Er hat seinen Doktortitel zwar in der Juristerei gemacht und nicht in der Mathematik, trotzdem hat Dr. Helmut Marko nach dem Großen Preis von Österreich in Spielberg erst einmal nachgerechnet.
Red Bulls klare Warnung an Mercedes
"Innerhalb von drei Rennen haben wir jetzt 76 Punkte geholt", konstatierte er bei Sky. Danach huschte ein Lächeln über das Gesicht des sonst so strengen Red-Bull-Chefberaters. Das zeigt, wie stolz man bei den Österreichern über die zwei Siege bei den Back-to-back-Heimrennen in Spielberg, dem sechsten Saisonsieg und dem fünften in Folge ist.
Max Verstappens Triumph beim Österreich-GP war dabei die souveränste aller Vorstellungen von Red Bull in der Formel-1-Saison 2021. (Fahrerwertung der Formel 1)
Das sieht auch Marko so: "Ich denke, das war der Höhepunkt dieser letzten drei Rennen. Dieser GP war noch eindeutiger als die beiden zuvor. Max ist ganz souverän vorneweg gefahren. Wir haben dann auch das Tempo etwas reduziert. Wir gehen jetzt mit einem unglaublichen Selbstvertrauen nach Silverstone. Es gibt keine Strecke, vor der wir uns fürchten müssen. Aber trotzdem wissen wir, wie stark Mercedes generell ist und wir sind gewappnet für weitere enge Kämpfe."
Hamilton: "Hatte massive Schäden"
Der Grazer bestätigt damit, was Ex-Mercedes-Sportchef Norbert Haug im Interview mit SPORT1 bereits angesprochen hatte. Wer so überlegen ist wie Red Bull, zeigt nicht immer alles. (Alles Wichtige zur Formel 1)
Marko: "Wir sind teilweise nicht mit voller Power gefahren, Hamilton in gewissen Phasen sehr wohl. Sie versuchen es und kommen dennoch nicht an uns heran. Eine beruhigende Situation für uns."
Dazu passt: Hamilton musste so sehr am Limit fahren, dass er sich den Unterboden beschädigt hat. "Ich hatte massive Schäden", bestätigt der siebenmalige Weltmeister. "Ich bin froh, dass ich das Rennen überhaupt zu Ende fahren konnte."
Eine halbe Sekunde und 30 Punkte Abtrieb pro Runde soll das Handicap Hamilton gekostet haben. Und vor allem hat es die Reifen so ruiniert, dass er zum zweiten Service antreten musste. Am Ende war mehr als Platz vier nicht drin für den WM-Fighter der Schwarzpfeile.
Mercedes hat viel Arbeit vor sich
Fest steht für den Briten deshalb: "Wenn man sich Max anschaut, hatte er mit zwei Stopps 18 Sekunden Vorsprung. Sie haben eine unglaubliche Performance und wir haben viel Arbeit vor uns, um diesen Abstand zu verringern. Es waren recht schmerzhafte Rennen, aber wir halten den Kopf hoch und versuchen, unser Bestes zu geben."
Die Statistik spricht dabei gegen Hamilton, der nun fünf Rennen in Folge sieglos bleibt. So eine Negativserie hatte er zuletzt Ende 2017/Anfang 2018, als er sechs GP in Folge nicht gewann.
Optimistischer als sein Nummer-eins-Pilot ist dennoch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Wir hatten eine richtig gute Pace im Rennen", meint der Wiener. "Wären wir nicht so lange von dem McLaren aufgehalten worden, dann fahren wir um den Sieg mit."
Und auch die 32 Punkte Rückstand in der Fahrer-WM sieht Wolff nicht so eng. (Rennkalender der Formel 1 2021)
"Es sind noch 14 Rennen zu fahren. Ich bin eher ein Glas-halb-leer-Mensch, immer skeptisch. Aber in diesem Fall muss ich schauen, dass ich das Team aufbaue. Wir sind nur einen Ausfall (von Verstappen und Red Bull; Anm. d. Red.) davon entfernt, wieder ganz vorne mitzuspielen. Sowohl in der Fahrer- als auch der Konstrukteur-Weltmeisterschaft. Wir haben den Rückstand und das schlechtere Paket, aber da ist noch lange nichts entschieden."
Schumacher: "Schere zwischen Red Bull und Mercedes geht auf"
Wolffs Strategie ist durchsichtig. Wenn Mercedes dominiert, redet er die Stärke klein. Fahren die Dauersieger der vergangenen Jahre hinterher, macht der Teamchef seiner Mannschaft Mut.
Richtig so, aber Sky-Experte Ralf Schumacher redet da weniger politisch: "Die Schere zwischen Red Bull und Mercedes geht jetzt langsam auf. Wenn die nächsten zwei Rennen so bleiben, kann man fast schon einen Haken dran machen. Bei dem Aero-Level des Red Bull und der PS-Zahl von Honda ist das für Mercedes eine fast unlösbare Aufgabe."
Schlusswort von Sieger Max Verstappen, der 2021 nun fünf Rennen für sich entscheiden konnte: "Ich hatte nicht erwartet, dass es so dominant wird. Wir haben seit Beginn der Saison neue Dinge dazugelernt. Und es werden noch mehr hinzukommen."
Eine Aussage, die Mercedes' Berufs-Optimisten Wolff Sorgen bereiten sollte.