Nein, Sebastian Vettel durfte sich weder einen Pokal noch Glückwünsche beim Fürsten von Monaco abholen, das Podium war für ihn noch ein gutes Stück entfernt.
Vettel glänzt bei Verstappen-Sieg
Nach seinem fünften Platz auf der Fahrerstrecke schlechthin war der Heppenheimer nach schwierigen Monaten aber ähnlich glücklich wie Max Verstappen - und der hatte nach dem Leclerc-Drama vor dem Start und einem desaströsen Tag für Mercedes neben dem Prestige-Sieg auch noch die WM-Führung vom klar geschlagenen Rekordchampion Lewis Hamilton erobert.
"Der fünfte Platz ist mit Sicherheit gut, es war das beste Wochenende bisher. Irgendwie wussten wir, dass wir hier etwas mehr rausholen können als woanders", sagte Vettel, der seine ersten WM-Punkte für Aston Martin einfuhr und von den TV-Zuschauern weltweit zum "Fahrer des Tages" gewählt wurde.
"Wenn du rausfährst und direkt ein gutes Gefühl hast, kannst du darauf aufbauen."
Verstappen feiert Sieg
Red-Bull-Star Verstappen setzte sich unter dem Strich souverän vor dem Spanier Carlos Sainz im Ferrari und dem britischen McLaren-Piloten Lando Norris durch. Formel-1-Neuling Mick Schumacher brachte nach seinen zwei Unfällen im Training den Haas heil auf dem 18. Rang ins Ziel, er landete als Letzter aber erstmals hinter seinem russischen Teamkollegen Nikita Masepin (17.). (Rennkalender der Formel 1 2021)
Der große Verlierer war Dauersieger Mercedes. Hamilton, der in Monaco nie seinen gefürchteten Rhythmus fand, wurde auch wegen einer diesmal schwachen Teamstrategie nur Siebter. Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil schied zudem aus, weil sich beim Boxenstopp eine Radmutter partout nicht lösen ließ. Dadurch musste Mercedes auch die Führung in der Konstrukteurs-WM an Red Bull abgeben. Nach fünf Rennen ist der Titelkampf wieder vollkommen offen.
"Das ganze Wochenende war zum Vergessen, aber genau das dürfen wir nicht: vergessen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky. Hamilton erklärte: "Wir reden über alles intern. Wir versuchen, stärker zurückzukommen. Wir sind heute hinter unserer Leistungsfähigkeit zurückgeblieben."
Leclerc mit großem Pech
Gegensätzlich war die Gefühlslage bei Verstappen, der nun vier Punkte vor dem Engländer liegt. "Es ist etwas ganz Besonderes, hier zu gewinnen. Es ist ein unglaubliches Rennen", sagte der Niederländer, der in seiner Wahlheimat in den fünf vorherigen Anläufen stets das Podium verpasst hatte: "Von einem Sieg in Monaco träumt man schon als kleiner Junge, das macht mich heute sehr stolz. Die Saison ist noch sehr lang, aber natürlich sind wir auf einem guten Weg."
Die emotionalste Geschichte lieferte aber unfreiwillig Charles Leclerc, der Pole-Setter fuhr wegen technischer Probleme vor dem Start nicht einen Rennmeter. Traurig winkte er den Fans zu, der Trost der Fürstenfamilie linderte seinen Schmerz nicht wirklich. "Es ist schwierig, das zu verdauen, mir fehlen die Worte, ich bin sehr traurig", sagte Leclerc bei Sky: "Es ist hart, dieses Rennen nicht starten zu können." Denn es schien so viel möglich. (Fahrerwertung der Formel 1)
Völlig überraschend hatte er am Samstag Startplatz eins erobert, es war die erste Pole für Ferrari seit Oktober 2019. Der Monegasse setzte dabei zunächst die Bestzeit und beendete dann mit einem Abflug in die Leitplanke das Qualifying.
Ferrari kann Schaden nicht beheben
Leclerc selbst befürchtete einen Getriebeschaden, der Einsatz eines neuen Bauteils hätte ihn in der Startaufstellung um fünf Plätze zurückgeworfen. Doch Ferrari prüfte intensiv und gab am Sonntagmittag Entwarnung: "Charles behält seine Pole Position."
Schon bei seiner Installationsrunde gut 40 Minuten vor dem Start merkte Leclerc allerdings, dass etwas anderes nicht in Ordnung war. Die Crew arbeitete daraufhin fieberhaft in der Garage, wenig später stieg Leclerc aus und gab auf. "Schade für ihn, aber gut für mich", sagte Verstappen lapidar, der damit trotz Startplatz zwei ganz vorne stand.
Für Leclerc setzte sich eine schwarze Serie in seiner Heimat fort. Noch nie hat er in Monaco die Zielflagge gesehen, weder in der Formel 2 noch in der Formel 1. Dabei bleibt es erstmal.