Lewis Hamilton hatte sich herangekämpft.
Schenkte Mick Verstappen den Sieg?
Die letzten beiden Runden beim Großen Preis der USA waren angebrochen, der Brite hing dem Führenden Max Verstappen im Nacken, nur noch rund eine Sekunde betrug der Rückstand. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Die Spannung war greifbar: Würde er noch einmal die Chance bekommen, zu einem Überholmanöver anzusetzen? (BERICHT: Wie Vettels fulminantes Comeback gelang)
Verstappen vs. Hamilton - mit Schumacher
Und auf einmal tauchte Mick Schumacher auf. Längst überrundet, auf Platz 16 liegend, aber plötzlich mittendrin im direkten Duell um den WM-Titel. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
„Zwei Runden vor Schluss habe ich gesehen, dass der Haas vor mir liegt, und ich dachte nur: ‚Geh mir bitte aus dem Weg!‘‘, schilderte Verstappen nach dem Rennen bei Sky Sports UK, was er am Funk auch lautstark zum Ausdruck gebracht hatte.
Denn: „Wenn du hinter jemandem fährst, ist es noch schwieriger, das Auto in der Spur zu halten.“
Mick Schumacher: „Eine schwierige Situation“
Keine einfache Situation - auch nicht für Schumacher, wie der junge Haas-Pilot selbst nach dem Rennen gestand. (STIMMEN: „Das kann man beim Frisör lesen“)
„Es war eine schwierige Situation, in der ich war, weil man sich nicht einfach in Luft auflösen kann. Ich konnte ihn nur in der letzten Kurve passieren lassen, aber natürlich wollte ich ihn so wenig wie möglich behindern“, erklärte der 22-Jährige.
Hätte Schumacher Verstappen also beinahe den Sieg gekostet - und damit auch die Führung in der WM-Gesamtwertung? Es gab durchaus Stimmen, die das so sahen.
Es gab aber auch andere, die das genaue Gegenteil behaupteten.
Dadurch, dass Verstappen so nah hinter Schumacher fuhr, durfte er laut Reglement nämlich auf DRS zurückgreifen, also seinen Heckflügel so verstellen, dass er weniger Luftwiderstand bot - und sein Auto damit auf den Geraden schneller machen.
„Zum Glück habe ich DRS von Schumacher bekommen, das hat geholfen. Was ich in den Kurven verloren habe, habe ich auf den Geraden wieder gutgemacht“, erklärte Verstappen.
Red-Bull-Boss: Beinahe Herzattacke wegen Schumacher
„Zum Glück hat das DRS den negativen Effekt ein bisschen neutralisiert“, meinte auch Schumacher. Und Verstappen habe das Rennen ja schließlich gewonnen.
Alles halb so wild also?
Schlussendlich schon - zuvor aber versetzte Schumacher dem Red-Bull-Lager jedoch einen gehörigen Schock, wie Teamchef Christian Horner in eindrücklichen Worten schilderte. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
„Mick hat uns auf der letzten Runde Zeit gekostet“, stellte der Brite bei Sky Sports UK fest, „aber er hat uns auch DRS beschert - und mir außerdem beinahe eine Herzattacke“. Ohnehin sei er „in diesem Rennen um etwa 25 Jahre gealtert“.
Formel 1 in den USA: Ralf Schumacher analysiert
Im Vergleich dazu betrachtete der ehemalige Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher die Vorkommnisse rund um seinen Neffen betont gelassen.
„Es ist alles gut“, meinte der Sky-Experte: „Natürlich: Wenn ich als Gewinner komme, dann soll ein Überrundeter auf die Seite fahren, ganz klar. Mick macht das ja immer, sobald er es fair kann.“
Seiner Meinung nach hielten sich die Vor- und Nachteile für Verstappen die Waage - den Rennausgang entscheidend beeinflusst hätte Mick demnach nicht. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Hamilton jagt Rekorde von Michael Schumacher
„Er ist jetzt gefühlt ein bisschen nah gewesen, DRS hat er auch noch mal bekommen, das hat ihm dann vielleicht ein bisschen geholfen“, schilderte Ralf Schumacher den kleinen Vorteil für Verstappen, ehe er aus Sicht eines Rennfahrers erklärte: „Aber er hat auch drei, vier Zehntel liegen lassen. Sowas stört ja auch im Auge, im Sichtfeld, das ist ganz normal beim Fahrer.“
Dass Mick Schumacher einem der beiden Rivalen im Kampf um den WM-Titel bewusst einen Vorteil verschaffen wollte, scheint ohnehin ausgeschlossen.
Auch wenn der eine oder andere Formel-1-Romantiker und Schumacher-Fan das mit Blick auf Hamiltons Jagd nach Michaels Rekorden gerne glauben wollte.