Formel-1-Italien, in den letzten Jahren gedemütigt, geteert und gefedert, hat endlich wieder Grund zum Jubeln.
Schlafender F1-Riese scheint aufgewacht
Ferrari feiert in Bahrain seine Wiederauferstehung. Den Grundstein dafür legt die Scuderia bereits in der vergangenen Saison. Doch kann Charles Leclerc wirklich Weltmeister Max Verstappen herausfordern?
Ferrari feiert in Bahrain seine Wiederauferstehung. Den Grundstein dafür legt die Scuderia bereits in der vergangenen Saison. Doch kann Charles Leclerc wirklich Weltmeister Max Verstappen herausfordern?
Ferrari ist zumindest für einen Tag wieder zurück an der Spitze der Formel 1. Charles Leclerc stellte den F1-75 beim Saisonauftakt in Bahrain auf die Pole-Position. (F1-Auftakt in Bahrain am So. ab 16 Uhr im LIVETICKER)
Verständlicherweise groß war die Freude bei Teamchef Mattia Binotto: „Die Erwartungen waren hoch, die haben wir selbst kreiert. Aber das ist Ferrari. Jeder hat auf uns gewartet nach ein paar schweren Saisons.“
Für die Scuderia ist es die erste Pole seit 16 Rennen, zuletzt stand Leclerc in Baku 2021 ganz vorne. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Ferrari will ersten Sieg seit 2019
Auf einen Sieg wartet Ferrari mittlerweile sogar seit 45 Grand Prix - 2019 siegte der damalige Pilot Sebastian Vettel in Singapur. Besser als am Sonntag in Bahrain standen die Chancen lange nicht.
„Es ist toll für uns, da vorne zu stehen. Damit sind wir sehr happy. Das Team pusht hart. Umso schöner, dass wir performen“, sagt Binotto mit einem Lächeln unter der Maske.
Doch gerade die euphorischen Tifosi warnt er: „Morgen wird hart. Immerhin zeigt das Qualifying, dass das Auto gut läuft, aber die Saison ist lang. Es wird das ganze Jahr lang eng bleiben.“
Vettel-Nachfolger profitieren
Fest steht aber schon jetzt: Dass Ferrari sich schon früh im vergangenen Jahr voll auf die Entwicklung des neuen Autos konzentriert hat, zahlt sich nun aus. Nach zwei Jahren des Leidens ist man zurück im Kampf um den Sieg.
Vorbei die Zeiten, als der Ferrari-Antrieb nach dem geheimnisumwitterten Deal mit der FIA Anfang 2020 zur Luftpumpe degradiert wurde und erst Ende vergangenen Jahres wieder zu alter Stärke zurück fand. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Allein: Statt Sebastian Vettel, der 2020 dem lahmenden Ackergaul die Sporen geben musste, profitiert jetzt sein Nachfolger Carlos Sainz neben Heilsbringer Leclerc von der Ferrari-Wiederauferstehung, die schon bei den Tests ihren Anfang nahm.
Doch eine Pole-Position macht noch keinen WM-Titel.
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Verstappen kostet Fehler die Pole
Auch Binotto weiß, dass Weltmeister Max Verstappen am Samstag kein perfektes Qualifying gelungen ist, Leclerc hingegen schon. „Wir haben das Maximum aus unserem Potenzial herausgeholt“, gibt der Teamchef zu.
Nicht so Verstappen: „Max hat in der Zielkurve einen kleinen Schnitzer drin gehabt, das hat die entscheidende Zeit gekostet“, verrät Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
Der Niederländer ist mit nur 0,123 Sekunden Rückstand trotzdem zufrieden: „Es ist das erste Rennen und wir sind konkurrenzfähig. Das ist ein guter Start in die neue Ära.“
Verstappen will trotz oder gerade wegen der Rutscher in Q3 im Rennen auf Sieg fahren.
Red-Bull-Teamchef Horner lobt Ferrari
Was auffällt: Bei Red Bull scheint die Freude über den (momentanen) Rückstand von Erzfeind Mercedes größer zu sein als die Sorge angesichts der wunderbaren Renaissance von Ferrari. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Dass das Duell um den Sieg am Sonntag wohl roter Bulle gegen rote Göttin lautet, überrascht Horner jedenfalls nicht: „Ferrari war schon den ganzen Winter über stark. Sie haben mit einem neuen Motor und dem Benzin (Shell; d. Red.) einen guten Job gemacht, das sieht man auch an Haas und Alfa Romeo.“
Die Ferrari-Kundenteams überraschen im Qualifying positiv, mit den Plätzen sieben für Kevin Magnussen (Haas) und sechs für Valtteri Bottas (Alfa Romeo).
Leclerc bleibt bescheiden
Für den ganz großen Wurf sollen am Sonntag aber die Werks-Ferrari sorgen: Carlos Sainz Jr. rundet das bärenstarke Ergebnis für den Rennstall aus Maranello mit Startplatz drei ab. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Doch Pole-Setter Leclerc will sich nicht zu früh freuen: „Die letzten zwei Jahre waren teilweise schwer für uns. Heute waren wir eigentlich sicher, dass Red Bull schneller sein wird. Ich bleibe deshalb vorsichtig.“
Nach zwei Jahren voller Tiefschläge traut der Monegasse dem Frieden noch nicht. Kein Wunder bei einem Titelverteidiger als Gegner in Startreihe eins.