Max Verstappen und Lewis Hamilton sprechen vor dem Grand Prix in Katar erneut über ihr Duell in Brasilien.
Verstappen mit Klartext - Hamilton weicht aus
Interessant: Der WM-Druck lässt die Kampfhähne vor dem Rennen in Doha (Sonntag, ab 15 Uhr im LIVETICKER) plötzlich ihre Gewohnheiten ändern. Red Bulls Max Verstappen machte am Donnerstag den ersten Trackwalk seit 2017. Davor begründete er das Auslassen der Streckenbegehung damit, „dass ich so immer etwas länger im Bett bleiben kann.“
Erzkonkurrent Lewis Hamilton bereitete sich am Dienstag im Mercedes-Simulator auf die neue Rennstrecke in Katar vor – obwohl Simulator-Fahren nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung ist.
Verstappen stichelt gegen Mercedes
In der Pressekonferenz richtete sich das Hauptaugenmerk auf das Duell der beiden WM-Rivalen in Runde 48 von Sao Paulo. Hamilton drückte sich um eine klare Aussage: „Ich habe gewonnen, es war ein sehr emotionales Wochenende für alle und am Ende hat das Team mit dem Sieg bekommen, was es verdient hat. Ich vergeude meine Energie nicht darauf, was in Brasilien passiert ist oder ob Max nun eine Strafe bekommen sollte oder nicht.“
Verstappen wurde da schon deutlicher. Der Niederländer lässt keine Zweifel daran, dass er wieder genauso fahren würde. „Ich weiß, was passiert ist und ich würde das Gleiche wie in Brasilien nochmals machen. Wir fuhren hart, wir bremsten spät, beide auf abbauenden Reifen. Wir hatten ein tolles Duell, aber unser Gegner war letztlich schneller, und sie haben gewonnen.“ (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Ansonsten beschäftige er sich nicht mit der nachträglichen Anhörung, die Mercedes initiiert hat. Eine Spitze gegen das Konkurrenzteam kann er sich dann aber doch nicht verkneifen: „Es ist natürlich nicht mein Team, also muss ich mich damit nicht auseinandersetzen, aber dann zeigt man sein wahres Gesicht und zeigt, wer man wirklich ist.“
Vorteile für Hamilton in Katar
Ein Ergebnis der Revisions-Prüfung will die FIA erst am Freitag verkünden. Allein: Eine nachträgliche Strafe erwarte Verstappen nicht. „Aber wenn“, gibt sich der Red Bull-Star cool wie ein finnischer Formel-1-Kollege, der am Ende dieser Saison zurücktreten wird, „dann wäre es nicht das Ende der Welt.“ (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Fest steht: Der Zweikampf wird in Katar weitergehen. Auf dem Papier spricht vieles für Hamilton. Grund: Der Losail International Circuit besteht zwar vor allem aus mittelschnellen und schnellen Kurven, die eher für Red Bull sprechen.
Entscheidend könnte aber die über einen Kilometer lange Gerade sein, die in einer starken Bremszone für Kurve 1 endet. Dieser Streckenteil erinnert in Länge und Verlauf stark an die lange Gerade von Sao Paulo, die zum engen Senna S führt. Zur Erinnerung: Alleine in diesem Streckenabschnitt verlor Verstappen 0,4 Sekunden auf Erzfeind Hamilton.
Red Bull in Sachen Topspeed unterlegen
Red Bulls Hoffnung beruht auf den zu erwartenden hohen Asphalttemperaturen und einem sehr rauen Belag. Verstappens Teamkollege Sergio Perez macht deshalb Mut: „Das müsste uns entgegenkommen. Auf jeden Fall erwarte ich einen hohen Reifenverschleiß.“ Perez weiß aber auch: „Beim Topspeed sind wir gegenüber Mercedes im Moment klar unterlegen.“ (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
In Red Bulls Visier deshalb: eine mysteriöse Bewegung von Hamiltons Lenkrads in Brasilien, die – so die Theorie – die Dämpfer aktiv nach unten zieht und so den Luftwiderstand auf der Geraden senkt.
Mercedes tut derweil alles, die Verdächtigungen ins Reich der Fabel zu verweisen. Laut einem Sprecher sei die Bewegung wahrscheinlich eine optische Täuschung. Hamilton selbst zeigte sich überrascht: „Ich bewege das Lenkrad nicht vor und zurück. Am Samstag hatte ich ein bisschen Spiel im Lenkrad, wahrscheinlich weniger als einen Millimeter. Das mag ich nicht, also haben sie es getauscht und das Spiel war weg.“
Aussage von Hamilton verwundert
Eine Aussage, die verwundert, denn im Dokument 43 über die unter Parc-Fermé-Regeln getauschten Teile ist bei Mercedes keine Lenkung oder Lenksäule aufgeführt. Bei Red Bull betont man zudem, man habe die verdächtige Bewegung auch im Rennen am Sonntag noch registriert. Bleibt abzuwarten, ob das Verstappen-Team genug Beweise für einen Protest vorlegen kann. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Übrigens: Derweil hat auch Lewis Hamilton seinen ersten Trackwalk seit 2010 absolviert. In Katar fand er dafür allerdings eine Zwischenlösung: Er fuhr mit einem E-Scooter über die Strecke. Zumindest dessen Lenkung dürfte kein Spiel gehabt haben…