wird nicht ganz einfach für uns, diese Positionen zu verteidigen. Aber eines steht fest - ich werde mich so teuer wie möglich verkaufen.“