Daniel Ricciardo beschäftigt sich im Moment noch mehr als sonst mit seinem Lieblingstier. Den kleinen Honigdachs, ein furchtloser Kämpfer vor dem Herrn, trägt er symbolträchtig auf seinem Helm.
Das große Rätsel der Formel 1
„Dieser kleine Kerl kämpft mit Löwen und Tigern, wenn es sein muss“, sagt der Australier. Diese Charaktereigenschaften will und muss der Australier jetzt auf sich übertragen.
Weil der 32-Jährige gerade den größten Durchhänger seiner bisher so erfolgreichen Karriere durchmacht. Deshalb stehen die Chancen vor seinem Heimrennen am Sonntag nicht gut. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Es müsste schon einer Menge Glück und zahlreiche Honigdachse benötigen, damit Ricciardo am Sonntag im umgebauten Albert-Park von Melbourne (Das komplette Rennwochenende im SPORT1-Liveticker) seinen McLaren-Mercedes als Erster über die Ziellinie fährt. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
McLaren-Mercedes MCL36 nicht konkurrenzfähig
Grund: Der McLaren der 22er Generation ist noch nicht konkurrenzfähig. Im Gegensatz zum Ferrari, McLarens Konkurrent um Platz drei im Vorjahr. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Während der rote Renner für viele überraschend die WM anführt, weil das italienische Traditionsteam die neuen Regeln optimal genutzt hat, hinkt das Team des deutschen Teamchefs Andreas Seidl noch hinterher.
Aus vielen Gründen: Der Mercedes-Motor ist nicht mehr der Beste seines Fachs, das Chassis des MCL36 hat ebenfalls noch viel Luft nach oben.
Norris klar schneller als Ricciardo
Allein: Ricciardos größter Feind liegt im eigenen Bett. Ein noch schwächelnder McLaren ist das eine - aber das größte Problem ist dessen junger britischer Teamkollege Lando Norris (21). Der war in Ricciardos McLaren-Debütjahr 2021 deutlich schneller als der Australier, weil er mit den Fahreigenschaften des McLaren wesentlich besser klar kam. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Norris schaffte es vier Mal aufs Podium, Ricciardo nur einmal. Aber, und das spricht für den australischen Kämpfer mit dem Honigdachsherzen: In Monza stand der Strahlemann aus Perth ganz oben. Dem Australier, nicht dem Briten, gelang der erste McLaren-Sieg seit 2012.
Diese Saison wollte Ricciardo sofort an den Monza-Erfolg anknüpfen. Doch dann kam Corona. Der Vettel-Schreck aus dem gemeinsamen Red-Bull-Jahr 2014 konnte nicht an dem wichtigen letzten Test in Bahrain teilnehmen und war so keine echte Herausforderung und Hilfe für Norris.
„Das erste Rennen war körperlich daher eines der anstrengendsten für mich“, gesteht er – verbindet aber auch das mit Optimismus. „Jetzt kann es nur noch besser werden.“
Auch sein Teamchef Andreas Seidl betont gegenüber SPORT1: „Unser Problem ist das Auto, nicht die Fahrer.“
Helmut Marko drückt Ricciardo die Daumen
Für sein Heimrennen macht sich Ricciardo deshalb noch keine Illusionen: „Wir müssen realisieren, dass es nicht darum geht, drei oder vier Zehntel zu finden. Wir brauchen mehr als eine Sekunde, wenn wir um Siege kämpfen wollen. Das geht nicht über Nacht.“
Aufgeben gibt es aber nicht. „Mich würde es nicht überraschen, wenn wir in diesem Jahr noch einen Sieg einfahren“, gibt er sich kämpferisch wie sein Lieblingstier. Klar, dass er sich wieder wie in Monza ganz oben auf dem Treppchen sieht. Und nicht den jungen Rivalen im eigenen Rennstall.
Unüblicherweise drücken ihm sogar die Konkurrenten die Daumen. Sein Ex-Red-Bull-Chef Helmut Marko zu SPORT1: „Daniel scheint sich bei McLaren noch schwer zu tun. Aber ihn abzuschreiben wäre ein Fehler. Wir wissen, was er kann. Nicht nur, weil er 2014 gegen Vettel stark aussah - sondern weil keiner sonst bei uns so auf Augenhöhe mit Max Verstappen gefahren ist. Und so lange ist das noch nicht her. Ich wünsche ihm Erfolg.“
Marko grinst: „Es reicht ja, wenn er Dritter hinter unseren beiden Piloten wird.“